Tsunami-Wut – Wenn Wut zu Gewalt wird

Tsunami-Wut – Wenn Wut zu Gewalt wird

Tsunami-Wut

Wenn Wut zu Gewalt wird

Die Tsunami-Wut ist eine Ausdrucksform des Gefühls der Wut, die zu körperlicher Gewalt aufruft. Sie ist besonders zerstörerisch und sie möchte physisch verletzen. Kein Stein bleibt auf dem anderen, wenn diese Riesenwelle angerauscht kommt und alles mit sich reißt. Über den Ursprung und die Geschichte, die die Tsunami-Wut erzählt, soll es in diesem Beitrag gehen. Denn im Bewusstwerden liegt der Schlüssel zur Freiheit.

Tsunami-Wut möchte ausgelebt werden, wenn nötig durch Gewalt

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Der Zerstörer unter den Wutformen

Wir alle kennen irgendeine Form von Wut: von irritiert sein, über genervt sein, verärgert, wütend bis hin zu Hass.

Und dann gibt’s da das, was ich Tsunami-Wut nenne.

Die Tsunami -Wut ist extrem laut und kommt angerast wie eine Tsunami-Welle. Im Gegensatz zu Hass ist sie aber sehr kurzfristig und richtet sich meist gegen eine Person oder eine Situation im Hier und Jetzt.

Hass dagegen ist etwas lange schwelendes und richtet sich meist gegen bestimmte Personengruppen ohne unbedingt ein Individuum der Gruppe zu kennen.

Die Tsunami-Wut ist die Panikattacke auf dem Wutspektrum. Diese Wut kommt schnell, anscheinend überraschend und lässt einen rot sehen.

Der präfrontale Kortex, der rationale Verstand, wird ausgeschaltet und man kann die Wut nur noch am Gegenüber auslassen. Die Welle verschluckt einen komplett, wirbelt einen durch und spuckt einen zerstört an Ende wieder raus.

Und genauso schnell wie sie gekommen ist geht sie auch wieder.

Diese Form der Wut ist enorm zerstörerisch. Sie will rausgelassen werden und sie will verletzen.

Sie möchte den anderen so sehr verletzen, wie diese Person einen selbst verletzt hat. Das kann verbal sein bis hin zu physischen Verletzungen oder sogar Mord.

Der körperliche Aspekt, der zu Gewalt aufruft

Der körperliche Aspekt spielt bei dieser Wut eine große Rolle. Sie möchte physisch verletzen. Sie möchte jemanden treten, schubsen, schlagen.

Die Tsunami-Wut will körperlich ausgelebt werden, bis hin zu Gewalt

Das Ausleben kann ganz unterschiedlich sein: Manche schlagen gegen die Wand oder werfen mit Dingen um sich. Sie reden sehr aggressiv und werden immer lauter, je lauter der Tsunami in ihnen wird.

Diese Wut kann schon durch Kleinigkeiten ausgelöst werden. Wenn jemand anderer Meinung ist oder einfach nur etwas sagt, womit der Betroffene nicht einverstanden ist. Aber vor allem kommt sie, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Das ist der Haupttrigger.

Der Ursprung der Tsunami-Wut

Hier findet man den Ursprung. Die Wut hat nämlich wenig mit dem Hier und Jetzt zu tun, sondern sie stammt aus der Kindheit, als man sich gegen Autoritätspersonen nicht wehren konnte und nicht durfte.

Als Kind war man schutzlos der Willkür der Erwachsenen ausgeliefert und man musste die Wut über die Ungerechtigkeiten unterdrücken, um überleben zu können.

Und diese Wut hat sich wie in einem Dampfkessel angestaut und tritt im Erwachsenenalter als Tsunami-Wut ans Licht. Und sie wird immer dann ausgelöst, wenn eine Situation im Hier und Jetzt den Organismus an die ursprüngliche Unterdrückung erinnert, ein klassischer Flashback.

Außerdem geht es immer um das Gefühl der Abhängigkeit, dass man sich hilflos ausgeliefert fühlt und sich nicht wehren kann.

Für die Betroffenen selbst jedoch erscheint die Wut und ihr Auslöser im Hier und Jetzt zu sein.

Die Tsunami-Wut ist eine alte Wut aus der Vergangenheit

Vorkommen in der Bevölkerung

Diese Form der Wut wird häufig von Männern ausgelebt, da nennt man es gerne cholerisch.

Wenn Frauen solch eine Wut zeigen, diagnostiziert die Psychiatrie gerne Borderline. Die offizielle Diagnose lautet emotional-instabile Persönlichkeitsstörung.

Vor 120 Jahren nannte man das weibliche Hysterie.

Ein Leben mit der Tsunami-Wut, ganz ohne Gewalt

Ich wurde mit Borderline diagnostiziert, auch wenn das für mich keine Wahrheit hat. Ich identifiziere mich nicht mit dieser Diagnose, sie macht mich nicht aus.

Bei mir z.B. richtet sich diese Wut ausnahmslos gegen die ursprünglichen Verursacher des Abhängigkeitsgefühls, meine Eltern.

Und diese Wut fühlt sich sehr unangenehm im Körper an, weil man so gut wie nichts dagegen machen kann. Man kann nur bewusst dabei sein und sich klar machen, dass man die Wut nicht an einem anderen Lebewesen rauslässt, sondern sie anders kanalisiert.

Und es ist wichtig sie zu kanalisieren, sonst verbleibt sie als Krankheit im Körper, wie ich selbst erfahren musste. Wenn ich mit anderen Autoritätspersonen dieses Gefühl der Ungerechtigkeit habe und diese Abhängigkeit zu Wut wird, werde ich nicht von der Tsunami-Wut überrollt.

Werdet euch über die Tsunami-Wut und ihre Geschichte bewusst

Man muss sich selbst sehr gut kennen lernen, um frühzeitig zu erkennen, dass die Tsunami-Welle angerauscht kommt.

Wie bei dem Tsunami in Thailand im Dezember 2004: Die meisten Menschen wussten nichts davon, dass sich das Meer vor einer Tsunami-Welle zurückzieht, bevor die Welle angerauscht kommt. Und als die Welle kam, waren sie alle überrascht.

Und so ist das auch mit der Tsunami-Wut. Man kann spüren, wenn sie kommt. Der Körper schickt Warnsignale. Und wenn man auf den Körper hört, kann man sich aus der triggernden Situation herausziehen, bevor die Welle alles übernimmt.

Sie wird trotzdem kommen.

Aber man kommt nicht in die Versuchung der Wut zu glauben und sie an anderen auszulassen.

Nicht wissen, was kommt – Kontrolle abgeben

Nicht wissen, was kommt – Kontrolle abgeben

Nicht wissen, was kommt – Kontrolle abgeben

Die Kontrolle abgeben ist einer der schwersten Übungen in meinem Leben. Ich musste am Rand meiner physischen Existenz ankommen, bis ich all dem Unwohlsein erlauben konnte da zu sein. Und selbst heute ist meine erste Reaktion auf mein Unwohlsein es kontrollieren zu wollen. Ich will etwas dagegen tun, IRGENDWAS! Kontrolle gibt vermeintlich Sicherheit. Aber es gibt Dinge, die man besser dadurch beeinflusst, dass man ihnen erlaubt da zu sein, anstatt sie zu kontrollieren.

Die Kontrolle abgeben kann sehr herausfordernd sein

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So lernte ich die Kontrolle abgeben

In meinem Leben weiß ich nie, wann die Schmerzen, das Unwohlsein und die Traumaflashbacks kommen. Sie kommen langsam angekrochen, in Form von Übelkeit, Krämpfen im Rücken und Traurigkeit. Einfach so.

Ich weiß nicht, was es auslöst, noch gibt es etwas, was es verschwinden lässt.

Ich kann dem allem nur erlauben da zu sein

In all den Jahren habe ich nach und nach gelernt, wie ich am besten damit umgehe. Denn so wie es gekommen ist, geht es auch wieder weg.

Es durchläuft mich.

Wie eine Energie durchwandert es meinen Körper, ohne mir Bescheid zu geben, woher es kommt oder wohin es geht.

Der Anfang

Vor etlichen Jahren, als das alles anfing schlimmer zu werden, habe ich mich dagegen gewehrt, weil ich das Alles nicht fühlen wollte.

Ich wollte keine Schmerzen haben, ich wollte nicht verzweifelt sein, ich wollte, dass es weggeht.

Ich wollte einfach leben

Tag für Tag habe ich mich dagegen zur Wehr gesetzt. Habe krampfhaft Ablenkungen im Außen gesucht.

Bin zu Ärzten, Chiropraktikern, Osteopathen gegangen, in der Hoffnung, dass mir irgendwer helfen kann. Dass es mir jemand wegmacht.

Schneidet es raus, vergiftet es, egal was, MACHT ES WEG!

Aber es ging nicht weg. Es blieb über Wochen. Kontinuierlich wurde es schlimmer. Von Moment zu Moment konnte ich immer weniger essen, mich immer weniger bewegen und ich wurde immer verzweifelter, panischer und trauriger.

Niemand wusste, was es war. Ich auch nicht.

Wer ist Schuld???

Ich habe die Ärzte gehasst, die nichts taten, um mir zu helfen. Habe ihre arrogante Art verabscheut, die Schuld auf mir abzuladen.

Ich sei selbst daran Schuld, dass es mir so schlecht geht, schließlich nehme ich nicht die lustigen Pillen, die sie mir geben wollen. Oder mache die (für mich) traumatischen Untersuchungen, die ihrer Meinung nach all meine Probleme lösen würde.

Dabei habe ich ihre Pillen genommen. Protonenpumpenhemmer, Lavendelzeugs und, und, und.

Nur eine einzige Pille hat alles auf einmal verschwinden lassen: Lorazepam. Ein sehr starkes Beruhigungsmittel aus der Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine.

Unglaublich effektiv … und unglaublich abhängig machend

Es war ein wundervolles Gefühl mir die kleine Schmelztablette unter die Zunge zu legen und zu wissen, in einer Viertelstunde habe ich meine Ruhe. Dann bin ich entspannt, ich kann essen und trinken und habe keine Schmerzen. Mit diesen Pillen wurde alles wieder hell um mich herum. …

Bis die Wirkung nachließ. Dann kam nach und nach jedes einzelne Symptom wieder, viel lauter als zuvor. Zumindest nahm ich es lauter wahr, nach der Stille durch die Pillen.

„Ich nehme nur noch eine, bis die Symptome weg sind.“, war dann immer mein Gedanke. Und so lange keine Symptome da waren, war ich fest davon überzeugt, keine einzige dieser kleinen Pillen mehr zu nehmen. Bis die Wirkung nachließ und die Symptome mich anschrieen.

Die Symptome waren immer da, das Medikament hat sie nur unterdrückt.

Aber um mich von diesen Symptomen zu lösen, musste ich sie fühlen und sie nicht länger künstlich unterdrücken.

Mein Kampf mit den Ärzten

Keiner der Ärzte war bereit, mit mir gemeinsam Alternativen zu erforschen, wie mir noch geholfen werden könnte.

Tatsächlich waren sie noch nicht mal bereit sich die Symptome im Detail anzuschauen. Zwei DIN A4-Seiten hatte ich voll geschrieben. Im besten Fall erhielten die Papiere einen kurzen, nicht mehr als höflichen, Blick, richtig angeschaut hat es sich keiner.

Kein Arzt hat sich auf die Suche gemacht, wie in „Abenteuer: Diagnose“.

Es hat keinen Arzt interessiert

Also habe ich das getan, was ich gelernt hatte: Ich habe mir selbst die Schuld gegeben. Habe hinterfragt, was ich esse, was ich fühle, was ich denke.

Kein Wunder, dass es dir so schlecht geht, Johanna, weil du wieder

– einen Apfel gegessen
– Sprudel getrunken
– Yoga gemacht

hast.

Hör einfach auf zu existieren, dann geht das alles weg.

Die Erkenntnis

Ganz langsam wurde mir klar, dass nichts es wegmachen kann. Dass es kommt und geht. Niemand ist schuld daran, schon gar nicht ich.

Es ist einfach da, ein Teil meines Lebens und dann geht es wieder.

Tatsächlich geht es schneller wieder, wenn ich dem Allem erlaube da zu sein. Wenn ich psychisch und physisch komplett zusammenbreche.

Ich liege dann als kleine Kugel neben meiner Couch auf dem Boden, weine laut und durch meinen Kopf und meinen Körper laufen Szene aus meiner Kindheit, die ich nicht verarbeitet habe. Meistens geht es um das Gefühl der Schuld.

Wenn es kommt…

Es ist meistens da, aber irgendwo im Hintergrund. Und dann, an irgendeinem Tag in irgendeiner Woche, blubbert es an die Oberfläche und ich habe jedesmal eine schreckliche Angst. Meine erste, reflexartige Reaktion ist Abwehr.

ICH WILL DAS NICHT FÜHLEN!

Ich will es kontrollieren. Will etwas dagegen tun. Ich will jetzt was anderes machen, ich will nicht zusammenbrechen!

Bis ich mich daran erinnere, dass ich das schon oft erlebt habe und ich weiß, dass es wieder vorbeigeht. Und ich weiß, dass es schneller vorbeigeht, wenn ich ihm erlaube da zu sein. Wenn ich die Kontrolle abgeben kann.

Kontrolle abgeben

So musste ich auf die harte Tour lernen, wie ich die Kontrolle abgeben kann.

Ich brauche keine Pläne zu machen, weil ich nicht weiß, wann ES da sein wird. Ich bin einfach im Hier und Jetzt, achtsam mit mir und meinem Körper.

Meine erste Reaktion ist immer Abwehr und der Wunsch all das Unwohlsein zu kontrollieren.

Kontrolle gibt mir Sicherheit, lässt mich in dem Glauben etwas ändern zu können

Stattdessen ändere ich die Dinge am effektivsten, wenn ich ihnen erlaube da zu sein.

Kontrolle verschlimmbessert nur.

Bedingungslose Freude gibt es in jedem von uns
Es war immer meine Schuld… – Über das Gefühl Schuld zu haben

Es war immer meine Schuld… – Über das Gefühl Schuld zu haben

Es war immer meine Schuld… – Über das Gefühl Schuld zu haben

Schuld zu haben ist ein tiefgreifendes Gefühl, sich nicht richtig verhalten zu haben und durch dieses falsche Verhalten verantwortlich für die Reaktionen und Emotionen der anderen zu sein. Als Kind gab mir meine Mutter immer die Schuld und ich habe ihr geglaubt. Ich habe ihr geglaubt, dass die Reaktionen und Emotionen der anderen meine Verantwortung sind. Aber ist das so?

Schuld zu haben ist ein tiefgreifendes Gefühl

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Schuldig sein von klein auf

Es war immer meine Schuld, wenn meine Mutter mich bestrafen musste, als ich Kind war. Weil ich mich nicht so verhalten habe, wie sie es wollte. Weil ich ICH war. Ich wollte eine eigene Person sein, wollte mit meinen Talenten gesehen und geliebt werden.

Niemals ging es darum, ob die Strafe gerechtfertigt war. Niemals hat jemand hinterfragt, ob man den eigenen Kindern den eigenen Willen und die eigene Lebensvorstellung aufzwingen darf.

Du tust nicht das, was ich will, also bist du selbst dran Schuld, wenn du dafür bestraft wirst.

Es war immer meine Schuld. Ihr ging es immer schlecht wegen mir. Sie wollte nicht mehr leben wegen mir. Weil ich so viel Arbeit gemacht habe.

Also habe ich versucht sie glücklich zu machen. Ich habe ihr Bilder gemalt, habe für sie gesungen, habe für sie getanzt. Ich habe mich akribisch an alle ihre Regeln gehalten.

Und trotzdem konnte ich sie nie glücklich machen. Ich war eine Last, eine Bürde, um die man sich kümmern musste.

Ich habe ihr geglaubt

Habe ihr geglaubt, dass ich eine Last bin. Habe ihr geglaubt, dass ich keine Daseinsberechtigung habe. Dass ich nicht ich selbst sein darf, weil ich so nicht geliebt werde. Geliebt werde ich nur, wenn ich so bin, wie die anderen mich haben wollen.

Wenn Erwachsene Erwachsenen die Schuld geben

Fiktives Beispiel:
Ich treffe eine Bekannte, die von ihrem Mann geschlagen wird und ich frage sie, warum sie sich nicht wehrt. Ihre Antwort: „Naja, er hat ja schon recht. Er hat mir gesagt, dass es ihn nervt, wenn ich die Handtücher nicht ordentlich aufhänge. Und ich hab mal wieder nicht dran gedacht und es war ein Knick in dem Handtuch. Und als er dann Heim kam, war er halt sauer.“

Als Erwachsene können wir erkennen, dass an diesem Szenario etwas nicht stimmt. Niemand hat das Recht jemand anderen zu schlagen. Und trotzdem scheint die Frau zu glauben, dass es ihre Schuld ist, dass ihr Mann sie schlägt.

Tatsächlich braucht man auch gar nicht zu argumentieren. Die Logik hinter dieser Geschichte ist Ursache und Wirkung: Sie hat es falsch gemacht, er hat reagiert. Und da er sie ja gewarnt hat, dass sie bestraft wird, wenn sie es nicht macht, wie er das will, kann die Bestrafung (die Schläge) nur ihre eigene Schuld sein.

Nichtsdestotrotz ist die emotionale Reaktion ihres Mannes nicht ihre Verantwortung.

Emotionale Reaktionen der anderen sind NICHT meine Verantwortung!

Meine Kindheit

So war es in meiner Kindheit.

Es gab nichts zu diskutieren: Ich habe mich nicht so verhalten, wie sie es wollte, also war es meine eigene Schuld, dass ich bestraft wurde.

Wenn ich jemand anderem in der Familie gegenüber erwähnt habe, dass ich Angst vor ihr hatte oder wütend auf sie war, wurde das Gefühl der Schuld verstärkt, indem für sie Partei ergriffen wurde. Ich wüsste doch, dass sie eine schwere Kindheit hatte. Ich solle sie unterstützen und ihr helfen.

Ich habe schnell gelernt, nichts mehr zu sagen. Weil ich immer die Schuld bekam.

Irgendwann wurde daraus eine tiefsitzende Angst, dass andere sehen könnten, was für ein schlechtes, bösartiges Mädchen ich bin. Die, die nie hilft und immer nur etwas will. Die, die immer Arbeit macht, aber nie dankbar ist und etwas zurück gibt.

Schuld ist nicht länger meine Aufgabe

Das Gefühl der Schuld sitzt tief und ist dabei ein enorm schweres emotionales Gepäckstück. Wenn man noch nicht bereits niedergedrückt wurde von diesem Gefühl, wie die Frau in meinem fiktiven Beispiel, dann wird man für den Rest seines Lebens schwer daran tragen.

Bis heute gibt es Teile in mir, die glauben, Schuld zu sein an den Emotionen von anderen. Dabei sind es IHRE Emotionen und somit IHRE Verantwortung.

Die Zeiten, in denen ich die Schuld von anderen auf mich geladen habe, sind vorbei.

Behaltet euren Scheiß bei euch! 

Ich trage ihn nicht mehr für euch!

Vielleicht ist es Zeit die Schuld loszulassen

Irgendwann ist es Zeit die Schuld loszulassen.

Sie kann einen nur dann niederdrücken, wenn man glaubt, dass man für die Reaktionen der anderen verantwortlich ist.

Dabei liegt es in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, wie er reagieren möchte.

Der Ehemann muss seine Frau nicht verprügeln. Der Chef muss nicht cholerisch herumbrüllen. Die Mutter muss nicht genervt sein von ihrem Kind. All diese Reaktionen sind in der Verantwortung der Person, die sie zum Ausdruck bringt. Daran hat niemand Schuld!

Jeder kann jederzeit eine andere Wahl treffen. Und wir dürfen es diesen Menschen zutrauen, dass sie eine eigene Wahl treffen können.

Sollten sie uns trotzdem die Schuld geben, sollte man die emotionale Reife dieser Person für sich in Frage stellen und vielleicht ein Leben ohne diese Person führen.

So wie ich: Ich habe keinen Kontakt zu der Frau, die mich großgezogen hat. Sie möchte jemandem die Schuld geben. Und ich war immer ein gutes Opfer, weil ich ihr geglaubt habe.

Jetzt glaube ich ihr nicht mehr.

In der Ruhe liegt die Kraft
Die Mama glücklich machen

Die Mama glücklich machen

Die Mama glücklich machen

Viele Kinder werden in dem Glauben groß, es wäre ihre Aufgabe die Mama glücklich zu machen. Besonders wenn die Mutter erkrankt ist, eine Behinderung hat oder andere große Hürden im Leben überwinden muss. Das Bedürfnis, die Mama glücklich zu machen, reicht bis ins Erwachsenenleben, meist unbewusst ausgelebt durch Care-Berufe. Bis heute fährt mir die Traurigkeit und die Schuld bis ins Mark, wenn ich an die unerfüllten Wünsche und Träume meiner Mutter denke. Und ich habe für mich einen Weg gefunden, dieses Gefühl weiterziehen zu lassen.

Es ist nicht die Aufgabe des Kindes, die Mama glücklich zu machen

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Wie Kleinigkeiten Flashbacks auslösen

Tchibo hat gerade Kühlschrankmagneten im Angebot. Schwupp, taucht eine gefühlte Erinnerung in mir auf an meine Mutter und daran, dass sie sich immer Kühlschrankmagneten gewünscht hatte, wie in amerikanischen Filmen. Aber der Kühlschrank bei uns war ein Einbaukühlschrank, also blieben keine Magnete hängen. Und diese Vorstellung ruft ein tiefes Gefühl der Traurigkeit in mir hervor.

Wie sehr sie sich Dinge gewünscht hat, die nie erfüllt wurden. Als wir in das neue Haus zogen, hat sie sich einen großen Esstisch gekauft, einen, den man ausziehen kann, damit noch mehr Leute Platz haben. Wenn mein Bruder und ich mal eigene Familien haben und alle sonntags zum Kaffee kommen. Aber es kam nie jemand. Auch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung.

Stattdessen habe ich inzwischen keinen Kontakt mehr zu ihr. Und sollte ich jemals Kinder haben, wird sie es nicht erfahren. Niemand wird an diesem großen Esstisch Platz nehmen und die Familie genießen. Tobende Kinder im Wohnzimmer, während sich die Erwachsenen am Esstisch über Politik unterhalten.

Das wird nie passieren.

Ich lasse das Gefühl der Traurigkeit über mich schwappen. Tauche ein in dieses schwere Gefühl der Schuld, dass ich ihr nicht helfen kann.

Dass ich sie nicht glücklich machen kann.

Der Zweck eines Kindes liegt darin die Mama glücklich zu machen

Das war als Kind mein Lebenszweck: Die Mama glücklich machen. Und dann zu spüren, dass sie nicht glücklich ist. Dass sie niemals Kühlschrankmagneten haben wird oder eine große glückliche Familie am Esstisch. Und ich kann nichts daran ändern.

Ich kann ihr die Schwere ihres Lebens nicht nehmen.

Und ich habe es versucht. Ich habe mich selbst aufgegeben, um sie glücklich zu machen.

Tatsächlich habe ich als Kind gelernt, dass ich an ihren schlechten Emotionen Schuld habe. Ich war dran Schuld, wenn sie genervt war, ich war dran schuld, wenn sie wieder depressiv war. Ich war dran Schuld, wenn sie wieder Schmerzen hatte.

Aber glücklich konnte ich sie nie machen. Egal, wie sehr ich mich angestrengt habe, ich konnte ihre Freude nur zerstören.

Im Hier und Jetzt

Hier sitze ich nun mit 40 Jahren und spüre diese tiefe Trauer darüber, dass meine Mama nie glücklich sein wird. Dass ihre Wünsche und Träume nie in Erfüllung gehen werden.

Wie kann das sein? Ich habe nur Kühlschrankmagneten bei Tchibo gesehen und irgendwo in den Tiefen meines Gehirns wurde eine Verbindung zu einem tiefsitzenden Gefühl geschaltet, das seit Jahrzehnten in mir schlummert und immer mal wieder zum Ausbruch kommt.

Das Bedürfnis die Mama glücklich zu machen

Dieses hartnäckige Bedürfnis meine Mutter glücklich zu sehen wurde so tief in mich eingeimpft, dass ich selbst als Erwachsene diesem Gefühl Glauben schenken mag, obwohl ich rational weiß, dass

A) es nicht meine Aufgabe ist, meine Mutter zu glücklich zu machen

B) ich nicht in der Lage dazu bin, sie glücklich zu machen, da nur sie alleine das kann

C) es nur ein Gefühl aus meiner Vergangenheit ist, das als Energie weiter an mir klebt wie ein extrem leistungsstarker Alleskleber

Was tun?

Ich weiß, dass es eine gefühlte Erinnerung ist, die sich für einen Moment in den Vordergrund meines Bewusstseins zwängt, um gesehen zu werden.

Tatsächlich möchte das Gefühl GEFÜHLT werden.

Nur durch Fühlen dieses unangenehm, schweren Gefühls der Traurigkeit und Schuld kann dieses Gefühl transformiert werden.

Es gibt einen Grund, warum das Gefühl weiterhin in mir vorhanden ist. Das bloße Verstehen reicht nicht aus, um diese Energie zu verwandeln. Nur, indem ich es fühle, löse ich die schwere Energie und lasse sie weiterziehen.

Dafür muss ich aber erkennen, dass das Gefühl nicht aus dem Hier und Jetzt stammt, sondern etwas viel, viel Älteres ist. Und ich darf dem Gefühl nicht glauben.

Wie ich Gefühle transformiere:

Schritt 1: Das Gefühl aufkommen lassen, die Erinnerung an das Ereignis zulassen
Schritt 2: Immer wieder das Ereignis durchdenken
Schritt 3: Wissen, dass dieses Gefühl nur ein Gefühl ist, ein Schatten aus meiner Vergangenheit, das jetzt keine Substanz mehr hat
Schritt 4: Dann bewusst die Entscheidung treffen, das Gefühl für diesen Moment loszulassen und es weiterziehen zu lassen (ich tue bewusst etwas anderes, worauf ich meine Aufmerksamkeit lenke)
Schritt 5: Verstehen, dass dieses Gefühl jederzeit wieder auftauchen kann und es dann willkommen zu heißen

… und wenn es soweit ist, wiederhole ich die Schritte 1-5.

Wie meine Wünsche wären

Es gibt Momente, in denen ich mir wünsche, dass ich losgelöst leben könnte. Ohne traurig zu sein, weil andere traurig sind. Oder mich schuldig zu fühlen, weil andere nicht glücklich sind.

Ob jemand traurig ist, weil ich nicht glücklich bin? Ich bezweifle es. Vor allem sollte das nicht das Maß sein, an dem ich mich orientiere. Niemand sollte sich traurig fühlen, nur weil ich nicht glücklich bin.

Vor allem kein abhängiges Kind, das nie eine Wahl hatte, welche Gefühle sie im Bezug auf die Mama hat. Und stattdessen gelernt hat, dass es Aufgabe des Kindes sei, die Mama glücklich zu machen.

Sich Lösen von die Mama glücklich zu machen
Die bedingungslose Freude eines Hundes

Die bedingungslose Freude eines Hundes

Die bedingungslose Freude eines Hundes

Die bedingungslose Freude eines Hundes ist echt und aufrichtig. Der Hund bringt das Gefühl der Freude ungefiltert zum Ausdruck und zeigt, ganz ohne Scham, wie sehr er sich über etwas freut. Zum Beispiel darüber, dass der geliebte Mensch wieder da ist. Im starken Gegensatz dazu steht der Mensch mit seiner schambesetzen Zurückhaltung. Wäre es nicht schön, wenn auch wir Menschen bedingungslos Freude zum Ausdruck bringen könnten?

Trosky hat mir bedingungslose Freude gezeigt

Inhaltsverzeichnis über bedingungslose Freude

Wer kann sich besser freuen als ein Hund?

Da steht er. Laut winselnd hinter der Glashaustür. Nicht nur sein Schwanz wedelt freudig, sondern sein ganzer Körper ist eine einzige große, aufgeregte Freude.

Er kann es nicht abwarten, dass endlich die Tür aufgeht und er in direkten Kontakt mit mir kommen kann.

Und zwischen dem Winseln und der Körperfreude hüpft er wild wie ein Gummiball auf und ab. „Wann kann ich endlich raus? Wann kann ich endlich raus?“ scheinen seine Augen zu sagen.

Und als dann die Tür aufgeht, stürzt er begeistert nach draußen, dann gibt es kein Halten mehr. Aufgeregt springt er mich an, schnuppert an jedem Quadratmillimeter meines Körpers. Am liebsten würde er in mich hineinkriechen, so groß ist seine Freude.

Immer wieder umrundet er mich, als wolle er verhindern, dass ich nochmal weggehe. Dabei war ich nur ne halbe Stunde im Supermarkt.

Im Hier und Jetzt ankommen

Tränen laufen über mein Gesicht während ich an diese Momente zurückdenke.

Trosky lebt nicht mehr. Jetzt steht er nicht mehr freudig hüpfend an der Haustür, um mich zu begrüßen.

Niemand steht an der Haustür, um mich zu begrüßen. Niemand freut sich mehr, wenn ich komme.

Am Schluss war er der einzige, der sich gefreut hat, wenn ich kam. Der Einzige, der überhaupt geschaut hat, ob ich noch da bin.

Nachmittags hat er immer seine kleine Terrierschnauze durch den Spalt an meiner Zimmertür gesteckt, nur um zu schauen, ob ich noch drin bin.

Das hat ihn beruhigt. Und mich auch.

Bedingungslose Freude eines Hundes

Die Freude eines Hundes ist bedingungslos. Er ist nicht beleidigt, dass ich ohne ihn weggefahren bin. Er denkt nicht darüber nach, dass er mich gestern noch gebissen hat, weil ich mit ihm rausgehen wollte und er wollte nicht.

Hunde sind einfach im Hier und Jetzt.

Die hündische Freude ist nicht gebunden an Bedingungen. Nichts wird erwartet im Gegenzug für die Freude. Der Hund freut sich einfach.

Es scheinen keine Angstgedanken zwischen ihn und seine Freude zu kommen. Da ist das Gefühl der Freude in ihm und es wird einfach und vollkommen ausgelebt. Er bringt dieses Gefühl unreflektiert zum Ausdruck, ohne Hintergedanken, ohne „Was wäre, wenn“.

Und ist es nicht genau diese bedingungslose Freude, die uns Menschen emotional so sehr an Hunde bindet? Weil sie echt ihre Gefühle zum Ausdruck bringen.

Bedingungslose Freude der Menschen

Im Vergleich dazu scheint die Freude der Menschen immer an Bedingungen geknüpft zu sein.

Ich habe seit Jahren niemanden getroffen, der sich aufrichtig und authentisch darüber freut, MICH zu sehen. Einfach nur, dass ich da bin. Dass meine pure Anwesenheit bei meinem Gegenüber eine tiefe Freude auslöst, die dieser dann auch authentisch zeigen kann.

Mein Nutzen wird gesehen. Aber nicht mein DaSEIN.

Wir Menschen lernen von klein auf wie wir uns zu verhalten haben, damit wir gemocht werden. Gemocht werden bedeutet, nicht aus dem Menschenrudel ausgeschlossen zu werden, sondern Teil einer sicheren uns schützenden Gemeinschaft zu sein. Dabei lernen wir, wie wir Gefühle zum Ausdruck bringen dürfen.

Authentische, spontan ausgelebte Freude ist dabei selten erwünscht. 

General ist ein spontanes Ausleben der Gefühle nicht erwünscht.

Also fangen wir an, zu unterdrücken, uns zurückzuhalten.

Im Erwachsenenalter kommen dann unsere dominierenden Gedanken mit hinzu. Gedanken, die an Vergangenem festhalten und die eine Zukunft projizieren, die noch gar nicht stattgefunden hat.

Anstatt unsere Freude spontan und bedingungslos auszuleben, hängen unsere Gedanken an einem früheren Streit fest oder erzählen uns eine angstmachende Geschichte über die Zukunft.

Am größten ist die Angst darüber zurückgewiesen zu werden, dass die Freude nicht geteilt wird.

Die Scham, die uns daran hindert Freude bedingungslos auszuleben, sitzt tief, weil sie bereits früh in der Kindheit angelegt wurde. Als man sich als Kind auf die Rückkehr des Papas gefreut hat und man genervt abgewiesen wurde, weil er „dafür gerade keine Zeit hat“. Oder man sich tierisch über das neue Haustier freut und die Mama sagt: „Noch freust du dich, aber wart mal ab, bis der Nachbarhund es wieder totbeißt!“.

Warum ich keine Freude ausleben kann

In mir gibt es eine tiefsitzende Angst davor mich von der Freude wegspülen zu lassen und sie einfach auszuleben. Ich habe immer das Gefühl jemand wird mir diese Freude wegnehmen, sobald ich sie zeige. Jemand wird sie mir kaputt machen.

Es war meine Mutter, die mir die Freude kaputt gemacht hat. Die sofort eine negative Aussage über das Objekt der Freude parat hatte, bereit mir jede Freude zu nehmen.

Oder es wurde sich über meine bedingungslose Freude lustig gemacht. Von allen in der Familie.

Diese Scham sitzt tief. So tief, dass ich kaum Zugang zu ihr habe und meine Freude lieber erst gar nicht zum Ausdruck bringe und sie tief in mir verschließe.

Ich habe viel Freude in mir … wenn ich sie lassen würde

Bedingungslose Freude gibt es in jedem von uns