Frühe Kindheitserinnerungen

Frühe Kindheitserinnerungen

Frühe Kindheitserinnerungen

Frühe Kindheitserinnerungen treten laut aktueller Wissenschaft frühestens ab dem 3. Lebensjahr auf. Ich erlebe das aber tagtäglich anders. Mein Körper erinnert sich. Vor allem erinnert er sich an Gefühle. Zu manchen Gefühlen gibt es Bilder oder Filme dazu in meinem Kopf, zu anderen nicht. Aber mein Körper erinnert sich genau daran, wie es sich angefühlt hat, als ich nichts tun konnte. Als ich hilflos meinem Umfeld ausgeliefert war. Selbst, als ich meine Emotionen abgespalten hatte, schickte mir mein Körper Warnungen.

Frühe Kindheitserinnerungen können bis ins Säuglingsalter reichen

Inhaltsverzeichnis über „Frühe Kindheitserinnerungen“

! Hinweis !

Ich möchte keine Trigger setzen.

In keinem meiner Beiträge werde ich im Detail beschreiben, was ich erlebt habe. Das ist auch nicht notwendig, weil das Problem nicht das ist, was mir passiert ist, sondern das Problem sind die Gefühle, die ich dabei hatte.

Trotzdem kann der Beitrag Gefühle in einem auslösen, die man lieber nicht fühlen möchte. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er bereit dafür ist.

Gefühlserinnerungen

In diesem Beitrag soll es um diese Gefühlserinnerungen gehen.

Es sind keine Erinnerungen, wie sich die Wissenschaft das vorstellt: Bilder oder Videos im Kopf, die wie ein Film ablaufen.

Stattdessen scheint die Wissenschaft nicht bereit zu sein anzuerkennen, woran wir uns wirklich erinnern: an Gefühle.

Gefühle reichen bis zu unserer Geburt zurück, eine Zeit, in der wir kein sprachliches Konzept in unserem Kopf hatten, um das auszudrücken, was passierte. Aber trotzdem können sich unsere Körper daran erinnern.

Gefühle, die im Hier und Jetzt zu passieren scheinen, sind oft „nur“ gefühlte Erinnerungen aus früheren Zeiten. Es scheint keine klare Verbindung zwischen den Gefühlen heute und den Gefühlen aus der Vergangenheit zu geben. Aber trotzdem erinnert sich unser Organismus. All diese frühen Kindheitserinnerungen sind in unseren Körpern gespeichert und werden durch diese auch wieder zum Ausdruck gebracht.

Schrittweise Erinnerungen

Ich verwende für diesen Beitrag Worte und male damit Bilder, die einzige Möglichkeit auszudrücken, was in meiner Kindheit in mir vor sich ging. Aber in den wenigsten Fällen gibt es Bilder in meinem Kopf dazu.

Trotzdem können diese Beschreibungen triggern. Du allein entscheidest, ob du das lesen willst.

Du verpasst nichts, wenn du es nicht liest

Säugling

Ich liege da und starre an die Decke.

Ich kann mich nicht beschäftigen oder ablenken, ich bin komplett abhängig von erwachsenen Menschen.

Und dann höre ich die Schritte.

Oh Gott, diese Schritte.

Wenn diese Schritte kommen, bringen sie nichts Gutes. Niemals.

Und ich kann nicht weg. Ich kann nirgends hin. Ich kann nur hoffen, dass sie weiter gehen, nicht bei mir stehen bleiben.

Bitte, geht weiter.

Ich kann nichts tun. Ich kann nur beobachten und mit meinem Bewusstsein nicht mehr anwesend sein. Bitte sei nicht in deinem Körper anwesend.

Ich kann nichts tun

1 1/2 Jahre

Irgendetwas stimmt nicht. Ich krieg keine Luft mehr.

Oh Gott, ich krieg keine Luft mehr, was mach ich nur?

Bloß nicht zeigen, dass es dir nicht gutgeht, Johanna. Versteck dich, damit sie es nicht merkt. Bestimmt geht es von alleine wieder weg und sie merkt es erst gar nicht.

Versteck dich hinter der Couch, damit sie dich nicht sieht. Sonst flippt sie wieder aus und alles wird viel schlimmer. Sie wird es viel schlimmer machen. Wir kriegen das alleine hin, das geht bestimmt gleich wieder weg. Bestimmt geht es gleich wieder weg.

Da kommen ihre Schritte.

35 Jahre

Kaum liege ich abends im Bett, fängt sie unten an durchs Haus zu laufen. Ich spüre ihre Schritte körperlich durch meinen Körper hallen.

Und dann bin ich hellwach und kann nicht einschlafen. Ich kann nur noch auf diese Schritte lauschen und hören, wo sie sich hinbewegen. Jetzt sind sie in der Küche, dann im Bad.

Es nervt mich.

Und gleichzeitig geht es mit meinen Ängsten einher, was ich überhaupt nicht verstehe. Meine Gedanken erzählen mir, das all das Schreckliche passieren wird, wovor ich Angst habe.

Das ist total albern

Ich würde mir gern Ohrstöpsel in die Ohren machen, aber irgendwie sorge ich mich, dass ich dann nicht mitbekomme, was um mich herum passiert.

Als ob ein Einbrecher käme!

Ich liege in meinem Zimmer im ersten Stock im Haus meiner Eltern, wer soll da bitte kommen?

Erst nachdem ich meine Zimmertür abgeschlossen habe, kann ich mir Ohrstöpsel in die Ohren machen und mich soweit entspannen, dass ich einschlafen kann.

40 Jahre

Ihre Schritte wecken mich immer.

„Sie“ ist die Nachbarin aus der Wohnung nebenan und sie hat dieselben Schritte wie meine Mutter. Und da mein ganzer Organismus von klein auf gelernt hat, diese Schritte zu fürchten, geh ich mitten in der Nacht in eine Übererregung.

Ich weiß, dass es nicht die Schritte meiner Mutter sind. Ich weiß, dass diese Schritte, die ich höre, nichts mit mir zu tun haben.

Trotzdem reagiert mein Körper sofort und ich kann nichts dagegen tun.

Ich empfinde keine Panik oder Angst, mein ganzes System ist einfach in Alarmbereitschaft. So genau kann ich gar nicht beschreiben, was das bedeutet. Dann liege ich einfach hellwach in meinem Bett und kann nur diesen Schritten lauschen, bis die Nachbarin ins Bett geht.

Erst dann fährt mein System wieder runter und ich kann einschlafen.

Frühe Kindheitserinnerungen – War es wirklich so schlimm?

Es gibt Momente in meinem Leben, da frage ich mich, ob das mit meiner Kindheit wirklich so schlimm war.

In diesen Momenten kann ich den Horror einfach nicht spüren, ich bin komplett davon abgespalten. Dann ist es mir peinlich zu behaupten, ich wäre traumatisiert worden. Es gibt Menschen auf diesem Planeten, die haben viel schrecklichere Dinge erlebt!

Das war alles doch gar nicht so schlimm damals.

Das rede ich mir nur ein (Wortlaut meiner Eltern)

Und dann kommen Traumatage.

Tage, an denen ich Krämpfe im Rücken haben, kaum essen kann und nur im Überlebensmodus bin. Tage, an denen mir alles wehtut und ich kaum die Augen offen halten kann.

Und an diesen Tagen kommen frühe Kindheitserinnerungen, mit all den Gefühlen, die ich als Kind nicht fühlen konnte. Und ich erinnere mich wieder, wie schlimm ich meine Kindheit empfunden habe. Wie schrecklich das Gefühl der Abhängigkeit war und die damit einhergehende Hilflosigkeit.

Dabei möchte ich mich nicht erinnern.

Aber mein Körper scheint sich erinnern zu wollen. Als ob er all die engen Gefühle los werden möchte, die ihn davon abhalten ein freies Leben zu führen.

Die Schritte

Ich habe die letzten zehn Jahre im Haus meiner Eltern gelebt und wusste die meiste Zeit nichts von irgendwelchen Traumata.

Ihre Schritte haben mich genervt, aber ich hatte keinerlei Verbindung dazu, warum sie mich so unruhig werden lassen.

Jetzt weiß ich, dass die Schritte in meiner Kindheit angekündigt haben, wenn etwas Schlimmes passieren wird. Die Schritte waren die Warnung für meinen Organismus, dass ich mich jetzt besser schützen muss.

Selbst, als ich von den Traumata abgespalten war und nichts davon wusste, hat mein Organismus diese Schutzreaktion gezeigt. Und meine Gedanken haben versucht irgendeine Logik zu erkennen, warum ich so angespannt bin, wenn ich die Schritte höre. Ich habe tatsächlich geglaubt, ich hätte Angst vor Einbrechern, die mir etwas antun. Dabei war die Gefahr nicht außerhalb des Hauses, sondern innerhalb.

Und so erinnert sich mein Körper an Dinge, für die ich keine Bilder oder Filme im Kopf habe. Aber er weiß Bescheid und zeigt mir die emotionalen Baustellen in mir.

Nur, weil ich mich nicht erinnere, bedeutet das nicht, dass es nicht stattgefunden hat!

Am Ende ist es für mich auch nicht relevant, ob die Bilder, die ich gerade mit Worten gemalt habe, tatsächlich frühe Kindheitserinnerungen sind oder nicht. Sie transportieren einfach die Gefühle und erlauben es mir, das zu fühlen, was in meiner Kindheit zu schrecklich war, als dass ich es hätte fühlen können.

Meine aktuelle Wohnung

Wie lange ich noch in dieser Wohnung wohnen bleiben kann, mit den Schritten dieser Nachbarin? Keine Ahnung.

In manchen Zeiten fügt mir das Hören dieser Schritte physische Schmerzen zu. Gleichzeitig aber erlauben die Schritte meinem Organismus zu lernen, dass diese Schritte im Hier und Jetzt keine Bedrohung mehr sind. Wie in meiner Kindheit auch, kann ich nur dabei sitzen und nichts an den Schritten selbst ändern. Aber anders als in meiner Vergangenheit, bewegen sich die Schritte nie auf mich zu, um in eine Auseinandersetzung mit mir zu gehen.

Aktuell sehe ich diese emotionale Auseinandersetzung mit diesen Schritten als Chance meine emotionalen Wunden aus der Kindheit zu heilen. Dafür müssen sie aber erst gesäubert und gefühlt werden.

Die Schritte der Nachbarin geben mir aktuell die Möglichkeit mich zu erinnern. Erst durch die gefühlte Erinnerung kann ich mir bewusst werden über die emotionalen Wunden.

Aber für den eigentlichen Heilungsprozess wird es sicherlich notwendig sein, dass sie oder dass ich ausziehe.

Damit die alten Wunden nicht ständig wieder neu aufgerissen werden. Nachdem die Wunden gesäubert sind, brauchen sie Ruhe, um sauber verwachsen zu können.

Aber das werde ich dann sehen

Emotionale Wunden heilen lassen
Die weggeschlossene Vergangenheit – Trauma neu gedacht

Die weggeschlossene Vergangenheit – Trauma neu gedacht

Die weggeschlossene Vergangenheit

Trauma neu gedacht

„Trauma“ kann viele Bedeutungen haben. Menschen, die an Flashbacks und körperlichen Einschränkungen leiden, haben einen anderen Blick auf dieses Wort (und vor allem ein anderes Gefühl in Verbindung mit diesem Wort), als Professionelle das tun. Ich glaube, wir alle tragen traumatische Erlebnisse in unseren Körpern. Diese weggeschlossene Vergangenheit beeinflusst unser aller Leben positiv und negativ, in den meisten Fällen völlig unbewusst. Aber vielleicht ist es Zeit, ein bewusstes Leben zu führen?

Trauma: die weggeschlossene Vergangenheit

Inhaltsverzeichnis über „Die weggeschlossene Vergangenheit“

Die Vergangenheit liegt hinter uns, richtig?

Wir schließen unsere schmerzliche Vergangenheit gerne in unsere Körper ein. Weil wir die Vergangenheit nicht fühlen wollen. Weil wir sie nicht sehen wollen.

Wir wollen ganz fest daran glauben, dass die Vergangenheit hinter uns liegt und uns nichts mehr anhaben kann.

Aber in Wirklichkeit lebt sie als unangenehme Energie in unseren Körpern weiter und treibt uns voran, positiv wie negativ. Sie führt zu Perfektionismus, Narzissmus, Krankheiten, Depressionen, Ängsten. Wie in meiner Geschichte über den Schrank der unterdrückten Gefühle, so unterdrücken wir unangenehme Gefühle aus der Vergangenheit.

Trauma?

In unserer Vergangenheit gab es Ereignisse, die so schlimm waren, dass wir die dazugehörenden Gefühle lieber weggeschlossen haben, anstatt sie zu erleben. Und dabei meine ich nicht zwangsläufig die Ereignisse, die die Psychiatrie als „Trauma“ bezeichnet.

Bedeutung von „Trauma“ in der Psychiatrie

Tatsächlich ist Trauma ein Begriff, den man nirgends als Diagnose findet. In medizinischen Fachkreisen spricht man von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Als Diagnosekatalog wird dafür in Deutschland am häufigsten das ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) verwendet. Bis 2026 gilt hierbei die Fassung ICD 10, wobei eine aktualisierte Version, die ICD 11, bereits seit 2022 in Kraft ist.

In der ICD 10 wird eine Posttraumatische Belastungsstörung folgendermaßen definiert:
„Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.“ (https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2024/block-f40-f48.htm).

„[…] die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde“ ist ein kleiner Zusatz in der ICD 10, der verhindert, dass viele „psychiatrische Patienten“ keine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert bekommen.

Der Traumabegriff wurde inzwischen durch das ICD 11 neu definiert und erweitert

Was die Definition nicht zum Ausdruck bringt, ist, dass wir am Ende alle Individuen sind. Das bedeutet, nur weil jemand anderes kein Problem damit hat, wenn er angebrüllt wird, muss das für mich nicht gelten. Als Kind zum Beispiel werden wesentlich mehr Ereignisse als bedrohlich empfunden, weil Kinder abhängig sind von den Erwachsenen in ihrer Umgebung. Ein unabhängiger Erwachsener, der Medizin studiert und den Facharzt in Psychiatrie gemacht hat, sieht das wahrscheinlich anders.

Diagnosen sollten die Individualität eines jeden Einzelnen anerkennen, anstatt alle über einen Kamm scheren zu wollen.

Mir wurde zum Beispiel keine Posttraumatische Belastungsstörung zugesprochen, weil es nach Ansicht der Ärzte nicht ausreichend Belege dafür gab (weil ich diese Erinnerungen abgespalten hatte, das hat aber niemand in Erwägung gezogen). Erst seit drei Jahren steht, rein zufällig, in einem psychiatrischen Dokument PTBS.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon länger, dass meine „psychischen Probleme“ von Kindheitstraumata herrührten.

Aber ich hatte mich davon gelöst, Bestätigung bei Professionellen zu suchen und mir vom Außen anerkennen zu lassen, dass meine eigenen Gefühle stimmen. 

Keiner hat je mit mir über die Diagnose PTBS gesprochen

Mein Verständnis von „Trauma“ ist der, dass alle Ereignisse, die Gefühle in einem ausgelöst haben, die so schlimm waren, dass sie zum Zeitpunkt des Auftretens nicht erlebt werden konnten, zu einem Trauma führen können.

Oder vereinfacht gesagt: In dem Moment, wo ich mir wünsche, dass meine Kinder eine andere Kindheit erleben als ich selbst, kann man von Trauma sprechen. Ganz simpel.

„Trauma“ heißt für mich, dass Gefühle im Körper „weggeschlossen“ wurden und im Hier und Jetzt durch Krankheit, durch soziale Auffälligkeiten, durch Persönlichkeitsanteile zum Ausdruck kommen, ohne dass es dem einzelnen Individuum bewusst ist. Diese unterdrückten Gefühle beeinflussen die komplette Persönlichkeit.

Erinnerungen?

Wir wollen uns einfach nicht an die weggeschlossene Vergangenheit erinnern. Aus gutem Grund.

Ich will mich auch nicht erinnern. Aber dann zwingt mich mein Körper dazu.

Er wird immer schwächer, verkrampfter, schmerzhafter bis zu dem Punkt, wo ich die schlimme Energie aus der Vergangenheit zulasse.

Ich habe schreckliche Angst vor diesen Symptomen, aber wahrscheinlich ist meine wahre Angst die Angst vor den Erinnerungen, gar nicht so sehr die Angst vor den körperlichen Symptomen. Beides kann ich aber nicht voneinander trennen

Das körperliche Unwohlsein geht mit dem psychischen Unwohlsein Hand in Hand

Wenn ich der Energie erlaube da zu sein, schwappt sie über mich drüber wie eine Welle und reißt mich mit. Zurück in schlimme Gefühle, die mich im Hier und Jetzt heimsuchen. So musste ich lernen, die Kontrolle abzugeben.

Wenn ich die Symptome rationalisiere (d.h. mir einrede, dass das alles nicht so schlimm ist, dass das schon wieder weggehen wird, dass mir irgendwer helfen wird), werden sie lauter. Immer lauter, bis ich keine Kraft mehr habe dagegen anzukämpfen.

Und dann ist die Vergangenheit auf einmal nicht mehr weggeschlossen. Sie findet in der Gegenwart statt, weil sie immer noch in meinem Körper weiterlebt.

Nicht gehört werden

Gerade beschäftigt mich das Gefühl nicht gehört bzw. gesehen worden zu sein. Niemand wollte sehen, was in meiner Familie passierte und was das mit mir machte. Alle wollten nur meine Rolle sehen, die erzählte, dass ich alles im Griff hatte. Die Johanna brauchte nie Hilfe.

Ich war Perfektionistin, sozial, gut angezogen und hatte ordentlich gekämmte Haare.

Und alle waren froh, dass ich es im Griff hatte. So mussten sie selbst nicht aktiv werden. So mussten sie nicht in die dunklen Abgründe von jemand anderem eintauchen, obwohl sie noch nicht mal ihre eigenen dunklen Abgründe im Griff hatten.

Dieses Gefühl sucht mich am heutigen Tage heim.

Nie hat jemand zugehört. Selbst Therapeuten wollten nur das Therapieziel erreichen, mich sehen wollten sie nicht. Und so haben sie das eigentliche Problem übersehen: Dass die „Depression“ und die „Angststörung“ nur Hinweise auf etwas Tieferliegendes waren.

Dadurch habe ich gelernt, meine verletzten Persönlichkeitsanteile tief in mir zu verstecken. Sie waren unerwünscht.

Das hier geht an alle, die nicht gehört und nicht gesehen wurden:

Ich höre und ich sehe euch

Tiefe Tauchgänge

Mittlerweile tauche ich ungewollt tagtägliche in die dunklen Abgründe meiner Psyche ein, um jeden Rest meiner weggeschlossenen Vergangenheit ausfindig zu machen und die Energie zu lösen, so dass ich im Hier und Jetzt ein freies Leben führen kann. Ein Leben, dass nicht heimgesucht wird von der weggeschlossenen Vergangenheit.

Solange noch Reste da sind, werde ich weiter Vergangenes fühlen müssen. Ich hatte mir ein anderes Leben vorgestellt. Und jetzt ist es so.

Die Menschheit und ihre weggeschlossene Vergangenheit bzw. Trauma

Natürlich ist das meine persönliche Geschichte.

Trotzdem glaube ich aber, dass so gut wie alle Menschen auf diesem Planeten Gefühle aus der Vergangenheit ins sich weggeschlossen haben, nur wissen sie es nicht, oder wollen es nicht wissen.

Und diese vergangenen Gefühle beeinflussen das Leben im Hier und Jetzt. Positiv wie negativ. Unsere Gesellschaft wird gesteuert von unterdrückten Gefühle (ohne hier jetzt mit dem Finger zum Beispiel auf Politiker zeigen zu wollen).

Am Ende können wir vor der Vergangenheit nicht weglaufen, sie wird uns immer einholen, weil wir sie tagtäglich leben. Weil wir unsere Vergangenheit geworden sind.

Selbst wenn wir den Zusammenhang nicht erkennen, werden unsere Körper Symptome und Erkrankungen zeigen, die auf den ersten Blick nichts mit Emotionen zu tun haben. Die aber von der weggeschlossenen Vergangenheit verursacht werden.

Und das vielleicht Schlimmste ist, dass es nicht nur unsere eigene erlebte Vergangenheit ist. Wir tragen auch die weggeschlossene Vergangenheit unserer Eltern und Großeltern in uns. Die Epigenetik beschäftigt sich mit diesem Thema. Traumata, die andere erlebt haben, sitzen in unseren Körpern und wollen gefühlt werden.

Dabei hab ich schon genug mit meiner eigenen Vergangenheit zu tun!

Je länger wir uns wehren die weggeschlossene Vergangenheit zu fühlen, desto lauter wird sie werden. Desto mehr Krankheit wird es geben. Wie mein Körper es mir seit Jahren vorlebt. Je mehr ich mich wehre, desto unangenehmer wird es.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass jeder Einzelne den Mut hat, sich die eigene weggeschlossene Vergangenheit anzuschauen, bevor es zu physischen Symptomen kommt.

Und dann bewusst eigene Entscheidungen zu treffen, anstatt unbewusst ein Leben basierend auf traumatischen Kindheitserlebnissen zu führen

Die Menschheit kann sich weiterentwickeln
Mein kleines Mädchen

Mein kleines Mädchen

Mein kleines Mädchen

Über traumatisierte Persönlichkeitsanteile + mein Umgang mit ihnen

Traumatisierte Persönlichkeitsanteile existieren in jedem von uns, auch wenn die meisten sie nicht sehen können oder wollen. Ich wusste die meiste Zeit meines Lebens nichts über meine verschiedenen Persönlichkeitsanteile und wie sie unbewusst mein Leben bestimmen. Inzwischen lebe ich mit meinen inneren Kindern und, wie mit physischen Kindern auch, birgt das einiges an Herausforderungen und ich musste lernen, mein eigenes Ego zurückzunehmen.

Traumatisierte Persönlichkeitsanteile sind wie physische Kinder

Inhaltsverzeichnis über „Mein kleines Mädchen“

Ausnahmesituation

Tränen strömen ihr übers Gesicht und sie schluchzt haltlos. Sobald etwas anders läuft, als wir das geplant haben, gerät sie in Panik und sie ist überfordert. Ich setze sie erstmal auf die Couch und sie darf auf SWR „Nashorn, Zebra und Co.“ schauen. Die Musik und die Stimme des Sprechers beruhigen sie immer.

Wir entscheiden nachher, wie wir weiter machen werden. Uns fällt schon was ein.

Inzwischen kenne ich sie so gut, dass ich weiß, dass Planänderungen ihre Unsicherheit triggern und es die Angst fördert. Dann läuten alle Alarmglocken in ihr und sie fängt an ihr Leben kontrollieren zu wollen, sich die Sicherheit wieder erkämpfen zu wollen. Nur durch Kontrolle war es ihr möglich ihr Nervensystem so weit herunter zu fahren, dass sie simple tägliche Dinge erledigen konnte.

Ist Kontrolle immer noch notwendig?

Mittlerweile wäre die Kontrolle nicht mehr notwendig: Vergleichsweise leben wir inzwischen in einer Art Überfluss (obwohl wir nur Bürgergeld bekommen, können wir selbst darüber entscheiden, wofür wir das Geld ausgeben und wo wir sparen wollen) und können selbst über unser Leben entscheiden. Wenn wir den Plan ändern wollen, ändern wir ihn einfach. Oder nicht. Niemand entscheidet darüber.

Aber diese Überlebenskontrolle ist so in ihr Nervensystem eingeimpft, dass ihr Organismus automatisch in Hab-Acht-Stellung geht, wenn Unvorhergesehenes passiert.

Peng, alle Systeme in Alarmbereitschaft!

Diese Energie muss dann erstmal wieder abgebaut werden. Meistens durch weinen. Und ich erlaube ihr das. Und wenn sie dann für den Rest des Tages nur Schokolade essen möchte, erlaube ich ihr auch das. Für ihren Körper sind diese Momente extrem anstrengend und sie kosten ihn sehr viel Kraft. Die er sich dann mit Schokolade wieder zurück holt.

Wer ist dieses Mädchen?

Mein kleines Mädchen lebt nicht AUßERHALB von mir, sondern IN mir. Sie ist ein Teil von mir. Ein sehr alter Persönlichkeitsanteil, der Emotionen erlebt hat, die er zum Zeitpunkt ihres Auftretens nicht verarbeiten konnte.

Den Großteil meines Erwachsenenlebens wusste ich nichts von meinem kleinen Mädchen. Erst seit ein paar Jahren bin ich mir bewusst darüber, dass ich viele Erlebnisse aus meiner Kindheit nicht verarbeitet habe und es Anteile in mir gibt, die nie erwachsen wurden.

Was die Psychotherapie mich gelehrt hat

Tatsächlich habe ich jahrelang der Psychotherapie geglaubt, die mir erzählt hat, dass es nicht ok ist, Angst zu haben. Es ist nicht ok, einfach so zu weinen, wenn sich Pläne ändern. Es ist nicht ok zu kontrollieren.

Ich habe gelernt, dass ich mich selbst für diese Verhaltensweisen verurteilen muss, so wie mich die Psychotherapeuten verurteilt haben. „Sie sind selbst dran Schuld, dass es Ihnen nicht besser geht, wenn Sie weiter kontrollieren und vermeiden!“. Das war ihre Aussage. Ich war immer selbst dran Schuld. Vermeidung war das große Unwort.

Mittlerweile weiß ich, dass traumatisierte Persönlichkeitsanteile Sicherheit brauchen. Aber das konnte oder wollte niemand sehen. 

Mein Leben lang musste ich kämpfen, jetzt war es an der Zeit zu erlauben. Und meinem inneren Kind das zu geben, was es nie bekommen hat: Sicherheit, Verständnis, gesehen und gehört werden, mit all ihren Bedürfnissen und Unsicherheiten.

Wenn „physische“ Kinder das Leben verändern

Wie bei „physischen“ Kindern auch, verändert sich auf einmal radikal das eigene Leben, sobald ein Kind auf der Bildfläche erscheint.

Dinge, die man vorher gemacht hat, sind auf einmal nicht mehr möglich. Das eigene Leben wird bestimmt vom Lebensrhythmus eines anderen Lebewesens. Man muss lernen, sein eigenes Ego zurückzustellen und sich auf dieses andere Wesen einzulassen.

Ich zum Beispiel kann momentan nicht mehr reisen oder auf Feste gehen. Große Menschenmengen machen meinem inneren Kind Angst, Menschen im Allgemeinen. Und ich passe mich an, weil ich sie liebe und ich sie beschützen möchte.

Kinder zu haben ist ein Commitment!

In unserer „modernen“ Gesellschaft wollen viele inzwischen ALLES: Kinder, Hunde, Karrieren, Party, einen großen Garten, regelmäßig große Urlaube machen…

Und irgendwer fällt dabei herunter. Aus meiner Perspektive sind das häufig die Kinder, die mit ihren Ängsten und Unsicherheiten alleine gelassen werden.

Aber ich lasse mein kleines Mädchen nicht mehr alleine. Ich gebe ihr nicht die Schuld daran, dass wir nicht mehr reisen können. Oder dass wir anfangen zu weinen, wenn sich Pläne ändern. All das darf sie zeigen, weil sie es in ihrer eigenen Kindheit nicht zeigen durfte. Nichts davon war erwünscht.

Aber bei mir ist es erwünscht.

Auch ich bin mal genervt

Ich erwische mich manchmal dabei, wie ich genervt reagiere, wenn sie wieder weinerlich wird oder bestimmte Sachen nicht machen möchte.

Zum Beispiel liegt der YouTube-Kanal erstmal auf Eis. Das schafft sie nicht. Die Kommentare unter der Gürtellinie schafft sie nicht. Und das muss sie auch nicht. Dann machen wir keine Videos mehr.

Für ihre Emotionen wurde sie immer beschämt oder gerügt, jetzt darf sie sie zeigen.

Kinder werden erwachsen

Und irgendwann kann ich ihr vielleicht so viel Sicherheit und Vertrauen geben, dass sie den Mut hat wieder irgendwohin zu reisen.

Gemeinsam mit mir.

Dann lässt sie nach und nach meine Hand los und ich integriere sie völlig in mein Sein.

Oder vielleicht brauchen diese traumatisierte Persönlichkeitsanteile diese Form der Sicherheit für den Rest unseres Lebens.

Manche Kinder werden nie erwachsen und trotzdem lieben wir sie

Wir sind Viele
Der Drang, immer etwas leisten zu müssen

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen, ist tief in mich eingebrannt. Selbst bei Dingen, die mir Spaß bringen sollten, wie mein YouTube-Kanal oder dieser Blog hier, kommt immer wieder der Druck auf, mehr zu machen, gepaart mit dem Gefühl, nicht genug gemacht zu haben. Dabei gibt es in meinem Leben niemand, der mir irgendeinen Druck macht, es gibt nur mich selbst. Und dieser Drang scheint jegliche Aufgaben in meinem Leben zu vergiften.

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen

Inhaltsverzeichnis über „Der Drang, immer etwas leisten zu müssen“

Heute ist ein Tag, an dem ich den Drang verspüre etwas leisten zu müssen

Schon wieder kein Video gedreht. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, ein weiteres Video über meine Geschichte bei YouTube zu veröffentlichen.

Und je mehr Stunden und Tage folgen, in denen ich nichts leiste, desto unruhiger werde ich (dabei habe ich schon ein paar Videos aufgenommen, die ich noch veröffentlichen möchte 🤦🏻‍♀️).

Ich MUSS doch irgendetwas machen

Schließlich habe ich inzwischen 103 Follower, die erwarten das. Und auch wenn ich nicht weiß, ob irgendwer diesen Blog liest, so habe ich trotzdem den Drang, immer etwas leisten zu müssen, z.B. einen weiteren Beitrag zu schreiben.

Und je unruhiger ich werde, desto mehr blockiert mein Gehirn jegliche Form der Kreativität. Das musste ich erst als Erwachsene lernen: Dass ich Kreativität besitze, dazu habe ich einen Beitrag geschrieben.

Aber Kreativität kann ich nicht mit meinem rationalen Verstand kontrollieren, ich kann ihr nur erlauben da zu sein.

Dann fließt es. Wie Wasser fließen die Ideen durch mich durch und manche ergreife ich und setze sie um und andere lasse ich einfach weiterziehen. Vielleicht kommen sie irgendwann wieder, vielleicht auch nicht.

Tatsächlich bringt es mir nichts, wenn ich sie notiere, weil ich bereits in einer halben Stunde kein Interesse mehr daran haben werde, die Idee umzusetzen. Und wenn ich es dann trotzdem versuche, ist es wie ein Kampf:

Ich versuche das Wasser wieder an die Quelle zurückzudrängen, was enorm viel Energie verschwendet und selten von Erfolg gekrönt ist

Aber gerade sind keinerlei Ideen in meinem Kopf. Mein Kopf ist leer gefegt und bei dem Gedanken daran, dass ich jetzt aber doch etwas veröffentlichen muss, krampft sich alles in mir zusammen.

Ich möchte nicht einfach IRGENDETWAS veröffentlichen, damit ich diesem Drang, immer etwas leisten zu müssen, nachgeben kann. Ich möchte etwas aus mir selbst heraus erschaffen.

Wie die Realität aussieht

Schauen wir uns die Realität an: Ich denke nicht, dass meine 103 Follower bei YouTube tagtägliche Bespaßung von mir erwarten. Genauso wenig wie meine Blogbeiträge.

Ich verdiene nicht meinen Lebensunterhalt mit der Website oder dem YouTube-Kanal. Ich habe keine Vorgesetzten, die mir im Nacken sitzen und mir auf die Finger schauen. Und auch sonst ist da niemand in meinem Leben, der mir irgendeinen Druck macht.

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen, kommt aus mir selbst heraus. Natürlich folgen mir Leute bei den sozialen Medien, weil sie in irgendeiner Form eine Erwartung an den Kanal haben. Und diese Erwartung übersetzt mein traumatisiertes Gehirn damit, dass es mehr Leistung erbringen muss.

Der Spaß meines Lebens

Das alles könnte auch ein großer Spaß für mich sein.

Wie witzig ist das denn: Ich mache Videos über Gefühle und Emotionen und hab dann auch noch den Mut, diese bei YouTube zu veröffentlichen. Egal, ob ich das jeden Tag mache oder nur einmal im Monat.

Ich habe einfach Freude daran, meine Erkenntnisse der letzten Jahre mit anderen zu teilen und es gibt mir das Gefühl nicht alleine damit zu sein. Weil ich tatsächlich WEIß, dass ich nicht alleine damit bin. Nur spricht niemand darüber.

Genauso mit den Blogbeiträgen. Ich wusste nicht, dass ich gerne schreibe. Das wurde mir erst in den letzten Jahren klar. Und es macht mir wirklich Spaß, das, was ich eh jeden Tag mache (nämlich mich mit meinen Emotionen und Gefühlen auseinanderzusetzen) in Worte zu fassen und es an andere weiterzugeben.

Weil ich mir wirklich wünsche, dass es einen Unterschied macht. Dass andere sich in meinen Geschichten wiederfinden. Dass es andere bereichert.

Losgelöst von Profitgier und Fremdwert

Einfach nur, weil ich die Zeit habe und Spaß daran.

Warum empfinde ich also Druck dabei?

Der Druck ist nicht immer da. In dem Moment, in dem ich mich lösen kann von den Erwartungen anderer und vor allem, den Erwartungen von mir selbst, fließt die Kreativität. Dann scheint alles in mir offen und frei zu sein.

Aber genauso wie mein nicht angeborener Perfektionismus ist auch der Drang, immer etwas leisten zu müssen, erlernt.

Unsere Kindheit formt uns

Als Kind habe ich geglaubt nur Anerkennung und Liebe zu bekommen, wenn ich etwas leiste und das musste dann auch perfekt sein.

Natürlich war das nicht wahr

Vor allem für meine Mutter konnte ich die Dinge nie perfekt genug machen und ich habe nie genug geleistet. Für sie war ICH das Problem, nicht das, was ich leiste.

Und als Erwachsene musste ich dann erkennen, dass ICH gar nicht das Problem war oder bin, sondern dass SIE das Problem war und immer noch ist.

Aber als Kind fand diese Verknüpfung statt:

Wenn ich etwas leiste, werde ich gelobt, vielleicht bekomme ich auch ein Geschenk, dann war ich brav und wurde geliebt.

Es war also überlebensnotwendig, immer etwas zu leisten. Zu zeigen, dass ich es wert war, geliebt zu werden. Dass mein Leben eine Daseinsberechtigung hatte.

Der Großteil meiner Energie floss dementsprechend in die Aufrechterhaltung eines perfektionistisch ausgeführten Funktionierens.

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen, sitzt tief

Gerade kommen mir die Tränen, wenn ich über den Wert meines Lebens und meine Daseinsberechtigung nachdenke. Das ist, was meine traumatisierten Persönlichkeitsanteile wollen:

Sie wollen anerkannt werden und eine Bestätigung dafür, dass sie leben dürfen

Und das bedeutet für diese Anteile, immer etwas zu leisten bis hin zur Selbstaufopferung. Auch bei Dingen, die eigentlich Spaß bringen sollten, wie mein YouTube-Kanal und dieser Blog, setzt dann dieser Drang ein.

Für diese Anteile ist es überlebensnotwendig Erwartungen zu erfüllen und zu funktionieren.

Meine erwachsenen Anteile

Ich bin aber nicht mehr nur meine traumatisierten Persönlichkeitsanteile.

Und mein erwachsenes Ich weiß um den Drang, etwas leisten zu müssen, und tut das einzig Hilfreiche:

Nichts.

Die schwersten Übungen sind die, in denen man passiv bleibt, um sie zu lösen

Anstatt also diesem Gefühl zu glauben und diesem Drang unreflektiert nachzugeben, beobachte ich den Drang und erlaube ihm da zu sein ohne ihn auszuleben. Aktuell habe ich die Möglichkeit mir Ruhe zu gönnen, wenn Ruhe notwendig ist. Und das bringt mich am schnellsten weiter.

In dem Moment, in dem ich mich lösen kann von dem Drang, etwas leisten zu müssen, öffnet sich in mir ein neuer Raum mit neuen kreativen Möglichkeiten. Dann bin ich nicht mehr meine Vergangenheit, sondern ich lebe in der Gegenwart und gestalte meine Zukunft, so wie ich das will.

Ich brauche keine Daseinsberechtigung mehr von anderen. Ich selbst bin die Bestätigung für meinen Wert.

Den größten Kampf führe ich also mit mir selbst

gefuehle-fuehlen.de
Über gute und böse Menschen

Über gute und böse Menschen

Über gute und böse Menschen

Mein Umgang mit ambivalenten Eltern

Sind die eigenen Eltern gute oder böse Menschen? Die Frage ist berechtigt, wenn das genau die Menschen waren, die durch ihre dysfunktionalen Verhaltensweisen die eigene Kindheit zu einem Horror gemacht haben, an dem man sein gesamtes restliches Leben knabbert. Gibt es überhaupt böse Menschen? Gerne würde ich dieses Schwarz-Weiß-Denken anwenden, weil es die Welt einfacher macht, vorhersagbarer. Aber in Wirklichkeit sind meine Eltern weder gute noch böse Menschen, sie sind einfach menschliche Wesen. Und das macht es so schwierig mit ihnen.

Gibt es gute und böse Menschen?

Inhaltsverzeichnis über „Gute und böse Menschen“

Eine einfache Welt

Die Welt wäre um einiges einfacher, wenn es einfach gute und böse Menschen gäbe.

Dann könnte man klar sagen: Mit dir will ich nichts zu tun haben. Du bist ein böser Mensch.

Und du wirst meine beste Freundin, denn du bist ein guter Mensch.

Das würde jede Menge emotionalen Schmerz ersparen, weil wir schon vorher wüssten, wem wir vertrauen können und wem nicht. Es gäbe keine Unsicherheiten im Bezug auf andere Menschen und jeder von uns könnte die Wahl treffen, mit welcher Sorte Mensch er oder sie sich einlassen möchte.

Kinder sehen die Welt so. Für Kinder gibt es gute Menschen und es gibt böse Menschen. Deswegen mögen sie Märchen so gerne. Dort ist die Welt klar eingeteilt. Sie ist einfach gegliedert und dadurch vorhersagbar und sicher.

Die Wirklichkeit über gute und böse Menschen

Aber die Wirklichkeit sieht anders aus.

In Wirklichkeit ist die Welt um einiges komplexer als das.

Ich habe noch nie Menschen getroffen, die einfach nur böse waren. Oder Menschen, die einfach nur gut waren. Es mag beide Sorten auf diesem Planeten geben.

Die meisten Menschen halten sich jedoch in beiden Lagern auf

Und da wird es kompliziert.

Wie soll man die Welt sehen, wenn man sich immer fragen muss, wem man vertrauen kann und wem nicht?

Wie soll man als physisch abhängiges Kind überleben, wenn man nicht sicher sein kann, dass man bedingungslos geliebt und beschützt wird?

Man ist besonders in den ersten Lebensjahren darauf angewiesen, dass es Menschen gibt, denen man bedingungslos vertrauen kann.

Und genau das sind die Jahre, in denen man an der eigenen Situation nichts ändern kann. Man muss also zügig lernen, wie man mit der Komplexität des Lebens umgeht.

Sind die eigenen Eltern gute oder böse Menschen?

Genau solche komplexe Menschen sind die eigenen Eltern. Sie selbst haben wahrscheinlich Traumata in ihren Kindheiten erlebt, mussten über gute und böse Menschen lernen und mussten irgendwie ihr Leben auf die Reihe kriegen.

Und irgendwo in diesem Prozess bekamen sie Kinder, denen sie das einzige lehrten, was sie selbst kannten:

Erwachsene zeigen unreflektiert ihre eigenen Emotionen und die Kinder müssen das aushalten.

Was in der Kindheit passiert, bleibt in der Kindheit, richtig?

Meine Eltern

Bis heute spüre ich diese Zerrissenheit in mir über meine eigenen Eltern.

Wenn ich davon schreibe, wie schrecklich ich meine Kindheit empfunden habe, hört es sich an, als wären sie abgrundtief böse Menschen, die einem unschuldigen Wesen schlimme Dinge angetan haben.

In Wirklichkeit haben sie einfach das gelebt, was sie selbst gelernt haben.

Meine Eltern waren gute und böse Menschen

Das rechtfertigt nicht ihre dysfunktionalen Verhaltensweisen in meiner Kindheit!

Sicher hätte ich mir gewünscht, dass sie mal ihr Gehirn angeschaltet hätten und ein wenig reflektierter und ehrlicher mit sich selbst gewesen wären.

Aber meine Kindheit war, wie sie war.

Deswegen bin ich jetzt die, die ich bin. Im Guten wie im Bösen.

Aber es hilft mir, aus dem Schwarz-Weiß-Denken heraus zu kommen. Aus dem Glauben, es gäbe gute und es gäbe böse Menschen, und ich muss meine Eltern zu einer dieser zwei Kategorien zuordnen.

Zu welcher Kategorie gehören deine Eltern?

Mein Vater ist meistens ein sanfter Mensch. Bis heute ist er der Einzige, der weiterhin in meinem Leben ist. Der Einzige, der mich so annehmen kann, wie ich inzwischen bin.

Er ist der Einzige, der mir hilft. Ich habe keinerlei Unterstützung und ich empfinde tiefen Dank dafür, dass er weiterhin für mich da ist.

Manchmal ist er der Einzige, mit dem ich in vielen Wochen rede.

Inzwischen weiß ich, wie er tickt und wie ich mit ihm umzugehen habe. Auf Augenhöhe.

Das Lösen von der Vergangenheit

Und hier fängt das Lösen von meiner Vergangenheit an. Ich muss und ich darf erkennen, dass meine Eltern nicht mehr die sind, die sie in meiner Kindheit waren.

Und, was viel wichtiger ist: ICH bin nicht mehr das abhängige Kind von damals.

Das ist der wichtigste Aspekt

Ich habe keinerlei Erwartungen, dass meine Eltern verstehen, wie schlimm ich meine Kindheit empfunden habe.

Trotzdem kann ich erwachsen werden.

Und in dem Moment, in dem ich meinen erwachsenen Persönlichkeitsanteil in mir finde, ändert sich auch das Verhalten meiner Eltern. Ich erkenne ihre Grenzen und respektiere diese. Und das bedeutet z.B. zu lernen, wie ich meine Emotionen selbst reguliere.

Ich bin nicht mehr abhängig von ihnen.

In meiner Kindheit war ich aber abhängig und hatte Erwartungen und Bedürfnisse, die erfüllt werden mussten.

Jetzt erfülle ich mir selbst diese Erwartungen und Bedürfnisse.

Das Zauberwort hier ist auf Augenhöhe zu sein. Ich bin nicht mehr das Kind und blicke hinauf zu ambivalenten Eltern. Ich bin die Erwachsene, die die inneren Kindern in meinen Eltern sieht.

Für meinen Vater

Das Leben ernst nehmen ... oder nicht
Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen, ist mein familiäres Umfeld. Dort wurden all die emotionalen Wunden angelegt, die ich bis heute in mir trage und mit denen ich mein erwachsenes Leben teile. Vor allem meine Eltern sind dafür verantwortlich, dass ich allein bei dem Gedanken daran Emotionen zu zeigen, Scham und Angst empfinde. Und dann darf ich erkennen, dass ich aber nicht mehr die Scham und die Angst bin. Ich bin Ich. Und ich bin erwachsen.

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Inhaltsverzeichnis über „Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen“

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort in meinem Leben, an dem es mir enorm unangenehm ist jegliche Form starker Emotionen zu zeigen, ist meine Familie.

Schon allein die Vorstellung, sie wüssten hier von diesem Blog oder von meinem YouTube-Kanal bereitet mir physische Schmerzen.

Es zwingt mich in eine Spirale aus Scham und Angst

Die Scham

Vor meiner Familie muss ich mich für meine Emotionen schämen, weil sie sich in meiner Kindheit immer darüber lustig gemacht haben. Meine Mutter, mein Vater und mein Bruder. Es wurden Witze darüber gerissen, ich wurde nachgeahmt.

Für sie war es „doch nur Spaß„. Ich bin selbst dran Schuld, wenn ich das so ernst nehme (Über das Gefühl immer Schuld zu haben).

Wenn ich wütend war, weil ich mich aus ihrer Abhängigkeit befreien wollte, weil ich mich wehren wollte, wurde ich als trotzig betitelt.

Zornickel“ war ein beliebtes Wort, mit dem ausgedrückt wurde, dass ich ein kleines wütendes Etwas war (hier mehr zu kindlicher Wut).

Ihrer Meinung nach hatte ich kein Recht wütend zu sein.

Ich sehe das anders

ICH wurde nie gesehen in dieser Familie. Es wurde nur das gesehen, was sie sehen wollten und das waren meistens „schlechte“ Sachen, die es auszumerzen galt.

Das Gefühl der Scham kommt genau da her: Dass andere sich über einen lustig machen (mehr in diesem Video: Was Scham mit uns macht).

Und als Kind IST man seine Emotion, d.h. es wurde sich über MICH lustig gemacht. Und so findet eine Verknüpfung statt von

Verspotten der Emotion = Verspotten von mir als Person

Scham hinterlässt ein Gefühl von nichts wert sein. Scham erzeugt Ekel. Ekel vor sich selbst und vor dem, was und wer man ist.

Die Angst

Die Angst wiederum wurde durch dysfunktionale Erziehungsmethoden erreicht.

Wenn ich wütend war, musste ich befürchten, dass zurück geschlagen wurde. Ich habe schnell gelernt, niemals wütend zu sein, weil ich immer unterlegen war.

Wie hätte ich mich wehren sollen?

Ich wusste, wenn ich der Wut nachgab, würde alles nur noch schlimmer werden. Wenn ich versuchte, mich gegen die Ungerechtigkeiten zu wehren, würde ich es doppelt und dreifach zurück bekommen.

Also zeige keine Wut, Johanna

Als Kind war es jedoch nicht möglich, keine Wut zu zeigen. Sie kam angerauscht und hat mich übernommen. Weil ich mich unfair behandelt gefühlt habe. Ich hatte immer das Gefühl mich frei kämpfen zu müssen.

Also habe ich indirekt gelernt, wie ich der Wutenergie in meinem Körper verhelfe, sich abzubauen: Indem ich weine.

Im Erwachsenenalter kamen mir immer die Tränen, sobald eine Autoritätsperson ihre Macht gegen mich verwendet hat und ich mich nicht wehren konnte bzw. durfte. Anstatt wütend zu werden, habe ich geweint und mich klein gemacht, „Schwäche“ gezeigt.

Wie ein Junghund, der dem Alphatier die Schnauze leckt, anstatt in den Kampf gegen es zu gehen.

So habe ich mich selbst beschützt

Die Verbindung verlieren

Was ich als Kind als besonders schlimm empfunden habe, war die fehlende Verbindung, sobald ich starke Emotionen gezeigt habe.

D.h. die emotionale Verbindung zu den Erziehungsberechtigten ging verloren. Auf einmal stand man als Rudeltier „Mensch“ alleine da.

Das passiert, wenn die Erwachsenen ein Problem mit Emotionen haben und selbst nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Wenn das Kind dann eine unerwünschte Emotion zeigt, geht für einen Moment die Liebe/die emotionale Verbindung verloren und das ist fast noch schlimmer, als physische Erziehungsmethoden.

Für ein Rudeltier ist eine fehlende emotionale Verbindung das Todesurteil

Also muss der Organismus Strategien entwickeln, wie er diese emotionale Verbindung aufrecht erhält. Z.B. in dem der Organismus die Emotionen abspaltet (wie ich, mehr dazu in diesem Video).

Was ist mit „positiven“ Emotionen?

Auch ausgelassene Freude kann ich der Familie gegenüber nicht zeigen.

Selbst darüber wurde sich lustig gemacht oder ich wurde gerügt, weil es meiner Mutter gerade nicht gut ging und ich deswegen kein Recht hatte, fröhlich zu sein!

Ganz simpel: Mutter schlecht gelaunt –> passe dich an

Was das aus Erwachsenen macht

Jetzt schauen wir uns diese Welt an: Wie viele emotional reife Erwachsenen gibt es wohl?

Ich kenne keinen Einzigen, muss ich gestehen.

Alle wurden mit Scham und/oder Härte erzogen, bis zu einem Punkt, an dem sie sich nicht mehr daran erinnern, wie sich die dysfunktionalen Erziehungsmethoden für sie angefühlt haben. Wie bei meinen Eltern, bei meinen Großeltern und sicherlich auch alle vorherigen Generationen.

Und wegen dieser emotionalen Amnesie (mehr über emotionale Amnesie in diesem Video) erziehen emotional unreife Erwachsene ihre Kinder genauso.

Wie ich als Erwachsene damit umgehe

Inzwischen bin ich (meistens) erwachsen.

Selbst wenn meine Familie diesen Blog und den YouTube-Kanal finden würden, wäre das eben so.

Die Angst davor ist eine kindliche Angst in mir. Mein inneres Kind fürchtet sich davor. Und das darf sie auch. Aber ICH muss mich nicht mehr fürchten.

Das bin ich!

Ich gehe in keine Auseinandersetzungen mehr mit meinen Eltern. Einen Kampf mit ihnen zu führen, damit sie mich als die anerkennen, die ich bin, ist nicht mehr notwendig.

Seit ich meine erwachsenen Anteile in mir gefunden habe, sind auch meine Eltern erwachsener geworden. Konflikte sind nicht mehr notwendig.

Außerdem weiß ich jetzt, wer ich bin.

Und das ist am wichtigsten.

Ich bin die, die ich bin