Nur brave Kinder bekommen etwas vom Christkind

Nur brave Kinder bekommen etwas vom Christkind

Nur brave Kinder bekommen etwas vom Christkind

An Weihnachten wurde man dafür belohnt, dass man brav war. Das hat einem als Kind eine Daseinsberechtigung gegeben. Man hatte das Gefühl, geliebt und anerkannt zu werden. Aber was genau bedeutet es brav zu sein? Was muss man tun, um in der eigenen Familie Anerkennung und Liebe zu erfahren, geknüpft an materielle Geschenke, die ein imaginäres Wesen bringt?

Verarbeitung von Emotionen

Inhaltsverzeichnis über das Brav sein

Brav sein!

„Brav-Sein“ war als Kind eine wichtige Eigenschaft. Nur wer brav war, hat zu Nikolaus und Weihnachten Geschenke bekommen. Nur wer brav war, war Teil der Familie, wurde geliebt und mit dem wurden schöne Sachen gemacht.

Wenn man nicht brav war, wurde man aus der Familie ausgeschlossen. Erst wurde man für das „Nicht-Brav-Sein“ bestraft und dann bekam man keine Aufmerksamkeit mehr, wurde ignoriert. Vielleicht wurden einem auch die simpelsten Bedürfnisse entzogen, z.B. das Recht etwas zu essen oder auf die Toilette gehen zu können.

Und im Gegensatz zu Max in dem Buch „Wo die wilden Kerle wohnen“ stand dann später kein warmes Abendessen vor der Tür. Wenn man kein braves Kind war, musste man hungrig auf sein dunkles Zimmer und musste das verzweifelte Gefühl der Panik aushalten.

Guantanamo für Kinder. Nur nennt man es bei Kindern nicht Folter, sondern Erziehung.

Dort war man ganz allein. Und man hatte dieses tiefe Gefühl, dass auch „da draußen“ niemand für einen da ist. Niemand beschützte einen. Schließlich war man eh dran schuld, dass man bestraft wurde, weil man ja kein braves Kind war. Eine ganz simple Regel in der Familie als auch in der Gesellschaft: Nur wer brav ist, hat eine Daseinsberechtigung. Brav sein war das A und O in der Kindheit.

Die Regeln des Brav-Seins

Aber was genau bedeutete es, ein braves Kind zu sein? „Brav-Sein“ kann schließlich viele Gesichter haben. Und hier kommt die Ambivalenz ins Spiel: Brav sein bedeutet das zu tun, was in der Familie vom Kind verlangt wird. Egal, wie abartig, dysfunktional oder grenzüberschreitend das auch sein mag.

Wächst das Kind in einer mafiösen Familie auf, wird vielleicht von ihm oder ihr erwartet, dass er oder sie Dinge stiehlt, die er oder sie haben möchte. In diesem Fall wäre das Kind nicht brav, wenn es stattdessen arbeiten geht, Geld verdient und sich die Dinge kauft.

Man wird als Kind also nur belohnt, wenn man das tut, was die Familie von einem verlangt. Nur dann gibt es Geschenke vom Christkind (oder Weihnachtsmann). Nikolaus hat ja seinen kleinen Helfer Knecht Rupprecht, der die nicht braven Kinder bestraft. Kinder lernen also, ich muss mich so verhalten, wie meine Familie das möchte, ansonsten werde ich nicht so angenommen, wie ich bin und bekomme auch keine Belohnung.

Brav sein im Erwachsenenalter

Ich habe letztes Jahr nichts zu Weihnachten geschenkt bekommen. Weil ich kein braves Kind war.

Dieses Gefühl des Abgelehntwerdens sitzt so tief in mir, dass ich weinen musste, als mir klar wurde, dass niemand mir etwas zu Weihnachten schenkt. Dabei mache ich mir nicht viel aus Weihnachten oder aus materiellen Geschenken. Aber nichts geschenkt zu bekommen hat den Beigeschmack von einer fehlenden Daseinsberechtigung. Durch Geschenke wird mein Dasein anerkannt, es wird gezeigt, dass an mich gedacht wurde, ob ich brav war oder nicht. Nichts geschenkt zu bekommen bedeutet, dass man abgelehnt wird. Niemand hat sich die Zeit genommen an mich zu denken.

Die emotionale Verknüpfung von Geschenken und das Gefühl des Angenommenwerdens ist eng miteinander verbunden. Das reicht bis in mein Erwachsenenalter. Aber ich war letztes Jahr kein braves Kind. Ich habe keine Geschenke verdient und muss dafür bestraft werden, dass ich mich nicht an die Regeln der Familie halte.

Das größte Geschenk, das man seinem Kind machen kann: Es loszulassen und ihm erlauben es selbst zu sein.

Ein System, dass auf Belohnung und Strafe ausgerichtet ist, um die Mitglieder des jeweiligen Systems auf der Spur zu halten, erschafft Mitglieder, die niemals authentisch sie selbst sein können. Diese Mitglieder werden für immer in ihren konditionierten Rollen gefangen sein, was zu Krankheit und Leid führt.

Emotionen in der Verarbeitung kosten viel Energie
Helden-Geschichte

Helden-Geschichte

Helden-Geschichte

Wir alle schreiben unsere eigene Helden-Geschichte. Eine Geschichte über Verrat und Liebe, über Enttäuschung und Hoffnung, über Verletzung und Heilung. Wir sind die Helden und Heldinnen unseres eigenen Universums und am Ende der Reise wird es MEHR von uns geben, als wir je geglaubt haben, dass es möglich ist. Wir müssen nur den Mut haben voran zu schreiten und die Stärke in uns sehen. 

Frühe Kindheitserinnerungen können bis ins Säuglingsalter reichen

Inhaltsverzeichnis über „Helden-Geschichte“

Unser Planet

Auf diesem Planeten gibt es viele Helden. Kinder, die ihre Kindheit überlebt haben. Die durchgehalten haben. Kinder, die mutig genug waren, um weiter zu leben.

Kinder, die inzwischen erwachsen sind und eigene Leben führen. Leben außerhalb von Abhängigkeit und Hilflosigkeit. Die jeden Tag ihren Beitrag leisten. Für die eigenen Kinder und die eigene Familie. Für eine andere Welt.

Eine Welt, in der Kinder nicht einfach nur überleben müssen, sondern leben dürfen. So, wie sie sind.

Und genauso viel Mut hatten die, die ausgestiegen sind. Die die Entscheidung getroffen haben, dass genug genug ist.

Für euch alle ist dieser Beitrag

Wer ich bin

Ich bin keine Heldin. Ich bin einfach eine Frau, die bestimmte Erfahrungen im Leben gemacht hat und jetzt mit diesen Erfahrungen lebt. Weder fühle ich mich besonders mutig, noch fühle ich mich besonders stark.

Ich verstecke mich oft neben meiner Couch und hoffe einfach darauf, dass ich bald einen weiteren Tag geschafft habe („Aus dem emotionalen Koma erwachen“).

Gerne wäre ich eine Wonder-Woman, die ihre Aufgabe im Leben kennt und diese Aufgabe entschlossen angeht, ohne Angst und Zögern. Die ein Ziel hat, für das es sich zu kämpfen lohnt, egal, welche Verluste und Entbehrungen das bedeutet.

Aber ich habe keine Superkräfte oder irgendeine besondere Waffe, die mich schützt und mit der ich mich verteidigen kann

Stattdessen fühle ich mich meistens eher wie Frodo Beutlin aus Der Herr der Ringe.

Der sich wünscht, dass der Ring der Macht nie zu ihm gekommen wäre, dass all das nie passiert wäre.

Und dann wünsche ich mir einen Gandalf, der mir erklärt, dass sich das alle wünschen, die solche Zeiten erleben. Aber dass es nicht an ihnen ist, darüber zu entscheiden. Und dass es für alles einen Grund gibt, auch wenn wir ihn nicht kennen.

Wir alle sind Helden und Heldinnen unserer Geschichte

Ich glaube, jeder von uns schreibt seine eigene Helden-Geschichte. Jeder ist sein eigener Held/seine eigene Heldin in seiner bzw. ihrer Geschichte.

Wir gehen durch dunkle Zeiten und wir gehen durch helle Zeiten. Und wir machen immer weiter. Wir werden mit unseren dunkelsten Dämonen konfrontiert, schlagen Schlachten gegen Angreifer, treffen Menschen, die uns unterstützen und uns ein Stück des Weges begleiten.

Wir werden verletzt und wir verletzen

Und nach den Zeiten der Aufruhr brauchen wir Ruhezeiten, bevor die nächste Herausforderung auf uns wartet.

Es ist aber unsere eigene Reise! Keiner sonst kann diese Reise für uns erleben.

Deswegen fühlen wir uns oft alleine und anders als alle anderen. Helden fühlen sich einsam, weil sie genau wissen, dass nur sie alleine diese Schlachten schlagen können. Es sind ihre Dämonen und ihre Angreifer.

Trotzdem laufen wir weiter. Wir überwinden Hindernisse, durchqueren tiefe, dunkle Schluchten und am Ende der Reise sind wir erwachsener und weiser geworden.

Und auf einmal sind wir MEHR.

The reason, why…

Ich glaube, dass es für alles einen Grund gibt. Dass mich meine Erlebnisse irgendwo hin führen. Ich kenne den Grund oder das Ziel nicht, aber ich weiß, dass ich am Ende verändert sein werde.

Im Leben hätte ich mir nicht vorstellen können, hier zu stehen, wo ich gerade stehe. Mich mit den Dingen zu beschäftigen, mit denen ich mich beschäftige. All das Wissen und die Weisheit zu haben, die ich inzwischen habe.

Und der Prozess hat erst begonnen!

Wenn man immer plant, geht man am Zufall vorbei

Unser Verstand ist einfach zu eng, um auch nur annähernd wissen zu können, wo unsere Leben uns hinführen. Oder was in der Zukunft alles auf uns wartet, wenn wir den Mut haben weiterzugehen.

Gandalf, der Weise (auch als Grauer)

Die wenigstens Menschen haben gelernt zu vertrauen. Aber genau das ist es, was Gandalf einem rät:

Habe Vertrauen, dass du am perfekten Ort zum perfekten Zeitpunkt bist. Dass es für all das einen Grund gibt.

Wenn ihr euch das nächste Mal einem Hindernis gegenüber seht, das unüberwindlich scheint: Macht euch klar, was ihr schon alles geschafft habt! Macht euch klar, welche Stärke in euch schlummert.

Die Angst macht uns menschlich

Wir alle haben Angst. Helden haben immer Angst. Das macht uns menschlich. Aber die Angst trifft keine Aussage darüber, ob wir dieses Hindernis überwinden können oder nicht. Sie erzählt uns nur eine Geschichte, die wir glauben können … oder eben nicht.

Wir alle sind Helden, weil wir dieses Leben leben. Und auch wenn wir nicht sehen können, warum wir bestimmten Herausforderungen gegenüber stehen, gibt es einen Grund dafür und wir wissen nicht, wo uns die Überwindung dieser Herausforderung hinführen wird.

Dinge müssen anders werden, damit sie besser werden können

Die Transformation

Erkennt eure eigene Helden-Geschichte.

Und wisst, dass ihr nach dem Durchleben dieser Geschichte ein Stück voller und weiser seid. Und dass ihr Anteile an euch entdeckt, von denen ihr nie geglaubt habt, dass es sie gibt.

Wie bei der Transformation von der Raupe zum Schmetterling: Die Raupe muss zuerst einen Prozess der Auflösung durchlaufen, bevor sie zum Schmetterling werden kann.

Wir alle sind MEHR. Wir wurden in unserer Vergangenheit klein geredet, belächelt, beschämt, beschuldigt. Das müssen wir aber nicht glauben. Wir dürfen unser Mehrsein entdecken und es leben.

Und wir brauchen keine Angst davor zu haben

Vielleicht ist es an der Zeit sein eigener Gandalf zu werden. Zu wissen, dass es für alles einen Grund gibt.

Und dass wir den Mut haben dürfen weiterzugehen.

Emotionale Wunden heilen lassen
Die YouTube-Prostitution

Die YouTube-Prostitution

Die YouTube-Prostitution

Gesehen werden

YouTube-Prostitution… Harte Worte, aber manchmal empfinde ich es genau so, wenn ich Videos bei YouTube hochlade: Als ob ich mich prostituieren würde für ein paar Likes und für mehr Follower. Die Plattform bietet die Möglichkeit einer schnellen Ablenkung vom Alltag. Aber ich möchte keine Ablenkung sein. Ich möchte etwas verändern. Ich möchte den Menschen helfen ihre eigenen Stärken wiederzufinden. Ist das vielleicht zu viel verlangt? Oder muss ich einfach lernen, wie ich den Umgang mit YouTube emotional besser verarbeite?

Meine YouTube-Prostitution

Inhaltsverzeichnis über „Die YouTube-Prostitution“

30.12.2023

Die Veröffentlichung meines ersten YouTube-Short-Videos

An diesem Tag hatte ich den Mut, mein allererstes Video auf YouTube hochzuladen. Niemand in meiner Welt wusste davon. Niemand hat sich das Video angeschaut, nur weil er sich emotional verpflichtet gefühlt hat.

Es gab nur mich und die große weite YouTube-Welt.

Und die Angst davor, was passiert, wenn ich es hochlade.

Wie es zur YouTube-Prostitution kam

Ich wollte nie irgendetwas bei Social Media machen.

Das sind garstige Orte, an denen viele emotional schwer verletzte Menschen anonym ihre emotionalen Schmerzen an anderen auslassen. Es geht um Status und sehr viel Fremdwert: Wie viele Likes hat ein Video? Ging es viral? Wie viele Follower hat der Kanal?

Jeder teilt ungefragt seine Meinung zu allem mit. Und oft geht es darum, ANDERER Meinung zu sein.

Viele Menschen scheinen nur darauf zu warten, dass endlich der richtige Trigger gesetzt wird, damit sie richtig ausrasten und all ihren emotionalen Schmerz aus längst vergangener Zeit an fremden Leuten auslassen können, in dem Glauben, es ginge ihnen danach besser.

Ich wollte nie ein emotionaler Punchingball sein

Und trotzdem saß ich nach einem schweren emotionalen Zusammenbruch in einer Ferienwohnung und hatte DAS GEFÜHL ein Video aufnehmen zu müssen.

Ein Video für YouTube.

Kaum war die Kamera an, war mein Gehirn komplett leer (ist es bis heute sobald die Kamera läuft 😂) und ich starrte wie ein Reh im Scheinwerferlicht in dieses kleine schwarze Loch an meinem Macbook. Dann fing ich an zu weinen.

Meine allererste Videoaufnahme war also nicht so der Bringer. Wenig überraschend hab ich es auch nie veröffentlicht.

Das war der Beginn. Unspektakulär und komplett ungeplant.

Keine Zukunftsvisionen von mir, wie ich mit viel Geld (was ich natürlich mit YouTube verdienen werde, wenn erstmal alle meine Videos viral gehen) und einem YouTube Creator Award in einer Villa im Grünen sitze.

Nur das Gefühl, dass ich einen YouTube-Kanal machen sollte

Ich habe über nichts nachgedacht: Keine Zielgruppenanalyse, keine Überlegungen über den Namen, worum es überhaupt in dem Channel gehen soll, welche Farben ich für mein Logo verwenden sollte. Nichts.

Ich habe einfach gemacht.

Und geboren wurde Gefühle-Fühlen.

Warum YouTube?

YouTube war mir ein treuer Begleiter in meinen dunkelsten Jahren.

Besser gesagt waren es all die unerschrockenen Menschen da draußen, die den Mut hatten und immer noch haben, ihr Gesicht in eine Kamera zu halten und allen Garstigkeiten zum Trotz ihren Content über Trauma, über Lebensweisheiten, über spirituelles Erwachen, über Psychologie, all ihre eigenen Wahrheiten zum Besten zu geben, damit andere denselben Weg gehen können.

Ihr wart mir eine große Stütze

Weil ihr mir eure Wahrheiten erzählt habt, konnte ich meine Wahrheit finden.

Durch YouTube konnte ich mein eigenes Weltbild hinterfragen, konnte mich informieren, konnte lernen mir selbst zu helfen, nachdem die Psychotherapie mich im Stich gelassen hatte.

Nachdem alles in meinem Leben zusammengebrochen war (inklusive meines Ich-Verständnisses), gab es immer noch YouTube. Mit kostenlosen Meditationen, Sportübungen, Musikvideos, Channelings, Chantings, Tanzübungen, Häkelanleitungen, DIYs, Makramees, wie schneide ich einen Apfelbaum richtig, netten Geschichten, harten Geschichten, Filmauschnitten, Kochrezepten, Tarotkartenreadings, wie mache ich aus Brennnesseln eine Schnur, Live-Spacewalks der NASA, SpaceX Falcon Launches, und, und, und.

Deswegen YouTube.

Warum YouTube-Prostitution?

„Prostituere“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Sich zur Schau stellen“ .

Nein, ich ziehe mich in meinen Videos nicht aus oder biete sexuelle Dienstleistungen an.

Ich rede nur. Über Gefühle und Emotionen. Nicht gerade ein beliebtes Thema in unserer Gesellschaft.

Und ich habe das Gefühl mich zur Schau zu stellen.

Die Ware „Johanna“ wird begutachtet und bewertet

Was natürlich daran liegt, dass ich mich persönlich einbringe. ICH BIN dieser Kanal.

Ich bin keine KI oder irgendeine Rolle. Sondern ich bin Ich und dieses Ich zeige ich ungeschminkt in meinen Videos.

Und genau das ist, was es für mich so herausfordernd macht. Es gibt mir ein Gefühl von Angreifbarkeit.

Durch die Identifikation mit diesem Kanal habe ich das Gefühl, dass *keine* Likes bedeutet , dass *ich* nicht gemocht werde. Dabei werden einfach die Videos nicht gemocht und in vielen Fällen hat das sicherlich nicht direkt etwas mit mir zu tun.

Seien wir ehrlich: Für die meisten Menschen sind Gefühle und Emotionen etwas, was man besser nicht hat und sich erst recht nicht damit beschäftigt!

Fakten zu meinem ersten YouTube-Video

Mein erstes YouTube-Video habe ich „A Year Ago“ genannt, es dauert 46 Sekunden und man sieht darin Bilder von mir aus dem Jahr 2023, hinterlegt mit einem Lied von Neffex „A Year Ago“.

Bis zum heutigen Tag hat es 82 Aufrufe, 5 Likes (eigentlich nur 4, weil der eine Like von mir selbst kommt) und die durchschnittliche Wiedergabedauer beträgt 24 Sekunden.

Das bedeutet, dass dieses YouTube-Short durchschnittlich 24 Sekunden angeschaut wurde. Bei einer Gesamtlänge von 46 Sekunden! 

Willkommen bei YouTube, Johanna. Dem Ort, an dem sich Menschen für ein paar Likes prostituieren

Unbegründete Sorgen und begründete Enttäuschungen

Um ehrlich zu sein, war ich immens erleichtert, als nach dem Hochladen rein gar nichts passierte 😂 Es gab keine Likes und keine Kommentare. Perfekt!

Bis ich mich daran erinnerte, dass ich das ja aber bei YouTube hochgeladen hatte, damit etwas passierte.

Es sollte der Welt sagen: Ich bin hier! Ich strecke meinen Kopf aus meiner Traumablase und werde gesehen, ungeschminkt, ohne eine Rolle, nur mein rohes Ich.

Und dann fing der innere Kampf in mir an, ob ich Likes wollte oder nicht. Ob ich Kommentare wollte oder nicht. Ob ich gesehen werden wollte oder nicht.

Gesehen werden

5 Monate und 84 Videos später habe ich immer noch Schwierigkeiten damit gesehen zu werden.

Weil viele nicht wohlwollend sind. Weil es Menschen gibt, die sich selbst von meiner eigenen Geschichte triggern lassen und das an mir auslassen. Dabei lassen sie es in Wirklichkeit nicht an mir aus, sondern an dem, was sie in mir sehen wollen.

Wir sehen die Welt nicht so, wie sie ist. Wir sehen sie so, wie wir sind

Prostitution bei YouTube - Mein Gefühl

Aber für mich fühlt es sich persönlich an, weil es meine Geschichte ist.

Die YouTube-KI ist inzwischen sehr gut darin geworden, diese Kommentare rauszufiltern. Vor ein paar Jahren konnte man noch Kommentare lesen wie „Leute, die solche Videos machen, gehörten euthanasiert!“.

In dieser Garstigkeit befinden sich meine Kommentare nicht.

Und trotzdem spüre ich eine Angst davor, so ganz ohne Schminke und ohne eine Rolle angreifbar zu sein.

Das ist eine Angst, die in vielen von uns sitzt.

YouTube-Statistiken

YouTube stellt einem Content Creator (so nennt man die Leute, die bei YouTube Videos veröffentlichen) Unmengen an statistischen Daten zur Verfügung. Und ich hasse diese Statistiken. Ich schaue sie mir nie an.

Weil ich mich dann fühle, als würde ich mich prostituieren. Für die meisten ist YouTube ein netter Zeitvertreib, der sie von ihrem eigenen Leben ablenkt. Bloß nicht zu viel fühlen. Also lässt man sich berieseln.

Die Aufrufzahlen, die man bei jedem Video sehen kann, sagen nichts darüber aus, wie lange das Video angeschaut wurde. Die meisten meiner Videos werden maximal ein paar Minuten angeschaut, nur die aller wenigstens Viewer halten 10 Minuten durch.

Und am beliebtesten sind die Videos, in denen ich über mich selbst rede. Als wäre mein Leben eine Soap Opera. Für mich ist es aber keine Soap Opera.

Das ist mein Leben.

Und ich erzähle meine Geschichte, weil ich Mut machen will. Nicht, weil ich die Bedürfnisse nach mentaler Ablenkung befriedigen möchte.

Ich möchte etwas bewirken. Etwas verändern.

Ich möchte zum Nachdenken anregen und dazu, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Zu seiner eigenen Autorität zu werden.

Aber vielleicht ist das zu viel erwartet?

Und dann gibt es Likes und herzerwärmende Kommentare

Und weitaus häufiger als garstige Kommentare bekomme ich Kommentare von fremden Menschen, die ich mit meinen Videos berühren konnte.

Die sich verstanden fühlen. Die sich wiederfinden in meiner eigenen Geschichte. Und die vielleicht merken, dass sie nicht alleine mit ihren Gefühlen und Erlebnissen sind. Sondern dass sich nur niemand traut darüber zu reden.

Und für diese Menschen mache ich diese Videos.

Ich selbst möchte nicht gesehen werden. Aber ich möchte, dass jeder Einzelne sich gesehen fühlt. Auch ohne das eigene Gesicht in eine Kamera halten zu müssen und sich zu prostituieren.

Es gibt immer mehrere Seiten einer Medaille

Schauen wir der Realität ins Auge: Natürlich gibt es eine Unmenge an Gründen, warum meine Videos nicht angeschaut werden. Vielleicht ist es Ablenkung, was Leute zu YouTube treibt. Dann sind sie bei mir an der falschen Adresse.

Oder vielleicht bin ich ihnen einfach nicht sympathisch.

Vielleicht erzähle ich einfach nicht IHRE Geschichte?

Oder vielleicht sind sie einfach noch nicht so weit, sich diese Dinge anzuschauen.

Und dann muss ich mich daran erinnern, bei mir zu bleiben und das zu machen, was ich IN MIR fühle. DAS ist meine Wahrheit.

Ich möchte keinen Zielgruppen hinterherrennen und psychologische Manipulationen einsetzen, nur damit ich mich besser fühle und ich zeigen kann, wie viele Follower ich habe.

Ich möchte berühren

Aber genauso werde auch ich berührt, angenehm wie unangenehm.

Ich möchte Menschen emotional berühren
Ist mein Perfektionismus angeboren?

Ist mein Perfektionismus angeboren?

Ist mein Perfektionismus angeboren?

Ich dachte immer, mein Perfektionismus wäre angeboren. Das ist halt so, nicht wahr? Inzwischen weiß ich, dass er das nicht ist, er ist konditioniert, also erlernt. Und dieses Wissen verursacht jede Menge Wut in mir. Vor allem Wut auf mich selbst, weil ich diesem Gefühl glaube, das mir einflüstert, ich müsste Dinge perfekt machen. Ganz ohne Nachzudenken mache ich die Sachen perfekt, was mich enorm viel Energie kostet. Aber muss ich diesem Gefühl wirklich glauben?

Perfektionismus: Angeboren oder erlernt?

Inhaltsverzeichnis über „Ist mein Perfektionismus angeboren?“

Mein angeborener Perfektionismus

Bum, bum, bum … der 3/4 Takt der Musik hämmert dezent im Hintergrund, immer passend zu unseren Bewegungen. AROHA® nennt sich die Sportart. Es ist eine Mischung aus simplen Tanz- und Körperbewegungen, inspiriert vom maorischen HAKA, dem traditionellen Kriegs-Tanz der Ureinwohner Neuseelands.

Wir sind eine gemischte Gruppe, die sich einmal die Woche im Rehazentrum trifft, um fit zu bleiben? Jung zu bleiben? Gesund zu werden?

Tatsächlich habe ich keine Ahnung, wieso die anderen da sind. Ich weiß nur, dass ich mit meinem Alter das Durchschnittsalter der Gruppe um einige Jahrzehnte drücke. So ist das in einem Rehazentrum. Ich hätte mich auch eher im Fitnessstudio gesehen, die bieten diesen Tanz auch an, aber dafür werden die Kosten nicht übernommen. 

Manchmal muss es der Rehakurs sein

Ich beobachte die Trainerin genau. Merke mir akribisch jede ihrer Bewegungen.

Die ersten 30 Minuten werden verschiedene Bewegungsabläufe nach und nach aneinander gereiht und dabei immer wieder wiederholt. Dann gibt es ein paar komplette Durchläufe.

Und selbst damit hatte ich die erste Zeit Schwierigkeiten: Mir zu merken, welcher Bewegungsablauf als nächstes kommt. Bereits nach 10 Minuten lies meine Konzentrationsfähigkeit auffallend nach. Mit Ach und Krach habe ich die 40 Minuten durchgehalten.

Dabei ist es für mein Ego enorm wichtig, es perfektionistisch richtig zu machen. Genau zu wissen, ob man bei diesem Bewegungsablauf den Kopf mitdreht oder man nach vorne schaut. Wo zeigt der Fuß hin? Sind die Finger angewinkelt oder hängen sie entspannt nach unten? 

Jeder Muskel meines Körpers muss exakt das tun, was er vorgemacht bekommt

Kein Wunder, dass ich anfangs Konzentrationsschwierigkeiten hatte: Diese Aufmerksamkeit kostet enorm viel psychische Kraft, muss mein Organismus doch alles im Auge behalten und gleichzeitig das Ganze direkt in eigene Bewegungen umsetzen. Ein immenser kognitiver Energieaufwand ist dafür notwendig.

Dabei interessiert es in dieser Gruppe niemanden, ob ich das alles richtig mache oder nicht. In der Sporthalle sind mindestens 30 Menschen anwesend und jeder macht so viel, wie er eben kann. Und in den seltensten Fällen sieht das aus wie bei der jungen, durchtrainierten Fitness-Trainerin, die seit 5 Jahren mehrmals wöchentlich diese Kurse gibt.

Tatsächlich denke ich, dass die meisten gar nicht wissen, dass sie es nicht richtig machen.

So what? Wir sind nicht hier, um es richtig zu machen, sondern um in unseren Körpern anwesend zu sein und uns zu bewegen.

Hörst du, Johanna? Du bist nicht hier, um es richtig zu machen

Obwohl ich das weiß, gibt es diesen inneren Drang in mir, es perfekt zu machen.

Perfektionismus, ist er angeboren?

Inzwischen weiß ich, dass dieser Drang konditioniert ist. D.h. ich habe in meiner Kindheit gelernt, alles perfekt zu machen. Es war in meiner Kindheit enorm wichtig, alles perfekt zu machen. Nur so habe ich Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommen. Ich habe geglaubt, dass ich nur geliebt werde, wenn ich alles richtig mache.

Das war überlebenswichtig

Und dieses Gefühl des Überlebens ist in meinem Körper verblieben. Mein Organismus glaubt, dass wir („Wir“ als meine Ich-Einheit aus Körper und Persönlichkeit) nur überleben können, wenn wir alles perfekt machen. Nur dann sind wir Teil des menschlichen Rudels. Nur dann können wir Strafen entgehen.

Aufkommende Wut

Und während ich in dieser Sporthalle stehe und zum 3/4 Takt der Musik die vorgegebenen Bewegungsabläufe nachahme, werde ich wütend. Richtig wütend.

Wütend auf meine Vergangenheit, die mich zu dem gemacht hat, was ich jetzt bin. Aber vor allem wütend auf mich selbst. Dass ich immer noch diesem Scheiß-Perfektionismus nachjage, obwohl ich weiß, dass diese Konditionierung eine Lüge ist. Ich weiß, dass das nicht wahr ist. Dass ich jetzt als Erwachsene die Dinge so machen darf, wie ICH sie machen möchte.

Tränen steigen mir in die Augen.

Tränen der Wut und der Verzweiflung

Die Erkenntnis

Und auf einmal ist die Erkenntnis da:

DAS BIN ICH!

Ja, den Perfektionismus habe ich durch das Verhalten dysfunktionaler Eltern gelernt, er ist nicht angeboren. Und dafür kann ich meine Eltern hassen und den Perfektionismus ablehnen. Und ich kann jetzt, zum Trotz!, alles genau so machen, wie ICH es machen möchte und immer einen Kampf gegen diese Konditionierung führen. Immer mehr den Hass in mir schüren bis er mich vollends aufzehrt.

Oder ich entscheide mich dafür, den Perfektionismus als Stärke zu sehen und diese Stärke für mich zu nutzen. Dieser Perfektionismus ist eine Gabe:

Ich bin extrem gut im Beobachten, sehe jeden kleinsten Unterschied in den Bewegungen der Trainerin und kann diese Beobachtung auf meinen eigenen Körper übertragen.

Ich passe mich schnell an neue Situationen an und bin in der Lage, das Gelernte in Millisekunden wieder abzurufen.

Die Leichtigkeit

Und auf einmal spüre ich Leichtigkeit in meinem Körper. Keine Tränen mehr. Kein Ablehnen der Situation. Kein Ablehnen von mir selbst.

Sondern ich erkenne mich selbst, als das, was ich bin: Ein menschliches Bewusstsein, das durch Erfahrungen und Ereignisse geformt wurde. Aber ich treffe als Erwachsene im Hier und Jetzt die Wahl, WIE ich sein möchte.

Ich verwandle den nicht angeborenen Perfektionismus in eine Superpower, die ich für mich nutze. Und wenn ich während der AROHA-Stunde etwas trinken möchte, trinke ich etwas, ohne auf die Pause zu warten. Und wenn ich heute die Übungen mit weniger Kraftaufwand machen möchte, mache ich das.

Oder ich entscheide mich dafür, voll rein zu gehen. Mein ganzes Potenzial auszuschöpfen.

Weil ich das so will.

In dieser Wahl liegt eine unglaubliche Freiheit verborgen

Die Wahl zu treffen ist ein Gefühl von Freiheit
Wenn MEINE Realität die einzig WAHRE Realität ist

Wenn MEINE Realität die einzig WAHRE Realität ist

Wenn MEINE Realität die einzig WAHRE Realität ist

Jeder Mensch hält seine eigene Realität für die WAHRE Realität. So, wie ICH die Welt sehe, IST die Welt nunmal. Aus meiner persönlichen Sicht bedeutet das, alle anderen sind total rücksichtslos und dringen mit ihren Geräuschen und Gerüchen ungebeten in mein Leben ein. Aus der Sicht der anderen bin ich total merkwürdig und man meidet mich besser. Welche Realität ist nun die WAHRE Realität? Gibt es überhaupt eine WAHRE Realität?

Wessen Realität ist die wahre Realität?

Inhaltsverzeichnis über „Wahre Realität“

Mein aktuelles Leben

Ich lebe ein sehr zurückgezogenes Leben. Ich habe kaum soziale Kontakte, zu meiner Familie habe ich aktuell gar keinen Kontakt und die meiste Zeit bin ich mit mir selbst zusammen und froh darum.

Menschen strengen mich an mit all ihren Emotionen, ihrer Gier, ihrer Rücksichtslosigkeit. Ich nehme einfach unglaublich viel wahr, das meiste davon will ich gar nicht wissen und trotzdem ist es da.

Meine kleine Wohnung bevölkere nur ich und nur meine Sachen. Ich möchte auch niemand hier haben. Ich möchte selbst entscheiden, wann sich etwas in der Wohnung verändert oder wann ich Musik hören oder wann ich die Balkontür stundenlang offen stehen haben möchte.

Die meiste Zeit lebe ich in der Stille und genieße dieses Gefühl des Friedens und des In-der-Balance-Seins.

Wenn alles in mir durcheinander gerät entscheide ich mich bewusst dafür den Fernseher anzumachen oder Kopfhörer anzuziehen und mich abzulenken

Wären da nicht die Nachbarn. Insgesamt gibt es hier drei Nachbarparteien, wobei nur eine einzige Partei direkt hinter den Wänden meiner eigenen Wohnung lebt.

Sie dringen in mein Leben ein. Sie zwängen sich in meine Stille mit ihrer Musik, ihren Unterhaltungen, ihren Schritten. Die direkte Nachbarin hat harte Fersenschritte, für mich ein Zeichen für tiefe Unbewusstheit. Sie ist sich ihrer selbst und ihres Körpers nicht bewusst und merkt gar nicht, dass sie Tag und Nacht durch ihre Wohnung stampft. Und dieses Geräusch aktiviert jedesmal mein Nervensystem.

Ich kann nichts dagegen tun

Auch ihre Gerüche wehen immer wieder zu mir rüber. Sie rauchen auf ihrem Balkon oder haben ihre Dunstabzugshaube in der Küche an. Schön, dass ihr den Geruch EURES fettigen Essens nicht bei EUCH in der Wohnung habt! Dafür ist er bei MIR in der Wohnung. Und nichts davon würde ich selbst essen!

Oder der Geruch eurer Restmülltonne bei Nordostwind. Weil ihr die Tonne in der prallen Sonne stehen habt.

Ich dringe doch auch nicht in eure Leben ein, warum tut ihr es dann bei mir? Wenn ich laut singen möchte, gehe ich ins Feld, damit ich euch nicht damit belästige. Wenn es mir nicht gutgeht, gehe ich spazieren, anstatt euch mit meinem Weinen zu behelligen.

Ich bin gerne draußen, weil es mein Nervensystem beruhigt und es wieder in die Balance bringt. Aber bei Nordostwind kann ich nicht auf meinem Balkon sitzen wegen dem Geruch. Gerüche triggern mich. Das habe ich mir so nicht gewünscht, aber so ist es nunmal.

Perspektivwechsel

Die neue Nachbarin ist echt merkwürdig! Ständig sehe ich durch’s Küchenfenster, wie sie rüber zum Bach geht. Was zum Teufel macht sie da? Da ist rein gar nichts.

Oder letztens habe ich sie tatsächlich die Straße entlang tanzen sehen! Tanzen! Die ist mindestens 40!

Aber als Hartzerin scheint es ihr nicht schlecht zu gehen. Sitzt ständig auf dem Balkon in der Sonne und liest oder hängt an ihrem Laptop rum. So ein Leben hätte ich auch gerne! Ich muss immer malochen, damit ich irgendwie über die Runden komme.

Und dann macht sie immer morgens schon um 8 Uhr ihren Rollladen hoch! Egal, ob unter der Woche oder am Wochenende. Da bin ich grad eingeschlafen!

Und die eine Nachbarin hat mir erzählt, dass sie Pflanzen nicht gerne in Töpfen hat, weil Pflanzen immer miteinander verbunden sein sollen. Was für ein Quatsch ist das denn! Bestimmt isst sie auch kein Tier und tanzt ihren Namen!

Überempfindlich scheint sie auch zu sein. Sie riecht die Restmülltonne auf ihrem Balkon, behauptet sie. Und jetzt soll ICH die Tonne umstellen, weil SIE sich dadurch gestört fühlt? Ich hab ihr direkt geschrieben, dass ich die Tonne nie rieche.

Langsam fängt sie an mich zu nerven. Bevor sie kam, hat alles hier gut funktioniert.

Meine Perspektive

Aus meiner Perspektive lebe ich ein Leben in einem bewussten Einssein mit mir und meiner Umwelt. Ich bin mir darüber bewusst, wenn ich in die Leben von anderen eindringe oder mich dafür entscheide, meine emotionalen Päckchen woanders auszuleben.

Alles, was ich tue, tue ich aus einer bewussten Entscheidung heraus. Ich fühle mich besser, wenn ich in der Natur bin. Ich fühle mich besser, wenn ich in der Stille mit am besten gar keinen Geruch sitze. All das habe ich in jahrelanger Achtsamkeit für mich selbst erarbeitet.

Das ist momentan mein Leben

Die Nachbarn agieren unbewusst einfach Triebe aus: Wenn sie Hunger haben, braten sie sich was, wenn sie Nikotin brauchen, rauchen sie.

Deren Perspektive

Aus deren Perspektive bin ich einfach merkwürdig. Ich habe merkwürdige Ansichten über das Leben und verhalte mich auch durch und durch merkwürdig! Dieser Quatsch mit den Pflanzen und dass ich ständig draußen bin. Sie wissen von der MS-Diagnose, dadurch haben sie für sich selbst eine Ausrede, warum ich so merkwürdig bin. Und sie fühlen sich durch diese Merkwürdigkeit gestört.

Während ich mich von ihrem Lärm und ihren Gerüchen gestört fühle, fühlen sie sich durch meine pure Andersartigkeit gestört. Dadurch, dass ich mich anders verhalte, anders rede, ein anderes Leben führe.

Wessen Realität ist nun die wahre Realität?

Wer hat Recht? Sie sind mehrere, die gemeinsam ein Bild von einer bestimmten Realität haben. Haben sie deswegen automatisch Recht?

Aus meiner Perspektive sind diese Menschen merkwürdig, weil sie alle mit dem Strom mitschwimmen, gefangen in einem Leben aus: Aufstehen | Arbeiten | Essen | Sex haben | Fernsehschauen | Schlafen.

Wiederholen.

Ich würde mir wünschen, meine Realität wäre die wahre Realität. Eine Realität, in der sich jeder seiner selbst bewusst ist und die Auswirkungen seines Handelns erkennt und dementsprechend abwiegt, wie man sich verhalten möchte.

Aber die wahre Realität ist die, dass jeder seine eigene Realität lebt, bewusst oder unbewusst

Die eine wahre Realität gibt es nicht

Narzisstische Lügen

Narzisstische Lügen

Narzisstische Lügen

Wenn Lügen zur Persönlichkeit wird

Narzisstische Lügen – Es gibt wohl kaum bekanntere Persönlichkeitsstrukturen, die so stark zum Lügen neigen, wie ausgeprägte Narzissten. Woher kommt das? Was gewinnt der Narzisst beim Lügen? Und kann man narzisstische Lügen erspüren, so wie man bei anderen Menschen Lügen wahrnehmen kann? Oder glauben Narzissten etwa selbst an das, was sie da sagen? Ein Porträt über narzisstische Lügen.

Narzisstische Lügen - Enttarnt

Inhaltsverzeichnis über „Narzisstische Lügen“

Warum Menschen lügen

Lügen bedeutet gezielt die Unwahrheit sagen. In den meisten Fällen geht es dabei darum sich selbst zu schützen.

Selbst, wenn wir glauben lügen zu müssen, um den anderen zu schützen, bleibt es am Ende ein Selbstschutz. Weil wir spüren, was in dem anderen vorgeht, welches Gefühl in dem anderen hervorgerufen wird durch unser Verhalten. Und das zu spüren ist so unangenehm, dass wir lieber lügen, um das nicht spüren zu müssen.

Tatsächlich lügen wir alle hauptsächlich, um tiefe emotionale Wunden in uns zu schützen. Indem wir uns durch lügen Vorteile verschaffen, behalten wir ein Gefühl der Kontrolle. Diese Kontrolle wiederum überdeckt eine tiefsitzende Angst, die Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit.

Diese Angst wurde durch dominierende Eltern geboren, die einem immer das Gefühl gegeben haben, nicht genug zu sein, es nie richtig machen zu können und die selbst immer die Kontrolle behalten mussten.

Um so nicht ständig ein Gefühl von Kontrollverlust zu erleiden, fängt man früh mit lügen an. Nur so konnte man sich als abhängiges Kind ein gewisses Maß an Kontrolle und Selbstwirksamkeit behalten und nicht völlig verloren gehen im Sog eines kontrollierenden Elternhauses.

Ständiger Kontrollverlust in der Kindheit führt zu kontrollierenden Erwachsenen

Die Geburt eines Narzissten

Genau so werden Menschen mit stark ausgeprägten narzisstischen Persönlichkeitsanteilen geboren, der Einfachheit halber nenne ich sie hier ganz verallgemeinernd Narzissten.

Ein Gefühl der Unzulänglichkeit, gepaart mit tiefen emotionalen Wunden, die es zu schützen gilt.

Je mehr emotionale Wunden aus der Kindheit vorhanden sind, desto höher und dicker ist die narzisstische Mauer, die diese Menschen um sich herum errichten, damit bloß niemand den Finger in die Wunde legen kann oder sie sogar spüren müssten, was andere fühlen!

Und je mehr Wunden vorhanden sind, je höher die narzisstische Mauer ist, desto mehr lügen sie. So verschaffen sie sich eigene Vorteile, behalten die Kontrolle und haben weiterhin ein Gefühl von „Schau, was ich alles kann...„.

Wie kleine Kinder brauchen sie durchgehend diese Bestätigung, die sie sich selbst immer wieder geben, aber besonders vom Außen einfordern. Wie Kinder das bei ihren Eltern tun: Schau, Mama, was ich Tolles gemalt habe.

Um Bestätigung zu bekommen, greifen Narzissten gerne zu Lügen

Geschützt von ihrer narzisstischen Mauer ist es ihnen auch nicht möglich, das oben beschriebene Szenario zu spüren: Welche Gefühle werden durch mein Verhalten bei dem anderen ausgelöst?

Beim narzisstischen Lügen geht es immer nur darum, die eigenen emotionalen Wunden zu schützen und sich selbst ein bestätigendes Gefühl zu geben: Ich habe einen Wert, ich bin genug und ich bin toll so, wie ich bin!

Narzisstische Lügen erspüren

Ein interessantes Phänomen im Umgang mit Narzissten ist, dass man ihre Lügen kaum spüren bzw. wahrnehmen kann.

Wenn ich in Kontakt mit anderen bin, kann ich spüren, wenn das Gesagte oder Getane in irgendeiner Form abweicht von der Person. Es kommt zu einer Art Disharmonie, die ein unangenehmes Gefühl in mir auslöst.

Ich kann nicht mit dem Finger darauf zeigen und sagen: Das ist eine Lüge. Aber ich spüre, dass mit dem Gesagten etwas nicht stimmt. So spüre ich auch, wenn nicht alles gesagt wird, wenn bewusst Informationen zurückgehalten werden oder die Person versucht sich um die eigentliche Information herumzuwinden.

Anders ist das bei ausgeprägten Narzissten. Was sie sagen und tun löst keine Disharmonie aus, führt nicht zu einer Erschütterung in mir.

Narzissten glauben selbst an das, was sie sagen

In dem Moment, in dem Narzissten etwas sagen, und mag es noch so gelogen sein,

GLAUBEN SIE SELBST AN DIESE AUSSAGE!

So sehr haben sie die Rolle des Narzissten verinnerlicht, dass sie tatsächlich an das, was sie sagen, glauben. Und selbst, wenn man ihnen schwarz auf weiß Beweise für ihr Verhalten vorlegt, sind sie nicht in der Lage, ihre eigene narzisstische Rolle in dem ganzen Theaterstück namens Leben von außen zu betrachten.

Narzissten leben ihre eigene Lüge und glauben diese auch. Sie wissen nicht, dass sie lügen.

Schwarze Schrift auf schwarzem Hintergrund

Wenn also die ganze Persönlichkeit dieser Menschen eine Lüge ist, die von ihrem Umfeld, in dem sie groß wurden, geschaffen wurden, ist es kaum möglich Lügen zu erspüren.

Es ist wie schwarze Schrift auf schwarzem Hintergrund: Die ganze Persönlichkeit ist schwarz, da ist es schier unmöglich ihre narzisstische Lügen zu erspüren.

Narzisstische Lügen enttarnen

Schon mal einen Narzissten auf seine Unzulänglichkeit hingewiesen? Mitgeteilt, dass er etwas nicht richtig gemacht hat, dass er lügt, dass er nicht genug so ist, wie er ist?

Dann bekommt man die volle Abneigung zu spüren, bis hin zu kindischer Rache.

Wenn man ihm unterstellt, er würde lügen, kommt man seinen emotionalen Wunden verdammt nahe. Man nimmt ihm das Gefühl der Kontrolle.

Dieser Kontrollverlust führt automatisch zu einer Abwehrreaktion, meistens eine extrem kindische Abwehrreaktion. „Du hast meinen Bauturm umgestoßen? Na warte, dafür zerstöre ich nicht nur deinen Bauturm, sondern mache auch alle Bauklötze kaputt, damit du nie wieder damit spielen kannst!“.

Das, was ein Narzisst am wenigsten hat, ist Kontrolle. Aber genau das ist es, was er am meisten begehrt.

Wenn man einen Narzissten als Lügner bezeichnet, kratzt man an seiner falschen Persönlichkeit. An der Persönlichkeit, von der der Narzisst glaubt, sie zu sein. Dabei ist es eine künstliche Persönlichkeit, geschaffen von einem dominierenden Umfeld.

Der Umgang mit narzisstischen Lügen

Warum sich abhängig machen von den Lügen eines Narzissten? Schlimm genug, dass er oder sie sie selbst glaubt, aber keiner von uns muss ihre Lügen glauben.

Indem man sich auf einen Kampf mit dem Narzissten einlässt, wer Recht hat und wer lügt, trägt man zum Erhalt der narzisstischen Persönlichkeit bei. Man bleibt Teil des narzisstischen Spiels. Ein Spiel, das man nie gewinnen kann, weil der Narzisst alles daran setzen wird, das Spiel zu gewinnen und wenn er oder sie dafür das Spielbrett kaputt machen muss.

Narzissten wollen die Kontrolle behalten. Und die beste Möglichkeit, sich dieser Kontrolle nicht mehr unterwerfen zu müssen, ist es, kein Teil mehr im narzisstischen Spiel seines oder ihres Lebens zu sein.

Dann ist es am Ende egal, ob sie lügen wie gedruckt oder ihnen die Wahrheit aus jeder Pore tropft: Man ist kein Spielmännchen mehr, das vom Spielemacher „Narzisst“ über ein von ihm entworfenes Brettspiel geschoben wird.

Narzisstische Spielchen