Der Kampf gegen alte, weißhäutige Männer

Der Kampf gegen alte, weißhäutige Männer

Der Kampf gegen alte, weißhäutige Männer

Es scheinen immer alte, weißhäutige Männer zu sein, die glauben, einem erzählen zu können, wie das Leben zu laufen hat. Die einem erzählen, dass nur SIE Lösungen für Probleme kennen. Vielleicht entsteht dieses Gefühl auch nur in den zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen einer jungen Frau mit einem alten besserwisserischen Mann, der einer anderen Generation angehört. Wir leben im Informationszeitalter, das ich voll ausschöpfe. Ich brauche keine alten, weißhäutigen Männer mehr für mein Überleben.

Kampf gegen alte, weißhäutige Männer

Die Begegnung

Ich schaue meinen Vermieter an. Da sitzt er in seinem fetten neuen BMW SUV, mit einem X auf dem Nummernschild. Das X hat er nur bei seinen BMW-Wagen, wie er mir großspurig erklärt. Bei seinen Mercedes‘ sind seine Initialen auf den Nummernschildern.

Ich lache einen Tick zu laut. Solche Menschen scheint es tatsächlich auf diesem Planeten zu geben. Ich hatte die Hoffnung, die gäbe es nur im Fernsehen.

In meiner Welt spielen weder BMWs noch Mercedes‘ eine Rolle, schon gar nicht, welche Buchstaben auf den Nummernschildern stehen. In meiner Welt geht es darum, dass die Balkontür meiner Wohnung nicht richtig schließt und die 2°C kalte Märzluft sich mit der nicht wirklich warmen Heizungsluft vermischt. Meine Füße wissen schon gar nicht mehr was Wärme bedeutet.

Haben Bürgergeldempfänger*innen Anrecht auf Menschlichkeit?

Aber als Bürgergeldempfängerin scheine ich kein generelles Anrecht auf Menschlichkeit zu haben. Der Vermieter hat doch seinen kleinen Fuhrpark. Ist nicht sein Problem, dass die Fenster und Türen der Wohnung nicht richtig schließen. Er bekommt sein Geld.

Die erste Hilfe, die es verschlimmbessert

Zufällig ist der Sohn des Vermieters mein direkter Nachbar, der vor mir in dieser Wohnung gewohnt hat. Er kam sogar noch am selben Tag rüber und hat sich die Balkontür angeschaut. „Verziehen kann sich so ne Tür nicht!“, hat er mir fachmännisch weiß gemacht. Als ob dieser kleine Zwanzigjährige mehr Ahnung hat als ich.

Die Besserwisserei in dieser Familie fängt langsam an mich zu nerven.

Seine Lösung war die Dichtungsstreifen, die er selbst mal an den Türrahmen geklebt hat, abzureißen. Danach konnte ich den Himmel durch die geschlossene Balkontür sehen. Ich solle seinen Vater fragen, war sein Rat. Und bis dahin müsse ich halt die Tür nur richtig fest zu ziehen.

Mehr Tat, mehr Rat?

Auch sein Vater kam relativ schnell vorbei, um seinen fachmännischen Rat beizusteuern. Bis dahin hatte ich das Loch mit Tempotaschentücher zugestopft.

Nachdem er für ein paar Minuten die Tür auf und wieder zu gemacht hat, und nicht leugnen konnte, dass sie nicht richtig schließt, kam er zu der Analyse, dass man sie justieren müsse (um ehrlich zu sein war es meine Analyse, die ich ihm in den Mund gelegt hatte, nachdem er rein gar nichts dazu zu sagen hatte). Da müsse man mal im Internet schauen. Ich müsse die Tür halt nur mit Kraft zu drücken, dann wäre der Spalt nicht ganz so groß.

Ich selbst bin die Lösung

ICH habe im Internet geschaut. Um den Flügelandruck zu erhöhen, habe ICH den Bolzen bewegt. Mit einer beschissenen Mini-Zange vom IKEA habe ich mir fast den Arm ausgekugelt, um den Bolzen so zu drehen, so dass sich die Tür wieder schließen lässt. Und das große Himmelsloch ist verschwunden. Es zieht immer noch kalt rein. Aber zumindest ist eine direkte Luftzufuhr unterbrochen.

Am nächsten Tag habe ich dem Vermieter mitgeteilt, dass ich den Bolzen ein Stück bewegen konnte, aber es trotzdem noch notwendig sei, die Tür richtig zu justieren. Seitdem hat er sich nicht mehr bei mir gemeldet.

Bis ich ihn heute im Feld in seinem BMW mit dem X auf dem Nummernschild wiedertreffe. Tatsächlich kam er ganz von allein auf das Thema Balkontür zu sprechen. Mit einem einzigen Satz: „Du hast den Bolzen verdreht? Das solltest du eigentlich nicht machen, dann lässt sich die Tür nicht mehr richtig schließen.“

Ich spüre, wie er die Oberhand behalten möchte. Ich spüre wie er versucht mir einzureden, dass ich es nicht richtig gemacht habe.

Und ich sag dir was: ICH habe es richtig gemacht! Im Gegensatz zu DIR habe ich mehr Ahnung! Du alter, weißhäutiger Mann brauchst dir nichts auf dein Wissen einzubilden. Die Jungen brauchen dich nicht mehr. Weil du in Wirklichkeit gar nichts weiß. Und du wirst auch nicht mehr wissen, nur weil du andere schlecht machst!

Trotz meiner Schmerzen und Kraftlosigkeit habe ICH das Problem gelöst. Ein Problem, auf das du gar keinen Bock hattest. Weil dich interessiert nur das Geld, was rein kommt und deinen Fuhrpark finanziert, nicht wahr? Dass ich frierend in meinem Wohnzimmer sitze, ist nicht dein Problem, nicht wahr?

Ich habe es satt, dass ihr alten weißen Knacker immer glaubt alles besser zu wissen.

Dank des Internets sind diese Zeiten vorbei! Ihr könnt mir nichts mehr vormachen.

Feldgespräche ohne einen Kampf

Und während ich in meinen Laufsachen im Feld stehe und diesen alten, weißhäutigen Mann, der es gerne besser weiß, anlächle, antworte ich ganz freundlich: „Ich habe den Bolzen in die richtige Position gedreht und seitdem zieht sich die Tür besser an den Rahmen.“.

Deine Zeiten sind vorbei, alter Mann. Die Zeiten, in denen Männern glaubten es besser zu wissen. Die Zeiten, in denen überhaupt irgendwer glaubte, es besser zu wissen.

Ich brauche euch nicht. Und eure Besserwisserei schon gar nicht.

Und schon gar nicht brauche ich einen Kampf gegen alte, weißhäutige Männer.

Werde Expertin im Gefühle fühlen lernen
Das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Das Bild eines Minenfeld der unangenehmen Gefühle steht stellvertretend für das, was ich erlebe, wenn ich aus dem System der Diagnosen und Medikamente aussteige. Diese Welt des Scheins ist umgeben von unzähligen Minen. Und ich arbeite mir einen Weg hindurch, Schritt für Schritt. Weil ich tief in mir weiß, dass es etwas hinter diesem Minenfeld gibt. Etwas weitaus Größeres, als mein Verstand es sich vorstellen kann.

Unangenehme Gefühle verbergen sich im Minenfeld

Inhaltsverzeichnis über das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Die Welt, wie ich sie bis dahin kannte

Meine Welt ist von einem Minenfeld aus unangenehmen Gefühlen umgeben.

Egal, in welche Richtung ich laufe, irgendwann hört die Welt, wie ich sie kenne, auf und das Minenfeld beginnt.

Wenn ich die Grenze zu diesem Feld überschreite, treten Symptome in mein Leben, physischer und/oder psychischer Natur, die mich quälen.

Immer wieder stoße ich gegen diese unsichtbare Grenze und werde mit meinen tiefsten Ängsten aus Schmerz und Unwohlsein konfrontiert.

Ich schrecke jedes Mal davor zurück.

In diesem Minenfeld scheint meine persönliche Hölle auf mich zu warten.

Ich habe es mit Medikamenten versucht, bin brav von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik gezogen, aber nichts hat dauerhaft das Minenfeld verschwinden lassen. Die Pillen haben mir nur die Sicht darauf vernebelt, aber es war immer da.

Egal, wohin ich wandere, irgendwann stoße ich auf das Minenfeld. Die Symptome unterscheiden sich, je nach Lage des Feldes, aber im Grunde bleibt das Unangenehme gleich, in Form von Krankheit, Verlust, Ängsten, Traurigkeit.

Es ist schwierig bei den unterschiedlichen Symptomen einen roten Faden zu entdecken, und zu erkennen, dass all diese Erscheinungen im Grunde dasselbe sind: Ein Ruf von jenseits des Minenfeldes. Eine Einladung, verpackt in hässlichem Geschenkpapier, an dem ich mich schneide, sobald ich versuche es zu öffnen.

Mein Weg durch das Minenfeld

Ich stehe am Rande des Feldes und spüre seine Anziehungskraft. Weder kann ich sehen wie weit das Feld reicht, noch was dahinter liegt. Ich gehe einen Schritt in das Feld hinein …

Kawumm, die erste Mine geht hoch, reißt mich in tausend Stücke, lässt kein Atom meines physischen Körpers an seinem Platz. Schmerzen und Verzweiflung treten aus den entstandenen Wunden aus. Und ANGST. Jede Menge ANGST. Wo kommt die ganze Angst nur her? Seit Jahrzehnten in meinem Körper eingeschlossen bahnt sie sich jetzt ihren Weg in mein Bewusstsein.

Die Ärzte nennen es Depression und Angststörung. Verordnen Medikamente und Klinikaufenthalte. Aber das Minenfeld und die Wunden bleiben. Irgendetwas zieht mich immer wieder zu dem Minenfeld.

Ich hasse es … und gleichzeitig kann ich mich der Anziehungskraft des Minenfelds nicht erwehren.

Kawumm, die nächste Mine geht hoch, Multiple Sklerose, Kawumm, emotional-instabile Persönlichkeitsstörung, Kawumm, Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung. Inzwischen bin ich mitten im Minenfeld und es gibt kein Zurück mehr.

Irgendetwas ist dort in der Ferne. Wie eine Fata Morgana entzieht es sich meiner Aufmerksamkeit sobald ich näherkomme, aber ich weiß, dass dort etwas existiert jenseits meiner Vorstellungskraft.

Manchmal kann ich hinter die Minen schauen, wie ein Gravitationslinseneffekt biegt sich das Licht und zeigt mir eine Welt ohne Angst, ohne Leid und ohne Schmerz. Es gibt kein Zurück mehr.

Wenn die unangenehmen Gefühle zu schlimm werden

Gelegentlich, wenn alles zu schlimm wird und ich glaube, es nicht weiter ertragen zu können, hole ich eine der Pillen von damals heraus. Aber diese haben ihre Anziehungskraft auf mich verloren. Dort, wo sie herkommen, gibt es nichts mehr für mich.

Ich schaue nach vorne und sehe ein unendlich scheinendes Feld vor mir liegen. Ich bin ganz allein. Allein wandere ich durch dieses Minenfeld. Es ist MEIN Minenfeld, kein anderer kann es für mich oder mit mir durchqueren.

Manchmal treffe ich andere Personen, weiß aber, dass sie auf einem anderen Pfad als ich unterwegs sind. Manche grüßen freundlich, andere sind mürrisch.

Ich laufe weiter, ohne zu wissen, wo mein Weg mich hinführt oder wo die nächste Mine auf mich wartet. Und die Mine wird kommen. Sie sind gut versteckt und treffen mich oft unvorbereitet, obwohl ich längst wissen sollte, dass sie irgendwo im Boden schlummern. Dann breche ich für einen Moment zusammen, alle Kraft weicht aus meinem Körper und ich kann keinen Schritt mehr vor den anderen setzen. Wenn mich die Detonationswelle durchlaufen hat, rappel ich mich wieder auf und gehe weiter.

Einem unbekannten Ziel entgegen, ohne eine Karte.

Hinter dem Minenfeld der unangenehmen Gefühle liegt ein großes Ziel
Brief an meine Eltern

Brief an meine Eltern

Brief an meine Eltern

Wie würde ein Brief an die eigenen Eltern aussehen, wenn man eine traumatische Kindheit hatte? Was würde die Erwachsene in mir gerne ihren Eltern sagen, nachdem sie sich durch Jahre der Traumaarbeit hat kämpfen müssen, ausgelöst durch den Umgang von überforderten Erwachsenen mit ihrem sensitiven Kind? Nichts davon könnte ich ihnen ins Gesicht sagen. Ich habe gelernt zu schweigen und alles hinunter zu schlucken….bis ich fast daran erstickt wäre…

Verarbeitung von Emotionen

Liebe Mama, lieber Papa!

Mit Sicherheit war ich kein einfaches Kind. Ich war laut und energetisch, emotional und chaotisch, trotzig und erfinderisch, wütend und lachend.

Ich war einfach Ich.

Ihr habt mich als anders wahrgenommen. Und ihr habt gegen mich und meine Andersartigkeit gekämpft. Durchgehend habt ihr versucht mich in eure Box zu quetschen, aber da habe ich nie hineingehört.

Ihr habt mich gelehrt, dass das Leben Kampf bedeutet. Und Angst. Die Erde ist ein gefährlicher Ort, vor dem man sich schützen muss. Und man ist nur willkommen, wenn man sich in die Box begibt, wenn man sich anpasst.

Anpassung ist wichtig.

Ihr habt mich gelehrt, was ihr von euren Eltern gelernt habt. Zeig bloß nicht dein wahres Ich, verstelle dich, passe dich an. Du wirst es bereuen, wenn du dich nicht so verhältst, wie wir das wollen. Niemand wird dich so lieben, wie du bist. Niemand kann dich so lieben, wie du bist.

Und ich habe versucht mich anzupassen. Habe das gemacht, was von mir erwartet wurde. Habe eine Ausbildung gemacht, war im Ausland, Studium.

Aber dabei sind Teile von mir abgestorben. Teile, vor denen ich jetzt Angst habe, weil sie anders und anscheinend nicht liebenswert sind. Teile, von denen ich nicht mal wusste, dass sie zu mir gehören, weil ich sie vor lauter Angst abgespalten hatte.

Ich weiß, dass ihr das gemacht habt, was ihr von euren Eltern gelernt habt.

Und eure Eltern haben dasselbe von ihren Eltern gelernt. So wird es von einer Generation an die nächste weitergegeben.

Jetzt zeige ich mit dem Finger auf euch und klage euch an. Klage euch an, weil ihr selbst solche Angst vor euren eigenen nicht-liebenswerten Anteilen in euch habt, dass ihr nicht sehen konntet, welche Konsequenzen euer Verhalten hat. Wahrscheinlich wolltet ihr auch nicht sehen, welche Konsequenzen euer Verhalten auf ein abhängiges Lebewesen hat.

Ihr könnt nicht aus eurer Haut, seid gefangen in eurer eigenen Box, in die ihr als Kleinkinder gesteckt wurdet. Diese Box gibt euch Sicherheit, egal, wie eng es darin auch sein mag.

Wir alle leben in unserer eigenen Box, in unserer eigenen Büchse der Pandora. Und wir alle haben Angst vor der Büchse und können nicht erkennen, dass wir tatsächlich in der Büchse leben. Und um da raus zu kommen, muss man die Büchse öffnen und all die unangenehmen Anteile müssen angeschaut werden.

Wir können die Vergangenheit nicht ändern.

Die Vergangenheit war wie sie war und wir alle haben unsere Erfahrungen gemacht. Bis heute hallen die Erinnerungen an damals durch unsere Körper. Sie gehen nicht weg bis wir sie uns mutig angeschaut haben.

Ich lade euch heute ein, sie euch anzuschauen. Ihr müsst keine Angst davor haben. Seid mutig. Diese Anteile sind liebenswert und sie dürfen einen Platz in eurem Leben einnehmen.

Ihr habt Verhaltensweisen gezeigt, deren Konsequenzen bis heute reichen. Aber ihr habt jetzt die Wahl diese Verhaltensweisen zu betrachten und euch anders zu entscheiden. Ihr könnt euch jeden Moment eures Lebens anders entscheiden.

Jede neue Entscheidung birgt eine neue Zukunft mit anderen Konsequenzen.

Seid mutig! Trefft eine neue Wahl. Für uns alle und alle folgenden Generationen.

Kontakt mit sich selbst und mit anderen
Die Verarbeitung von Emotionen

Die Verarbeitung von Emotionen

Die Verarbeitung von Emotionen

Emotionsverarbeitung ist ein harter Job, der härteste Job auf dieser Welt. Es gibt wohl kaum etwas, was so vielen Menschen Angst macht, wie die eigenen Emotionen. Und es gibt wohl auch kaum etwas, worüber weniger gesprochen wird. Um jedoch an tiefere Bewusstseinsschichten zu gelangen, um die eigene Intuition zu finden oder einfach nur um ein sozialerer Mensch zu werden, kommt man um die Verarbeitung der eigenen Emotionen nicht herum.

Verarbeitung von Emotionen

Inhaltsverzeichnis über die Verarbeitung von Emotionen

Wenn keine Verarbeitung von Emotionen stattfindet…

Unterdrückte Emotionen sind die Monster unter dem Bett eines jeden Menschen. Keiner kann sie sehen, nur der oder die Betroffene spürt ihr Dasein. Nicht immer, nicht ununterbrochen. Aber irgendwo ist dieses Monster in einem und es bricht einfach hervor, besonders dann, wenn es nicht erwünscht ist.

Es gibt Menschen, die tragen dieses Monster mit sich herum und wenn man in die Nähe dieser Menschen kommt, spürt man ihr Monster. Meist sind es garstig erscheinende Verhaltensweisen, die ein Spotlight auf das Monster richten. Solche Menschen scheinen sich immer betrogen zu fühlen, sind passiv-aggressiv, launisch (nennen wir es mal emotional ambivalent), sind immer das Opfer und Schuld haben eh die anderen.

Aber die meisten von uns haben gelernt, das Monster gut zu verstecken. Wenn überhaupt kommt es Zuhause in einem sicheren Rahmen zum Vorschein. Oder wir brüllen beim Autofahren andere Autofahrer an. Auch im Auto sind wir sicher, bekommt doch der andere Autofahrer selten unsere Aggression direkt zu spüren und noch seltener kann dieser sich wehren oder sich gar rächen.

Unterdrückte Emotionen werden zu riesigen Monstern in uns

Es scheint jedoch, als ob die Monster mit dem Alter immer lauter werden. Kein Wunder, packt man doch immer mehr unterdrückte Emotionen dazu, weil bei der neuen Arbeit bestimmte Emotionen nicht erwünscht sind oder der neue Partner möchte, dass man sich ändert. Also passt man sich an und das Monster der emotionalen Unterdrückung wird größer und lauter.

Viele alte Menschen zeigen ein besonderes Ausmaß an Garstigkeit, als ob sie ihre eigenen Monster nicht mehr unterdrücken könnten und sie ungefiltert an das Außen abgeben. Immer in dem Glauben, sie hätten Recht und die anderen seien Schuld.

Die Auswirkungen unserer Emotions-Monster

Bei manche kommen die Monster nur selten zu Besuch und bleiben meistens unter dem Bett, nur um einmal kurz hervorzuhuschen. Und das auch nur unter kontrollierten Bedingungen.

Bei anderen wiederum scheinen die Monster immer lauter zu werden, je weniger man sie beachtet. Sie fangen an im Körper zu wüten, führen zu Entzündungen in bestimmten Organen, lassen Bandscheiben aus den Wirbelzwischenräumen flutschen oder nisten sich im Kopf ein. Sie scheinen einem ständig etwas ins Ohr zu flüstern: Wie dumm oder wie fett man ist; kein Wunder, dass niemand einen mag, so wie man ist. Niemand will hören, was man zu sagen hast, flüstern sie einem ein.

Und wenn man sie weiter ignoriert, schicken sie einem Angst und Panik, Wut und Raserei. Die Monster scheinen einen Umweg über den Körper zu nehmen, bevor sie sich als das präsentieren, was sie tatsächlich sind: Unterdrückte Emotionen. Und sie werden einen Weg finden, dass man sie nicht mehr ignorieren kann. Sie werden uneingeladen zum Vorschein kommen und einen selbst und alle anderen drum herum anbrüllen.

Das Ignorieren der Emotions-Monster lässt sie nur lauter werden

Was tun, um Emotionen zu verarbeiten?

Wie Beppo Straßenkehrer in Momo, so ist auch die Emotionsverarbeitung eine Schritt-für-Schritt-Aufgabe.

Wenn man die ganze lange Straße vor sich sieht, überkommt einen die Angst. Die Gedanken fangen an zu rasen und man beginnt sich zu beeilen. Man steht durchgehend unter Druck, es nicht zu schaffen und dieser ganze Druck raubt einem die Kraft, macht einen müde. Aber die lange Straße vor einem scheint kein Ende zu nehmen. Also beeilt man sich noch mehr, setzt sich noch mehr unter Druck. Und verbraucht noch mehr Energie.

Am Ende der Energie ist noch viel Straße übrig

Und wie Beppo das ganz richtig erkannt hat, ist es notwendig, sich Stück-für-Stück vorwärts zu arbeiten, anstatt das große Ganze zu sehen.

Bei der Emotionsverarbeitung darf man nie an die ganzen Emotionen auf einmal denken. Man muss nur an den Schritt denken, den man gerade macht. Und dann denkt man an den Atemzug, den man gerade macht. Und dann an die Emotion, die man gerade fühlt. Punkt.

So arbeitet man sich Schritt-für-Schritt durch eine Emotion nach der anderen. Und am Ende merkt man gar nicht, dass man sich durch etliche unterdrückte Emotionen gearbeitet hat. Man ist auch nicht so erschöpft und ausgelaugt.

Am Ende des Weges ist dann noch viel Energie übrig

Energie, die man für andere Dinge verwenden kann.

Emotionen in der Verarbeitung kosten viel Energie

Bin ich normal?

Bin ich normal?

Bin ich normal?

Bin ich, als psychisch kranker Mensch, „normal“? Was genau bedeutet es überhaupt normal zu sein? Ist Krankheit normal? Gibt es überhaupt eine Norm, die bestimmt, wie das Leben jedes Einzelnen zu verlaufen hat? Eine Norm, die definiert, wie ich zu sein habe, wie ich zu empfinden habe, wie ich leben soll? Oder liegt eine Freiheit im Wissen, dass es kein „Normal-Sein“ geben kann, weil wir alle Individuen sind?

Kindliche Wut erleben

Inhaltsverzeichnis über Normal-Sein

Mein normaler Ursprung

Ich wurde in eine dysfunktionale Familie hinein geboren. Meine ersten Lebensjahre drehten sich um mein emotionales und physisches Überleben, ohne dass ich mir darüber bewusst war.

Jetzt bin ich 40 Jahre alt, musste mich durch unzählige Panikattacken und Traumaerlebnisse arbeiten und habe bestimmte Verhaltens- und Denkmuster entwickelt, die mich zu der machen, die ich heute bin. Mein Leben hat seine eigenen Herausforderungen: Ich empfinde Emotionen sehr stark, nicht nur meine eigenen, sondern öfter auch die Emotionen von anderen. Mein Körper als auch meine Psyche sind durch mein Leben gezeichnet. Die Psychiatrie und die Psychotherapie pathologisieren diese Verhaltensweisen, weil sie nicht der Norm entsprechen.

Ich bin nicht normal, sagen mir die Diagnosen.

Stattdessen „leide“ ich an verschiedenen Krankheiten (Multiple Sklerose, Depression, Angststörung, und, und, und) und sogar meine Persönlichkeit gilt als gestört, als nicht normal. Dabei bedeutet „Störung“ im psychiatrischen Sinne Leidenszustände, die die lebenswichtige Funktionsfähigkeit des Betroffenen nicht einschränken. Das bedeutet, dass der oder die Betroffenen leiden muss (was genau ist Leid?), aber das eigene Überleben nicht akut gefährdet ist (warum gilt Borderline als Störung?).

Aus medizinischer Sicht bin ich also nicht normal und ich bin gestört. Soziologisch kann ich nicht an den „normalen“ sozialen Konventionen teilnehmen, wie arbeiten gehen oder einfach das machen, was die Gesellschaft glaubt, das man macht, wenn man normal ist.

Was genau bedeutet „Ich bin normal“?

Das Problem mit den Bezeichnungen „normal„, „Krankheit“ und „Störung“ ist die abstempelnde Struktur dahinter. Voraussetzung für den Gedanken, dass jemand „normal“ ist, ist der Glaube an einen Norm-Zustand, den jedes Individuum in dieser Gesellschaft hat.

Aber was genau ist die Norm? Wann genau ist jemand gesund? Alles, was ich im Leben erlebt habe, alles, womit ich mich im diesem Moment auseinandersetze, hat mich geformt, mich geprägt. Ja, es weicht von der Norm ab, weil ich ein Individuum bin. So wie alle Individuen ihr eigenes Erleben haben, ihre eigenen Prägungen, ihre „Krankheiten“ und „Störungen“.

Krankheit muss abgelehnt werden

Sobald ich etwas als Krankheit definiere, beginnt der Wunsch im Individuum etwas dagegen zu tun. Man muss geheilt werden. Die Krankheit muss weg, weil das nicht richtig ist, dass ich krank bin. Wer bestimmt darüber, dass Krankheit nicht richtig ist? Es ist eine künstlich festgelegte Norm der Gesellschaft, was als „normal“ gilt und was als krank.

Meine ganzen „Krankheiten“ und „Störungen“ sind ein Teil von mir. Wieso sollte ich daran etwas ändern wollen? Sie dürfen hier sein, weil das mein Leben ausmacht. 

Wieso glaubt die Gesellschaft mir sagen zu können, wie mein Leben auszusehen hat?

In Deutschland wäre „normal“ wohl:

  • In eine liebevolle, beschützende, anregende, ausgeglichene Familie hineingeboren werden mit den passenden Genen
  • Ein gesundes Maß an Erregung und Entspannung
  • Unterstützende Freunde, Lehrer, Chefs, Partner und Partnerinnen
  • Körperliche Vitalität, geistiges Wohlergehen, Ausgeglichenheit
  • Volle Funktionalität in allen Bereichen, d.h. körperlich, emotional, mental, sozial
  • Ein sozial angemessenes Maß an Intelligenz
  • Ein anregendes soziales Umfeld
  • Arbeitsfähigkeit
  • In einem männlichen oder weiblichen Körper und das dazu passende Geschlechterempfinden zu leben
  • Weiße Hautfarbe

Und noch einiges mehr…

Wie viele normale Menschen gibt es wohl?

Wenn ich nun eine Bilanz ziehen, die alle Menschen, die ich jemals in meinem Leben getroffen habe, mit einbezieht, muss ich erkennen….dass keiner von denen „normal“ ist. Keiner.

Was ist dieser Norm-Zustand, den alle versuchen zu erreichen, den es aber niemals geben wird, weil wir alle Individuen sind? Wir alle haben unsere eigene Geschichte, unsere Gene, unsere Konditionierungen, unsere Erfahrungen. Und all das prägt uns und macht uns zu den Menschen, die wir sind.

Wenn ich also den Diagnosen der Psychiatrie Glauben schenke, werde ich für den Rest meines Lebens gegen mich selbst kämpfen. Gegen all das, was mich ausmacht. Weil das nicht „normal“ ist.

Ein Leben lang einen Kampf gegen sich selbst führen, weil man nicht normal ist.

Ist das nicht genau das, was die meisten Menschen in unserer Gesellschaft tun? Gegen sich selbst kämpfen…. Weil sie glauben, zu dick, zu dünn, zu schlau, zu dumm, zu krank, zu gestört, zu unsozial, zu sozial, zu arm, zu reich, zu schnell, zu langsam, etc. zu sein? Weil es eine nicht zu erreichende Norm gibt, die keiner in unserer Gesellschaft erfüllt?

Der Kampf über die Frage, ob ich normal bin, führt zu Leid

Genau dieser Kampf führt zu dem Gefühl des Leids. „Leid“ ist ein subjektives Empfinden, auf das man Einfluss nehmen kann. Es ist eine Bewertung der aktuellen Erfahrung als „negativ“. Man lehnt eine aktuelle Situation ab und kämpft dagegen an. Damit einher gehen Gefühle der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins, des Nichts-Daran-Ändern-Könnens. Als Resultat, quasi als Summe dieser ganzen Gefühlswelle, erfolgt das Empfinden von Leid.

In dem Moment, in dem man in der Lage ist, die Situation so anzunehmen wie sie ist, verringert sich auch das Gefühl des Leids. Indem man glaubt, es gäbe einen Norm-Zustand, ein „Normal-Sein“, dem man entgegen streben muss, bleibt man gefangen im eigenen Leid. Unterm Strich könnte man sagen, dass die Diagnosen der Medizin erst Leid erschaffen, weil sie dem oder der Betroffenen vermitteln, es müsste anders sein, es gäbe einen Norm-Zustand, den unsere Gesellschaft „Gesundheit“ nennt.

By the way, die „gestörtesten“ Menschen, die ich je getroffen habe, waren Psychotherapeuten und in meinem Psychologie-Studium habe ich einige Anwärter kennen gelernt. Und nur, weil ihr „Helfersyndrom“ als gesellschaftlich angemessen gilt und sie gelernt haben, wie sie ihre dysfunktionalen Anteile unterdrücken, macht es sie nicht normaler oder gestörter als andere.

Bin ich also normal? Oder bin ich einfach ICH.

Ich bin ich selbst, mit allen Schmerzen, emotionalen Aufs und Abs, „guten“ und „schlechten“ Momenten. So wie jeder andere Mensch auch.

Zu erkennen, dass niemand das Recht hat, mein „Normal-Sein“ zu definieren und mir zu erzählen, wie mein Leben eigentlich sein sollte, birgt eine große Freiheit.

Die Freiheit ich selbst sein zu dürfen.

Kindliche Wut bedeutet für die Erwachsenen einen achtsamen Umgang mit den eigenen Gefühlen lernen