Mein kleines Mädchen

Mein kleines Mädchen

Mein kleines Mädchen

Über traumatisierte Persönlichkeitsanteile + mein Umgang mit ihnen

Traumatisierte Persönlichkeitsanteile existieren in jedem von uns, auch wenn die meisten sie nicht sehen können oder wollen. Ich wusste die meiste Zeit meines Lebens nichts über meine verschiedenen Persönlichkeitsanteile und wie sie unbewusst mein Leben bestimmen. Inzwischen lebe ich mit meinen inneren Kindern und, wie mit physischen Kindern auch, birgt das einiges an Herausforderungen und ich musste lernen, mein eigenes Ego zurückzunehmen.

Traumatisierte Persönlichkeitsanteile sind wie physische Kinder

Inhaltsverzeichnis über „Mein kleines Mädchen“

Ausnahmesituation

Tränen strömen ihr übers Gesicht und sie schluchzt haltlos. Sobald etwas anders läuft, als wir das geplant haben, gerät sie in Panik und sie ist überfordert. Ich setze sie erstmal auf die Couch und sie darf auf SWR „Nashorn, Zebra und Co.“ schauen. Die Musik und die Stimme des Sprechers beruhigen sie immer.

Wir entscheiden nachher, wie wir weiter machen werden. Uns fällt schon was ein.

Inzwischen kenne ich sie so gut, dass ich weiß, dass Planänderungen ihre Unsicherheit triggern und es die Angst fördert. Dann läuten alle Alarmglocken in ihr und sie fängt an ihr Leben kontrollieren zu wollen, sich die Sicherheit wieder erkämpfen zu wollen. Nur durch Kontrolle war es ihr möglich ihr Nervensystem so weit herunter zu fahren, dass sie simple tägliche Dinge erledigen konnte.

Ist Kontrolle immer noch notwendig?

Mittlerweile wäre die Kontrolle nicht mehr notwendig: Vergleichsweise leben wir inzwischen in einer Art Überfluss (obwohl wir nur Bürgergeld bekommen, können wir selbst darüber entscheiden, wofür wir das Geld ausgeben und wo wir sparen wollen) und können selbst über unser Leben entscheiden. Wenn wir den Plan ändern wollen, ändern wir ihn einfach. Oder nicht. Niemand entscheidet darüber.

Aber diese Überlebenskontrolle ist so in ihr Nervensystem eingeimpft, dass ihr Organismus automatisch in Hab-Acht-Stellung geht, wenn Unvorhergesehenes passiert.

Peng, alle Systeme in Alarmbereitschaft!

Diese Energie muss dann erstmal wieder abgebaut werden. Meistens durch weinen. Und ich erlaube ihr das. Und wenn sie dann für den Rest des Tages nur Schokolade essen möchte, erlaube ich ihr auch das. Für ihren Körper sind diese Momente extrem anstrengend und sie kosten ihn sehr viel Kraft. Die er sich dann mit Schokolade wieder zurück holt.

Wer ist dieses Mädchen?

Mein kleines Mädchen lebt nicht AUßERHALB von mir, sondern IN mir. Sie ist ein Teil von mir. Ein sehr alter Persönlichkeitsanteil, der Emotionen erlebt hat, die er zum Zeitpunkt ihres Auftretens nicht verarbeiten konnte.

Den Großteil meines Erwachsenenlebens wusste ich nichts von meinem kleinen Mädchen. Erst seit ein paar Jahren bin ich mir bewusst darüber, dass ich viele Erlebnisse aus meiner Kindheit nicht verarbeitet habe und es Anteile in mir gibt, die nie erwachsen wurden.

Was die Psychotherapie mich gelehrt hat

Tatsächlich habe ich jahrelang der Psychotherapie geglaubt, die mir erzählt hat, dass es nicht ok ist, Angst zu haben. Es ist nicht ok, einfach so zu weinen, wenn sich Pläne ändern. Es ist nicht ok zu kontrollieren.

Ich habe gelernt, dass ich mich selbst für diese Verhaltensweisen verurteilen muss, so wie mich die Psychotherapeuten verurteilt haben. „Sie sind selbst dran Schuld, dass es Ihnen nicht besser geht, wenn Sie weiter kontrollieren und vermeiden!“. Das war ihre Aussage. Ich war immer selbst dran Schuld. Vermeidung war das große Unwort.

Mittlerweile weiß ich, dass traumatisierte Persönlichkeitsanteile Sicherheit brauchen. Aber das konnte oder wollte niemand sehen. 

Mein Leben lang musste ich kämpfen, jetzt war es an der Zeit zu erlauben. Und meinem inneren Kind das zu geben, was es nie bekommen hat: Sicherheit, Verständnis, gesehen und gehört werden, mit all ihren Bedürfnissen und Unsicherheiten.

Wenn „physische“ Kinder das Leben verändern

Wie bei „physischen“ Kindern auch, verändert sich auf einmal radikal das eigene Leben, sobald ein Kind auf der Bildfläche erscheint.

Dinge, die man vorher gemacht hat, sind auf einmal nicht mehr möglich. Das eigene Leben wird bestimmt vom Lebensrhythmus eines anderen Lebewesens. Man muss lernen, sein eigenes Ego zurückzustellen und sich auf dieses andere Wesen einzulassen.

Ich zum Beispiel kann momentan nicht mehr reisen oder auf Feste gehen. Große Menschenmengen machen meinem inneren Kind Angst, Menschen im Allgemeinen. Und ich passe mich an, weil ich sie liebe und ich sie beschützen möchte.

Kinder zu haben ist ein Commitment!

In unserer „modernen“ Gesellschaft wollen viele inzwischen ALLES: Kinder, Hunde, Karrieren, Party, einen großen Garten, regelmäßig große Urlaube machen…

Und irgendwer fällt dabei herunter. Aus meiner Perspektive sind das häufig die Kinder, die mit ihren Ängsten und Unsicherheiten alleine gelassen werden.

Aber ich lasse mein kleines Mädchen nicht mehr alleine. Ich gebe ihr nicht die Schuld daran, dass wir nicht mehr reisen können. Oder dass wir anfangen zu weinen, wenn sich Pläne ändern. All das darf sie zeigen, weil sie es in ihrer eigenen Kindheit nicht zeigen durfte. Nichts davon war erwünscht.

Aber bei mir ist es erwünscht.

Auch ich bin mal genervt

Ich erwische mich manchmal dabei, wie ich genervt reagiere, wenn sie wieder weinerlich wird oder bestimmte Sachen nicht machen möchte.

Zum Beispiel liegt der YouTube-Kanal erstmal auf Eis. Das schafft sie nicht. Die Kommentare unter der Gürtellinie schafft sie nicht. Und das muss sie auch nicht. Dann machen wir keine Videos mehr.

Für ihre Emotionen wurde sie immer beschämt oder gerügt, jetzt darf sie sie zeigen.

Kinder werden erwachsen

Und irgendwann kann ich ihr vielleicht so viel Sicherheit und Vertrauen geben, dass sie den Mut hat wieder irgendwohin zu reisen.

Gemeinsam mit mir.

Dann lässt sie nach und nach meine Hand los und ich integriere sie völlig in mein Sein.

Oder vielleicht brauchen diese traumatisierte Persönlichkeitsanteile diese Form der Sicherheit für den Rest unseres Lebens.

Manche Kinder werden nie erwachsen und trotzdem lieben wir sie

Wir sind Viele
Der Drang, immer etwas leisten zu müssen

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen, ist tief in mich eingebrannt. Selbst bei Dingen, die mir Spaß bringen sollten, wie mein YouTube-Kanal oder dieser Blog hier, kommt immer wieder der Druck auf, mehr zu machen, gepaart mit dem Gefühl, nicht genug gemacht zu haben. Dabei gibt es in meinem Leben niemand, der mir irgendeinen Druck macht, es gibt nur mich selbst. Und dieser Drang scheint jegliche Aufgaben in meinem Leben zu vergiften.

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen

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Heute ist ein Tag, an dem ich den Drang verspüre etwas leisten zu müssen

Schon wieder kein Video gedreht. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, ein weiteres Video über meine Geschichte bei YouTube zu veröffentlichen.

Und je mehr Stunden und Tage folgen, in denen ich nichts leiste, desto unruhiger werde ich (dabei habe ich schon ein paar Videos aufgenommen, die ich noch veröffentlichen möchte 🤦🏻‍♀️).

Ich MUSS doch irgendetwas machen

Schließlich habe ich inzwischen 103 Follower, die erwarten das. Und auch wenn ich nicht weiß, ob irgendwer diesen Blog liest, so habe ich trotzdem den Drang, immer etwas leisten zu müssen, z.B. einen weiteren Beitrag zu schreiben.

Und je unruhiger ich werde, desto mehr blockiert mein Gehirn jegliche Form der Kreativität. Das musste ich erst als Erwachsene lernen: Dass ich Kreativität besitze, dazu habe ich einen Beitrag geschrieben.

Aber Kreativität kann ich nicht mit meinem rationalen Verstand kontrollieren, ich kann ihr nur erlauben da zu sein.

Dann fließt es. Wie Wasser fließen die Ideen durch mich durch und manche ergreife ich und setze sie um und andere lasse ich einfach weiterziehen. Vielleicht kommen sie irgendwann wieder, vielleicht auch nicht.

Tatsächlich bringt es mir nichts, wenn ich sie notiere, weil ich bereits in einer halben Stunde kein Interesse mehr daran haben werde, die Idee umzusetzen. Und wenn ich es dann trotzdem versuche, ist es wie ein Kampf:

Ich versuche das Wasser wieder an die Quelle zurückzudrängen, was enorm viel Energie verschwendet und selten von Erfolg gekrönt ist

Aber gerade sind keinerlei Ideen in meinem Kopf. Mein Kopf ist leer gefegt und bei dem Gedanken daran, dass ich jetzt aber doch etwas veröffentlichen muss, krampft sich alles in mir zusammen.

Ich möchte nicht einfach IRGENDETWAS veröffentlichen, damit ich diesem Drang, immer etwas leisten zu müssen, nachgeben kann. Ich möchte etwas aus mir selbst heraus erschaffen.

Wie die Realität aussieht

Schauen wir uns die Realität an: Ich denke nicht, dass meine 103 Follower bei YouTube tagtägliche Bespaßung von mir erwarten. Genauso wenig wie meine Blogbeiträge.

Ich verdiene nicht meinen Lebensunterhalt mit der Website oder dem YouTube-Kanal. Ich habe keine Vorgesetzten, die mir im Nacken sitzen und mir auf die Finger schauen. Und auch sonst ist da niemand in meinem Leben, der mir irgendeinen Druck macht.

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen, kommt aus mir selbst heraus. Natürlich folgen mir Leute bei den sozialen Medien, weil sie in irgendeiner Form eine Erwartung an den Kanal haben. Und diese Erwartung übersetzt mein traumatisiertes Gehirn damit, dass es mehr Leistung erbringen muss.

Der Spaß meines Lebens

Das alles könnte auch ein großer Spaß für mich sein.

Wie witzig ist das denn: Ich mache Videos über Gefühle und Emotionen und hab dann auch noch den Mut, diese bei YouTube zu veröffentlichen. Egal, ob ich das jeden Tag mache oder nur einmal im Monat.

Ich habe einfach Freude daran, meine Erkenntnisse der letzten Jahre mit anderen zu teilen und es gibt mir das Gefühl nicht alleine damit zu sein. Weil ich tatsächlich WEIß, dass ich nicht alleine damit bin. Nur spricht niemand darüber.

Genauso mit den Blogbeiträgen. Ich wusste nicht, dass ich gerne schreibe. Das wurde mir erst in den letzten Jahren klar. Und es macht mir wirklich Spaß, das, was ich eh jeden Tag mache (nämlich mich mit meinen Emotionen und Gefühlen auseinanderzusetzen) in Worte zu fassen und es an andere weiterzugeben.

Weil ich mir wirklich wünsche, dass es einen Unterschied macht. Dass andere sich in meinen Geschichten wiederfinden. Dass es andere bereichert.

Losgelöst von Profitgier und Fremdwert

Einfach nur, weil ich die Zeit habe und Spaß daran.

Warum empfinde ich also Druck dabei?

Der Druck ist nicht immer da. In dem Moment, in dem ich mich lösen kann von den Erwartungen anderer und vor allem, den Erwartungen von mir selbst, fließt die Kreativität. Dann scheint alles in mir offen und frei zu sein.

Aber genauso wie mein nicht angeborener Perfektionismus ist auch der Drang, immer etwas leisten zu müssen, erlernt.

Unsere Kindheit formt uns

Als Kind habe ich geglaubt nur Anerkennung und Liebe zu bekommen, wenn ich etwas leiste und das musste dann auch perfekt sein.

Natürlich war das nicht wahr

Vor allem für meine Mutter konnte ich die Dinge nie perfekt genug machen und ich habe nie genug geleistet. Für sie war ICH das Problem, nicht das, was ich leiste.

Und als Erwachsene musste ich dann erkennen, dass ICH gar nicht das Problem war oder bin, sondern dass SIE das Problem war und immer noch ist.

Aber als Kind fand diese Verknüpfung statt:

Wenn ich etwas leiste, werde ich gelobt, vielleicht bekomme ich auch ein Geschenk, dann war ich brav und wurde geliebt.

Es war also überlebensnotwendig, immer etwas zu leisten. Zu zeigen, dass ich es wert war, geliebt zu werden. Dass mein Leben eine Daseinsberechtigung hatte.

Der Großteil meiner Energie floss dementsprechend in die Aufrechterhaltung eines perfektionistisch ausgeführten Funktionierens.

Der Drang, immer etwas leisten zu müssen, sitzt tief

Gerade kommen mir die Tränen, wenn ich über den Wert meines Lebens und meine Daseinsberechtigung nachdenke. Das ist, was meine traumatisierten Persönlichkeitsanteile wollen:

Sie wollen anerkannt werden und eine Bestätigung dafür, dass sie leben dürfen

Und das bedeutet für diese Anteile, immer etwas zu leisten bis hin zur Selbstaufopferung. Auch bei Dingen, die eigentlich Spaß bringen sollten, wie mein YouTube-Kanal und dieser Blog, setzt dann dieser Drang ein.

Für diese Anteile ist es überlebensnotwendig Erwartungen zu erfüllen und zu funktionieren.

Meine erwachsenen Anteile

Ich bin aber nicht mehr nur meine traumatisierten Persönlichkeitsanteile.

Und mein erwachsenes Ich weiß um den Drang, etwas leisten zu müssen, und tut das einzig Hilfreiche:

Nichts.

Die schwersten Übungen sind die, in denen man passiv bleibt, um sie zu lösen

Anstatt also diesem Gefühl zu glauben und diesem Drang unreflektiert nachzugeben, beobachte ich den Drang und erlaube ihm da zu sein ohne ihn auszuleben. Aktuell habe ich die Möglichkeit mir Ruhe zu gönnen, wenn Ruhe notwendig ist. Und das bringt mich am schnellsten weiter.

In dem Moment, in dem ich mich lösen kann von dem Drang, etwas leisten zu müssen, öffnet sich in mir ein neuer Raum mit neuen kreativen Möglichkeiten. Dann bin ich nicht mehr meine Vergangenheit, sondern ich lebe in der Gegenwart und gestalte meine Zukunft, so wie ich das will.

Ich brauche keine Daseinsberechtigung mehr von anderen. Ich selbst bin die Bestätigung für meinen Wert.

Den größten Kampf führe ich also mit mir selbst

gefuehle-fuehlen.de
Über gute und böse Menschen

Über gute und böse Menschen

Über gute und böse Menschen

Mein Umgang mit ambivalenten Eltern

Sind die eigenen Eltern gute oder böse Menschen? Die Frage ist berechtigt, wenn das genau die Menschen waren, die durch ihre dysfunktionalen Verhaltensweisen die eigene Kindheit zu einem Horror gemacht haben, an dem man sein gesamtes restliches Leben knabbert. Gibt es überhaupt böse Menschen? Gerne würde ich dieses Schwarz-Weiß-Denken anwenden, weil es die Welt einfacher macht, vorhersagbarer. Aber in Wirklichkeit sind meine Eltern weder gute noch böse Menschen, sie sind einfach menschliche Wesen. Und das macht es so schwierig mit ihnen.

Gibt es gute und böse Menschen?

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Eine einfache Welt

Die Welt wäre um einiges einfacher, wenn es einfach gute und böse Menschen gäbe.

Dann könnte man klar sagen: Mit dir will ich nichts zu tun haben. Du bist ein böser Mensch.

Und du wirst meine beste Freundin, denn du bist ein guter Mensch.

Das würde jede Menge emotionalen Schmerz ersparen, weil wir schon vorher wüssten, wem wir vertrauen können und wem nicht. Es gäbe keine Unsicherheiten im Bezug auf andere Menschen und jeder von uns könnte die Wahl treffen, mit welcher Sorte Mensch er oder sie sich einlassen möchte.

Kinder sehen die Welt so. Für Kinder gibt es gute Menschen und es gibt böse Menschen. Deswegen mögen sie Märchen so gerne. Dort ist die Welt klar eingeteilt. Sie ist einfach gegliedert und dadurch vorhersagbar und sicher.

Die Wirklichkeit über gute und böse Menschen

Aber die Wirklichkeit sieht anders aus.

In Wirklichkeit ist die Welt um einiges komplexer als das.

Ich habe noch nie Menschen getroffen, die einfach nur böse waren. Oder Menschen, die einfach nur gut waren. Es mag beide Sorten auf diesem Planeten geben.

Die meisten Menschen halten sich jedoch in beiden Lagern auf

Und da wird es kompliziert.

Wie soll man die Welt sehen, wenn man sich immer fragen muss, wem man vertrauen kann und wem nicht?

Wie soll man als physisch abhängiges Kind überleben, wenn man nicht sicher sein kann, dass man bedingungslos geliebt und beschützt wird?

Man ist besonders in den ersten Lebensjahren darauf angewiesen, dass es Menschen gibt, denen man bedingungslos vertrauen kann.

Und genau das sind die Jahre, in denen man an der eigenen Situation nichts ändern kann. Man muss also zügig lernen, wie man mit der Komplexität des Lebens umgeht.

Sind die eigenen Eltern gute oder böse Menschen?

Genau solche komplexe Menschen sind die eigenen Eltern. Sie selbst haben wahrscheinlich Traumata in ihren Kindheiten erlebt, mussten über gute und böse Menschen lernen und mussten irgendwie ihr Leben auf die Reihe kriegen.

Und irgendwo in diesem Prozess bekamen sie Kinder, denen sie das einzige lehrten, was sie selbst kannten:

Erwachsene zeigen unreflektiert ihre eigenen Emotionen und die Kinder müssen das aushalten.

Was in der Kindheit passiert, bleibt in der Kindheit, richtig?

Meine Eltern

Bis heute spüre ich diese Zerrissenheit in mir über meine eigenen Eltern.

Wenn ich davon schreibe, wie schrecklich ich meine Kindheit empfunden habe, hört es sich an, als wären sie abgrundtief böse Menschen, die einem unschuldigen Wesen schlimme Dinge angetan haben.

In Wirklichkeit haben sie einfach das gelebt, was sie selbst gelernt haben.

Meine Eltern waren gute und böse Menschen

Das rechtfertigt nicht ihre dysfunktionalen Verhaltensweisen in meiner Kindheit!

Sicher hätte ich mir gewünscht, dass sie mal ihr Gehirn angeschaltet hätten und ein wenig reflektierter und ehrlicher mit sich selbst gewesen wären.

Aber meine Kindheit war, wie sie war.

Deswegen bin ich jetzt die, die ich bin. Im Guten wie im Bösen.

Aber es hilft mir, aus dem Schwarz-Weiß-Denken heraus zu kommen. Aus dem Glauben, es gäbe gute und es gäbe böse Menschen, und ich muss meine Eltern zu einer dieser zwei Kategorien zuordnen.

Zu welcher Kategorie gehören deine Eltern?

Mein Vater ist meistens ein sanfter Mensch. Bis heute ist er der Einzige, der weiterhin in meinem Leben ist. Der Einzige, der mich so annehmen kann, wie ich inzwischen bin.

Er ist der Einzige, der mir hilft. Ich habe keinerlei Unterstützung und ich empfinde tiefen Dank dafür, dass er weiterhin für mich da ist.

Manchmal ist er der Einzige, mit dem ich in vielen Wochen rede.

Inzwischen weiß ich, wie er tickt und wie ich mit ihm umzugehen habe. Auf Augenhöhe.

Das Lösen von der Vergangenheit

Und hier fängt das Lösen von meiner Vergangenheit an. Ich muss und ich darf erkennen, dass meine Eltern nicht mehr die sind, die sie in meiner Kindheit waren.

Und, was viel wichtiger ist: ICH bin nicht mehr das abhängige Kind von damals.

Das ist der wichtigste Aspekt

Ich habe keinerlei Erwartungen, dass meine Eltern verstehen, wie schlimm ich meine Kindheit empfunden habe.

Trotzdem kann ich erwachsen werden.

Und in dem Moment, in dem ich meinen erwachsenen Persönlichkeitsanteil in mir finde, ändert sich auch das Verhalten meiner Eltern. Ich erkenne ihre Grenzen und respektiere diese. Und das bedeutet z.B. zu lernen, wie ich meine Emotionen selbst reguliere.

Ich bin nicht mehr abhängig von ihnen.

In meiner Kindheit war ich aber abhängig und hatte Erwartungen und Bedürfnisse, die erfüllt werden mussten.

Jetzt erfülle ich mir selbst diese Erwartungen und Bedürfnisse.

Das Zauberwort hier ist auf Augenhöhe zu sein. Ich bin nicht mehr das Kind und blicke hinauf zu ambivalenten Eltern. Ich bin die Erwachsene, die die inneren Kindern in meinen Eltern sieht.

Für meinen Vater

Das Leben ernst nehmen ... oder nicht
Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen, ist mein familiäres Umfeld. Dort wurden all die emotionalen Wunden angelegt, die ich bis heute in mir trage und mit denen ich mein erwachsenes Leben teile. Vor allem meine Eltern sind dafür verantwortlich, dass ich allein bei dem Gedanken daran Emotionen zu zeigen, Scham und Angst empfinde. Und dann darf ich erkennen, dass ich aber nicht mehr die Scham und die Angst bin. Ich bin Ich. Und ich bin erwachsen.

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

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Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort in meinem Leben, an dem es mir enorm unangenehm ist jegliche Form starker Emotionen zu zeigen, ist meine Familie.

Schon allein die Vorstellung, sie wüssten hier von diesem Blog oder von meinem YouTube-Kanal bereitet mir physische Schmerzen.

Es zwingt mich in eine Spirale aus Scham und Angst

Die Scham

Vor meiner Familie muss ich mich für meine Emotionen schämen, weil sie sich in meiner Kindheit immer darüber lustig gemacht haben. Meine Mutter, mein Vater und mein Bruder. Es wurden Witze darüber gerissen, ich wurde nachgeahmt.

Für sie war es „doch nur Spaß„. Ich bin selbst dran Schuld, wenn ich das so ernst nehme (Über das Gefühl immer Schuld zu haben).

Wenn ich wütend war, weil ich mich aus ihrer Abhängigkeit befreien wollte, weil ich mich wehren wollte, wurde ich als trotzig betitelt.

Zornickel“ war ein beliebtes Wort, mit dem ausgedrückt wurde, dass ich ein kleines wütendes Etwas war (hier mehr zu kindlicher Wut).

Ihrer Meinung nach hatte ich kein Recht wütend zu sein.

Ich sehe das anders

ICH wurde nie gesehen in dieser Familie. Es wurde nur das gesehen, was sie sehen wollten und das waren meistens „schlechte“ Sachen, die es auszumerzen galt.

Das Gefühl der Scham kommt genau da her: Dass andere sich über einen lustig machen (mehr in diesem Video: Was Scham mit uns macht).

Und als Kind IST man seine Emotion, d.h. es wurde sich über MICH lustig gemacht. Und so findet eine Verknüpfung statt von

Verspotten der Emotion = Verspotten von mir als Person

Scham hinterlässt ein Gefühl von nichts wert sein. Scham erzeugt Ekel. Ekel vor sich selbst und vor dem, was und wer man ist.

Die Angst

Die Angst wiederum wurde durch dysfunktionale Erziehungsmethoden erreicht.

Wenn ich wütend war, musste ich befürchten, dass zurück geschlagen wurde. Ich habe schnell gelernt, niemals wütend zu sein, weil ich immer unterlegen war.

Wie hätte ich mich wehren sollen?

Ich wusste, wenn ich der Wut nachgab, würde alles nur noch schlimmer werden. Wenn ich versuchte, mich gegen die Ungerechtigkeiten zu wehren, würde ich es doppelt und dreifach zurück bekommen.

Also zeige keine Wut, Johanna

Als Kind war es jedoch nicht möglich, keine Wut zu zeigen. Sie kam angerauscht und hat mich übernommen. Weil ich mich unfair behandelt gefühlt habe. Ich hatte immer das Gefühl mich frei kämpfen zu müssen.

Also habe ich indirekt gelernt, wie ich der Wutenergie in meinem Körper verhelfe, sich abzubauen: Indem ich weine.

Im Erwachsenenalter kamen mir immer die Tränen, sobald eine Autoritätsperson ihre Macht gegen mich verwendet hat und ich mich nicht wehren konnte bzw. durfte. Anstatt wütend zu werden, habe ich geweint und mich klein gemacht, „Schwäche“ gezeigt.

Wie ein Junghund, der dem Alphatier die Schnauze leckt, anstatt in den Kampf gegen es zu gehen.

So habe ich mich selbst beschützt

Die Verbindung verlieren

Was ich als Kind als besonders schlimm empfunden habe, war die fehlende Verbindung, sobald ich starke Emotionen gezeigt habe.

D.h. die emotionale Verbindung zu den Erziehungsberechtigten ging verloren. Auf einmal stand man als Rudeltier „Mensch“ alleine da.

Das passiert, wenn die Erwachsenen ein Problem mit Emotionen haben und selbst nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Wenn das Kind dann eine unerwünschte Emotion zeigt, geht für einen Moment die Liebe/die emotionale Verbindung verloren und das ist fast noch schlimmer, als physische Erziehungsmethoden.

Für ein Rudeltier ist eine fehlende emotionale Verbindung das Todesurteil

Also muss der Organismus Strategien entwickeln, wie er diese emotionale Verbindung aufrecht erhält. Z.B. in dem der Organismus die Emotionen abspaltet (wie ich, mehr dazu in diesem Video).

Was ist mit „positiven“ Emotionen?

Auch ausgelassene Freude kann ich der Familie gegenüber nicht zeigen.

Selbst darüber wurde sich lustig gemacht oder ich wurde gerügt, weil es meiner Mutter gerade nicht gut ging und ich deswegen kein Recht hatte, fröhlich zu sein!

Ganz simpel: Mutter schlecht gelaunt –> passe dich an

Was das aus Erwachsenen macht

Jetzt schauen wir uns diese Welt an: Wie viele emotional reife Erwachsenen gibt es wohl?

Ich kenne keinen Einzigen, muss ich gestehen.

Alle wurden mit Scham und/oder Härte erzogen, bis zu einem Punkt, an dem sie sich nicht mehr daran erinnern, wie sich die dysfunktionalen Erziehungsmethoden für sie angefühlt haben. Wie bei meinen Eltern, bei meinen Großeltern und sicherlich auch alle vorherigen Generationen.

Und wegen dieser emotionalen Amnesie (mehr über emotionale Amnesie in diesem Video) erziehen emotional unreife Erwachsene ihre Kinder genauso.

Wie ich als Erwachsene damit umgehe

Inzwischen bin ich (meistens) erwachsen.

Selbst wenn meine Familie diesen Blog und den YouTube-Kanal finden würden, wäre das eben so.

Die Angst davor ist eine kindliche Angst in mir. Mein inneres Kind fürchtet sich davor. Und das darf sie auch. Aber ICH muss mich nicht mehr fürchten.

Das bin ich!

Ich gehe in keine Auseinandersetzungen mehr mit meinen Eltern. Einen Kampf mit ihnen zu führen, damit sie mich als die anerkennen, die ich bin, ist nicht mehr notwendig.

Seit ich meine erwachsenen Anteile in mir gefunden habe, sind auch meine Eltern erwachsener geworden. Konflikte sind nicht mehr notwendig.

Außerdem weiß ich jetzt, wer ich bin.

Und das ist am wichtigsten.

Ich bin die, die ich bin

Das Gefühl der Sehnsucht

Das Gefühl der Sehnsucht

Das Gefühl der Sehnsucht

Aktuell fühle ich das Gefühl der Sehnsucht in mir. Sehnsucht nach anderen Menschen, nach anderen Lebensumständen, nach anderen Erfahrungen. Und dieses Gefühl geht mit einem Gefühl der Hilflosigkeit einher, weil ich aktuell nichts daran ändern kann. Sehnsucht kommt dann auf, wenn ich die Umstände nicht kontrollieren kann, die dazu führen würden, dass ich keine Sehnsucht mehr empfinden würde. Stattdessen ist mein Leben wie es ist und ich bin, wie ich bin.

Das Gefühl der Sehnsucht fühlen

Inhaltsverzeichnis über „Das Gefühl der Sehnsucht“

Sich nach etwas sehnen… oder nach jemandem…

Die „Krankheit des schmerzlichen Verlangens“ ist eine Leere in unseren Organismen, die uns erzählt, dass wir nicht vollständig sind. Etwas oder jemand fehlt, um uns vollständig zu machen.

Dabei geht es selten um kurzfristige Bedürfnisbefriedigung, Sehnsucht ist ein langfristiges Gefühl des Vermissens.

Wenn ich Lust auf etwas zu Essen habe, aber es gerade nicht da ist, empfinde ich keine Sehnsucht danach. Es ist ein meist körperliches Verlangen, das schnell gestillt werden kann. Und das genauso schnell wieder ersetzt wird durch ein neues Bedürfnis.

Sehnsucht geht tiefer, sitzt tiefer

Sehnsucht kann einen aufzehren, bis man sich mit nichts anderem mehr beschäftigen kann, als mit dem Gefühl nicht vollständig zu sein.

Bis es zu einer Sucht wird. Einer Sucht danach sich zu sehnen. Wer ist man ohne dieses Gefühl der ungestillten Sehnsucht?

Wonach sehnt man sich?

Interessanterweise kann dieses Etwas oder Jemand, nach dem man sich sehnt, alles Mögliche sein.

Vielleicht habe ich Sehnsucht nach einem bestimmten Land auf der Erde, das ich gerne bereisen würde?

Oder ich sehne mich nach einem bestimmten Menschen. Oder ich sehne mich nach IRGENDEINEM Menschen, einer Person, die mir nahe ist.

Vielleicht empfinde ich Sehnsucht nach einer bestimmten längst vergangenen Zeit. Oder einer Zeit, die hoffentlich noch kommt.

Oder ich sehne mich danach Mutter oder Vater zu sein oder eine bestimmte Rolle im Leben zu haben.

Wie in dem Lied „Something just like this“ von Coldplay:

„Just something I can turn to,
somebody I can miss“

Ganz allgemein sehne ich mich.

Irgendetwas oder -jemand fehlt in meinem Leben und dieses Bedürfnis lässt sich nicht so schnell befriedigen.

Sehnsucht schwelt langsam in unseren Organismen heran und wir Menschen sind Spezialisten darin dieses Gefühl weit wegzudrücken, wenn wir es nicht direkt befriedigen können.

Wir Menschen wollen nämlich die Leere in uns nicht fühlen müssen

Egal, ob es etwas zu Essen ist, die Einsamkeit, weil man keinen nahestehenden Menschen an seiner Seite hat oder das Gefühl in seinem eigenen Alltag gefangen zu sein: Wir möchten diese Leere nicht spüren. Wir möchten uns vollständig fühlen. Wir wollen ein Ganzes sein.

Und jeder Mensch ist ein Individuum und hat seine und ihre eigene Vorstellung davon, was es braucht um sich selbst vollständig zu fühlen.

Aber woher kommt dieses Gefühl der Leere?

Um sich nach etwas zu sehnen, muss man eine Vorstellung von diesem Gefühl haben.

Tatsächlich ist es nicht die Sehnsucht nach einem Objekt, einer Zeit oder einer Person, die wir empfinden.

Stattdessen ist es das Bedürfnis nach dem GEFÜHL, was man mit dem jeweiligen Objekt verbindet. Man sehnt sich nach diesem Gefühl, man sehnt sich nach diesem Anteil in einem, der nur da zu sein scheint, wenn das begehrte Objekt da ist.

Besonders ausgeprägt ist das im Bezug auf einen engen Partner oder Partnerin. Dieses Bedürfnis nach physischer und emotionaler Verbundenheit, was einem nicht mehr einsam sein lässt.

Mit dieser einen Person bekommt man ein Gefühl der Vollständigkeit. Bis es wieder nachlässt, weil man in seinem Alltag gefangen ist und man die emotionalen Untiefen der anderen Person kennen lernt.

So wie man seine eigenen Untiefen kennen lernt.

Wir Menschen scheinen ein natürliches Bedürfnis nach Vollkommenheit zu haben

Und wir glauben, diese Vollkommenheit in einer anderen Person zu finden. Jemand, der uns oberflächlich betrachtet für eine gewisse Zeit vollkommen macht.

Kommt das Gefühl der Sehnsucht wirklich aus einer nicht vollständigen Vollkommenheit?

Wenn das Gefühl der Sehnsucht gestillt wurde durch ein Objekt oder eine andere Person, setzt erstmal Ruhe ein.

Bis sich die Sehnsucht wieder in einem regt. Die Sehnsucht nach Mehr. Als ob wir unser Mehrsein verloren hätten und es versuchen wieder zu bekommen. Als ob Menschen immer mehr haben wollten.

Aber die Leere in einem scheint unersättlich zu sein

Wenn eine geliebte Person dann endlich da ist, möchte man vielleicht reisen. Oder man sehnt sich nach einem anderen Job. Oder nach mehr Kindern. Vielleicht kauft man sich dann einen Hund, um die Leere zu füllen.

Vielleicht fehlt uns gar nichts im Außen, sondern fehlen wir uns selbst? Unser wahres Selbst, das sich versteckt unter Konditionierungen und Glaubenssätzen aus unserem Leben.

Die Vollkommenheit in sich selbst finden

Ist es möglich diese Vollkommenheit in sich selbst zu finden und so die Sehnsucht hinter sich zu lassen?

Zu erkennen, dass ich vollständig bin, so wie ich bin. Dass ich nichts brauche, um ein Gefühl der Gemeinsamkeit zu haben.

Dann wäre ich überall auf der Welt Zuhause, egal, welche Menschen, welche Kulturen oder welche Sprachen mich gerade umgeben. Weil Zuhause IN MIR wäre.

Dann gäbe es keinen Grund mehr sich zu sehnen und immer darauf zu hoffen, dass etwas oder jemand in mein Leben tritt, der dieses Leben besser macht.

Dann mache ICH mein Leben besser

Ich selbst fülle die Leere in mir mit mir selbst.

Nachtrag 28.05.2024

Und am Ende ist auch Sehnsucht nur ein Gefühl, das weiterzieht, wenn man es lässt.

Die Sehnsucht nach mir selbst