Nur brave Kinder bekommen etwas vom Christkind

Nur brave Kinder bekommen etwas vom Christkind

Nur brave Kinder bekommen etwas vom Christkind

An Weihnachten wurde man dafür belohnt, dass man brav war. Das hat einem als Kind eine Daseinsberechtigung gegeben. Man hatte das Gefühl, geliebt und anerkannt zu werden. Aber was genau bedeutet es brav zu sein? Was muss man tun, um in der eigenen Familie Anerkennung und Liebe zu erfahren, geknüpft an materielle Geschenke, die ein imaginäres Wesen bringt?

Verarbeitung von Emotionen

Inhaltsverzeichnis über das Brav sein

Brav sein!

„Brav-Sein“ war als Kind eine wichtige Eigenschaft. Nur wer brav war, hat zu Nikolaus und Weihnachten Geschenke bekommen. Nur wer brav war, war Teil der Familie, wurde geliebt und mit dem wurden schöne Sachen gemacht.

Wenn man nicht brav war, wurde man aus der Familie ausgeschlossen. Erst wurde man für das „Nicht-Brav-Sein“ bestraft und dann bekam man keine Aufmerksamkeit mehr, wurde ignoriert. Vielleicht wurden einem auch die simpelsten Bedürfnisse entzogen, z.B. das Recht etwas zu essen oder auf die Toilette gehen zu können.

Und im Gegensatz zu Max in dem Buch „Wo die wilden Kerle wohnen“ stand dann später kein warmes Abendessen vor der Tür. Wenn man kein braves Kind war, musste man hungrig auf sein dunkles Zimmer und musste das verzweifelte Gefühl der Panik aushalten.

Guantanamo für Kinder. Nur nennt man es bei Kindern nicht Folter, sondern Erziehung.

Dort war man ganz allein. Und man hatte dieses tiefe Gefühl, dass auch „da draußen“ niemand für einen da ist. Niemand beschützte einen. Schließlich war man eh dran schuld, dass man bestraft wurde, weil man ja kein braves Kind war. Eine ganz simple Regel in der Familie als auch in der Gesellschaft: Nur wer brav ist, hat eine Daseinsberechtigung. Brav sein war das A und O in der Kindheit.

Die Regeln des Brav-Seins

Aber was genau bedeutete es, ein braves Kind zu sein? „Brav-Sein“ kann schließlich viele Gesichter haben. Und hier kommt die Ambivalenz ins Spiel: Brav sein bedeutet das zu tun, was in der Familie vom Kind verlangt wird. Egal, wie abartig, dysfunktional oder grenzüberschreitend das auch sein mag.

Wächst das Kind in einer mafiösen Familie auf, wird vielleicht von ihm oder ihr erwartet, dass er oder sie Dinge stiehlt, die er oder sie haben möchte. In diesem Fall wäre das Kind nicht brav, wenn es stattdessen arbeiten geht, Geld verdient und sich die Dinge kauft.

Man wird als Kind also nur belohnt, wenn man das tut, was die Familie von einem verlangt. Nur dann gibt es Geschenke vom Christkind (oder Weihnachtsmann). Nikolaus hat ja seinen kleinen Helfer Knecht Rupprecht, der die nicht braven Kinder bestraft. Kinder lernen also, ich muss mich so verhalten, wie meine Familie das möchte, ansonsten werde ich nicht so angenommen, wie ich bin und bekomme auch keine Belohnung.

Brav sein im Erwachsenenalter

Ich habe letztes Jahr nichts zu Weihnachten geschenkt bekommen. Weil ich kein braves Kind war.

Dieses Gefühl des Abgelehntwerdens sitzt so tief in mir, dass ich weinen musste, als mir klar wurde, dass niemand mir etwas zu Weihnachten schenkt. Dabei mache ich mir nicht viel aus Weihnachten oder aus materiellen Geschenken. Aber nichts geschenkt zu bekommen hat den Beigeschmack von einer fehlenden Daseinsberechtigung. Durch Geschenke wird mein Dasein anerkannt, es wird gezeigt, dass an mich gedacht wurde, ob ich brav war oder nicht. Nichts geschenkt zu bekommen bedeutet, dass man abgelehnt wird. Niemand hat sich die Zeit genommen an mich zu denken.

Die emotionale Verknüpfung von Geschenken und das Gefühl des Angenommenwerdens ist eng miteinander verbunden. Das reicht bis in mein Erwachsenenalter. Aber ich war letztes Jahr kein braves Kind. Ich habe keine Geschenke verdient und muss dafür bestraft werden, dass ich mich nicht an die Regeln der Familie halte.

Das größte Geschenk, das man seinem Kind machen kann: Es loszulassen und ihm erlauben es selbst zu sein.

Ein System, dass auf Belohnung und Strafe ausgerichtet ist, um die Mitglieder des jeweiligen Systems auf der Spur zu halten, erschafft Mitglieder, die niemals authentisch sie selbst sein können. Diese Mitglieder werden für immer in ihren konditionierten Rollen gefangen sein, was zu Krankheit und Leid führt.

Emotionen in der Verarbeitung kosten viel Energie
Helden-Geschichte

Helden-Geschichte

Helden-Geschichte

Wir alle schreiben unsere eigene Helden-Geschichte. Eine Geschichte über Verrat und Liebe, über Enttäuschung und Hoffnung, über Verletzung und Heilung. Wir sind die Helden und Heldinnen unseres eigenen Universums und am Ende der Reise wird es MEHR von uns geben, als wir je geglaubt haben, dass es möglich ist. Wir müssen nur den Mut haben voran zu schreiten und die Stärke in uns sehen. 

Frühe Kindheitserinnerungen können bis ins Säuglingsalter reichen

Inhaltsverzeichnis über „Helden-Geschichte“

Unser Planet

Auf diesem Planeten gibt es viele Helden. Kinder, die ihre Kindheit überlebt haben. Die durchgehalten haben. Kinder, die mutig genug waren, um weiter zu leben.

Kinder, die inzwischen erwachsen sind und eigene Leben führen. Leben außerhalb von Abhängigkeit und Hilflosigkeit. Die jeden Tag ihren Beitrag leisten. Für die eigenen Kinder und die eigene Familie. Für eine andere Welt.

Eine Welt, in der Kinder nicht einfach nur überleben müssen, sondern leben dürfen. So, wie sie sind.

Und genauso viel Mut hatten die, die ausgestiegen sind. Die die Entscheidung getroffen haben, dass genug genug ist.

Für euch alle ist dieser Beitrag

Wer ich bin

Ich bin keine Heldin. Ich bin einfach eine Frau, die bestimmte Erfahrungen im Leben gemacht hat und jetzt mit diesen Erfahrungen lebt. Weder fühle ich mich besonders mutig, noch fühle ich mich besonders stark.

Ich verstecke mich oft neben meiner Couch und hoffe einfach darauf, dass ich bald einen weiteren Tag geschafft habe („Aus dem emotionalen Koma erwachen“).

Gerne wäre ich eine Wonder-Woman, die ihre Aufgabe im Leben kennt und diese Aufgabe entschlossen angeht, ohne Angst und Zögern. Die ein Ziel hat, für das es sich zu kämpfen lohnt, egal, welche Verluste und Entbehrungen das bedeutet.

Aber ich habe keine Superkräfte oder irgendeine besondere Waffe, die mich schützt und mit der ich mich verteidigen kann

Stattdessen fühle ich mich meistens eher wie Frodo Beutlin aus Der Herr der Ringe.

Der sich wünscht, dass der Ring der Macht nie zu ihm gekommen wäre, dass all das nie passiert wäre.

Und dann wünsche ich mir einen Gandalf, der mir erklärt, dass sich das alle wünschen, die solche Zeiten erleben. Aber dass es nicht an ihnen ist, darüber zu entscheiden. Und dass es für alles einen Grund gibt, auch wenn wir ihn nicht kennen.

Wir alle sind Helden und Heldinnen unserer Geschichte

Ich glaube, jeder von uns schreibt seine eigene Helden-Geschichte. Jeder ist sein eigener Held/seine eigene Heldin in seiner bzw. ihrer Geschichte.

Wir gehen durch dunkle Zeiten und wir gehen durch helle Zeiten. Und wir machen immer weiter. Wir werden mit unseren dunkelsten Dämonen konfrontiert, schlagen Schlachten gegen Angreifer, treffen Menschen, die uns unterstützen und uns ein Stück des Weges begleiten.

Wir werden verletzt und wir verletzen

Und nach den Zeiten der Aufruhr brauchen wir Ruhezeiten, bevor die nächste Herausforderung auf uns wartet.

Es ist aber unsere eigene Reise! Keiner sonst kann diese Reise für uns erleben.

Deswegen fühlen wir uns oft alleine und anders als alle anderen. Helden fühlen sich einsam, weil sie genau wissen, dass nur sie alleine diese Schlachten schlagen können. Es sind ihre Dämonen und ihre Angreifer.

Trotzdem laufen wir weiter. Wir überwinden Hindernisse, durchqueren tiefe, dunkle Schluchten und am Ende der Reise sind wir erwachsener und weiser geworden.

Und auf einmal sind wir MEHR.

The reason, why…

Ich glaube, dass es für alles einen Grund gibt. Dass mich meine Erlebnisse irgendwo hin führen. Ich kenne den Grund oder das Ziel nicht, aber ich weiß, dass ich am Ende verändert sein werde.

Im Leben hätte ich mir nicht vorstellen können, hier zu stehen, wo ich gerade stehe. Mich mit den Dingen zu beschäftigen, mit denen ich mich beschäftige. All das Wissen und die Weisheit zu haben, die ich inzwischen habe.

Und der Prozess hat erst begonnen!

Wenn man immer plant, geht man am Zufall vorbei

Unser Verstand ist einfach zu eng, um auch nur annähernd wissen zu können, wo unsere Leben uns hinführen. Oder was in der Zukunft alles auf uns wartet, wenn wir den Mut haben weiterzugehen.

Gandalf, der Weise (auch als Grauer)

Die wenigstens Menschen haben gelernt zu vertrauen. Aber genau das ist es, was Gandalf einem rät:

Habe Vertrauen, dass du am perfekten Ort zum perfekten Zeitpunkt bist. Dass es für all das einen Grund gibt.

Wenn ihr euch das nächste Mal einem Hindernis gegenüber seht, das unüberwindlich scheint: Macht euch klar, was ihr schon alles geschafft habt! Macht euch klar, welche Stärke in euch schlummert.

Die Angst macht uns menschlich

Wir alle haben Angst. Helden haben immer Angst. Das macht uns menschlich. Aber die Angst trifft keine Aussage darüber, ob wir dieses Hindernis überwinden können oder nicht. Sie erzählt uns nur eine Geschichte, die wir glauben können … oder eben nicht.

Wir alle sind Helden, weil wir dieses Leben leben. Und auch wenn wir nicht sehen können, warum wir bestimmten Herausforderungen gegenüber stehen, gibt es einen Grund dafür und wir wissen nicht, wo uns die Überwindung dieser Herausforderung hinführen wird.

Dinge müssen anders werden, damit sie besser werden können

Die Transformation

Erkennt eure eigene Helden-Geschichte.

Und wisst, dass ihr nach dem Durchleben dieser Geschichte ein Stück voller und weiser seid. Und dass ihr Anteile an euch entdeckt, von denen ihr nie geglaubt habt, dass es sie gibt.

Wie bei der Transformation von der Raupe zum Schmetterling: Die Raupe muss zuerst einen Prozess der Auflösung durchlaufen, bevor sie zum Schmetterling werden kann.

Wir alle sind MEHR. Wir wurden in unserer Vergangenheit klein geredet, belächelt, beschämt, beschuldigt. Das müssen wir aber nicht glauben. Wir dürfen unser Mehrsein entdecken und es leben.

Und wir brauchen keine Angst davor zu haben

Vielleicht ist es an der Zeit sein eigener Gandalf zu werden. Zu wissen, dass es für alles einen Grund gibt.

Und dass wir den Mut haben dürfen weiterzugehen.

Emotionale Wunden heilen lassen
Frühe Kindheitserinnerungen

Frühe Kindheitserinnerungen

Frühe Kindheitserinnerungen

Frühe Kindheitserinnerungen treten laut aktueller Wissenschaft frühestens ab dem 3. Lebensjahr auf. Ich erlebe das aber tagtäglich anders. Mein Körper erinnert sich. Vor allem erinnert er sich an Gefühle. Zu manchen Gefühlen gibt es Bilder oder Filme dazu in meinem Kopf, zu anderen nicht. Aber mein Körper erinnert sich genau daran, wie es sich angefühlt hat, als ich nichts tun konnte. Als ich hilflos meinem Umfeld ausgeliefert war. Selbst, als ich meine Emotionen abgespalten hatte, schickte mir mein Körper Warnungen.

Frühe Kindheitserinnerungen können bis ins Säuglingsalter reichen

Inhaltsverzeichnis über „Frühe Kindheitserinnerungen“

! Hinweis !

Ich möchte keine Trigger setzen.

In keinem meiner Beiträge werde ich im Detail beschreiben, was ich erlebt habe. Das ist auch nicht notwendig, weil das Problem nicht das ist, was mir passiert ist, sondern das Problem sind die Gefühle, die ich dabei hatte.

Trotzdem kann der Beitrag Gefühle in einem auslösen, die man lieber nicht fühlen möchte. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er bereit dafür ist.

Gefühlserinnerungen

In diesem Beitrag soll es um diese Gefühlserinnerungen gehen.

Es sind keine Erinnerungen, wie sich die Wissenschaft das vorstellt: Bilder oder Videos im Kopf, die wie ein Film ablaufen.

Stattdessen scheint die Wissenschaft nicht bereit zu sein anzuerkennen, woran wir uns wirklich erinnern: an Gefühle.

Gefühle reichen bis zu unserer Geburt zurück, eine Zeit, in der wir kein sprachliches Konzept in unserem Kopf hatten, um das auszudrücken, was passierte. Aber trotzdem können sich unsere Körper daran erinnern.

Gefühle, die im Hier und Jetzt zu passieren scheinen, sind oft „nur“ gefühlte Erinnerungen aus früheren Zeiten. Es scheint keine klare Verbindung zwischen den Gefühlen heute und den Gefühlen aus der Vergangenheit zu geben. Aber trotzdem erinnert sich unser Organismus. All diese frühen Kindheitserinnerungen sind in unseren Körpern gespeichert und werden durch diese auch wieder zum Ausdruck gebracht.

Schrittweise Erinnerungen

Ich verwende für diesen Beitrag Worte und male damit Bilder, die einzige Möglichkeit auszudrücken, was in meiner Kindheit in mir vor sich ging. Aber in den wenigsten Fällen gibt es Bilder in meinem Kopf dazu.

Trotzdem können diese Beschreibungen triggern. Du allein entscheidest, ob du das lesen willst.

Du verpasst nichts, wenn du es nicht liest

Säugling

Ich liege da und starre an die Decke.

Ich kann mich nicht beschäftigen oder ablenken, ich bin komplett abhängig von erwachsenen Menschen.

Und dann höre ich die Schritte.

Oh Gott, diese Schritte.

Wenn diese Schritte kommen, bringen sie nichts Gutes. Niemals.

Und ich kann nicht weg. Ich kann nirgends hin. Ich kann nur hoffen, dass sie weiter gehen, nicht bei mir stehen bleiben.

Bitte, geht weiter.

Ich kann nichts tun. Ich kann nur beobachten und mit meinem Bewusstsein nicht mehr anwesend sein. Bitte sei nicht in deinem Körper anwesend.

Ich kann nichts tun

1 1/2 Jahre

Irgendetwas stimmt nicht. Ich krieg keine Luft mehr.

Oh Gott, ich krieg keine Luft mehr, was mach ich nur?

Bloß nicht zeigen, dass es dir nicht gutgeht, Johanna. Versteck dich, damit sie es nicht merkt. Bestimmt geht es von alleine wieder weg und sie merkt es erst gar nicht.

Versteck dich hinter der Couch, damit sie dich nicht sieht. Sonst flippt sie wieder aus und alles wird viel schlimmer. Sie wird es viel schlimmer machen. Wir kriegen das alleine hin, das geht bestimmt gleich wieder weg. Bestimmt geht es gleich wieder weg.

Da kommen ihre Schritte.

35 Jahre

Kaum liege ich abends im Bett, fängt sie unten an durchs Haus zu laufen. Ich spüre ihre Schritte körperlich durch meinen Körper hallen.

Und dann bin ich hellwach und kann nicht einschlafen. Ich kann nur noch auf diese Schritte lauschen und hören, wo sie sich hinbewegen. Jetzt sind sie in der Küche, dann im Bad.

Es nervt mich.

Und gleichzeitig geht es mit meinen Ängsten einher, was ich überhaupt nicht verstehe. Meine Gedanken erzählen mir, das all das Schreckliche passieren wird, wovor ich Angst habe.

Das ist total albern

Ich würde mir gern Ohrstöpsel in die Ohren machen, aber irgendwie sorge ich mich, dass ich dann nicht mitbekomme, was um mich herum passiert.

Als ob ein Einbrecher käme!

Ich liege in meinem Zimmer im ersten Stock im Haus meiner Eltern, wer soll da bitte kommen?

Erst nachdem ich meine Zimmertür abgeschlossen habe, kann ich mir Ohrstöpsel in die Ohren machen und mich soweit entspannen, dass ich einschlafen kann.

40 Jahre

Ihre Schritte wecken mich immer.

„Sie“ ist die Nachbarin aus der Wohnung nebenan und sie hat dieselben Schritte wie meine Mutter. Und da mein ganzer Organismus von klein auf gelernt hat, diese Schritte zu fürchten, geh ich mitten in der Nacht in eine Übererregung.

Ich weiß, dass es nicht die Schritte meiner Mutter sind. Ich weiß, dass diese Schritte, die ich höre, nichts mit mir zu tun haben.

Trotzdem reagiert mein Körper sofort und ich kann nichts dagegen tun.

Ich empfinde keine Panik oder Angst, mein ganzes System ist einfach in Alarmbereitschaft. So genau kann ich gar nicht beschreiben, was das bedeutet. Dann liege ich einfach hellwach in meinem Bett und kann nur diesen Schritten lauschen, bis die Nachbarin ins Bett geht.

Erst dann fährt mein System wieder runter und ich kann einschlafen.

Frühe Kindheitserinnerungen – War es wirklich so schlimm?

Es gibt Momente in meinem Leben, da frage ich mich, ob das mit meiner Kindheit wirklich so schlimm war.

In diesen Momenten kann ich den Horror einfach nicht spüren, ich bin komplett davon abgespalten. Dann ist es mir peinlich zu behaupten, ich wäre traumatisiert worden. Es gibt Menschen auf diesem Planeten, die haben viel schrecklichere Dinge erlebt!

Das war alles doch gar nicht so schlimm damals.

Das rede ich mir nur ein (Wortlaut meiner Eltern)

Und dann kommen Traumatage.

Tage, an denen ich Krämpfe im Rücken haben, kaum essen kann und nur im Überlebensmodus bin. Tage, an denen mir alles wehtut und ich kaum die Augen offen halten kann.

Und an diesen Tagen kommen frühe Kindheitserinnerungen, mit all den Gefühlen, die ich als Kind nicht fühlen konnte. Und ich erinnere mich wieder, wie schlimm ich meine Kindheit empfunden habe. Wie schrecklich das Gefühl der Abhängigkeit war und die damit einhergehende Hilflosigkeit.

Dabei möchte ich mich nicht erinnern.

Aber mein Körper scheint sich erinnern zu wollen. Als ob er all die engen Gefühle los werden möchte, die ihn davon abhalten ein freies Leben zu führen.

Die Schritte

Ich habe die letzten zehn Jahre im Haus meiner Eltern gelebt und wusste die meiste Zeit nichts von irgendwelchen Traumata.

Ihre Schritte haben mich genervt, aber ich hatte keinerlei Verbindung dazu, warum sie mich so unruhig werden lassen.

Jetzt weiß ich, dass die Schritte in meiner Kindheit angekündigt haben, wenn etwas Schlimmes passieren wird. Die Schritte waren die Warnung für meinen Organismus, dass ich mich jetzt besser schützen muss.

Selbst, als ich von den Traumata abgespalten war und nichts davon wusste, hat mein Organismus diese Schutzreaktion gezeigt. Und meine Gedanken haben versucht irgendeine Logik zu erkennen, warum ich so angespannt bin, wenn ich die Schritte höre. Ich habe tatsächlich geglaubt, ich hätte Angst vor Einbrechern, die mir etwas antun. Dabei war die Gefahr nicht außerhalb des Hauses, sondern innerhalb.

Und so erinnert sich mein Körper an Dinge, für die ich keine Bilder oder Filme im Kopf habe. Aber er weiß Bescheid und zeigt mir die emotionalen Baustellen in mir.

Nur, weil ich mich nicht erinnere, bedeutet das nicht, dass es nicht stattgefunden hat!

Am Ende ist es für mich auch nicht relevant, ob die Bilder, die ich gerade mit Worten gemalt habe, tatsächlich frühe Kindheitserinnerungen sind oder nicht. Sie transportieren einfach die Gefühle und erlauben es mir, das zu fühlen, was in meiner Kindheit zu schrecklich war, als dass ich es hätte fühlen können.

Meine aktuelle Wohnung

Wie lange ich noch in dieser Wohnung wohnen bleiben kann, mit den Schritten dieser Nachbarin? Keine Ahnung.

In manchen Zeiten fügt mir das Hören dieser Schritte physische Schmerzen zu. Gleichzeitig aber erlauben die Schritte meinem Organismus zu lernen, dass diese Schritte im Hier und Jetzt keine Bedrohung mehr sind. Wie in meiner Kindheit auch, kann ich nur dabei sitzen und nichts an den Schritten selbst ändern. Aber anders als in meiner Vergangenheit, bewegen sich die Schritte nie auf mich zu, um in eine Auseinandersetzung mit mir zu gehen.

Aktuell sehe ich diese emotionale Auseinandersetzung mit diesen Schritten als Chance meine emotionalen Wunden aus der Kindheit zu heilen. Dafür müssen sie aber erst gesäubert und gefühlt werden.

Die Schritte der Nachbarin geben mir aktuell die Möglichkeit mich zu erinnern. Erst durch die gefühlte Erinnerung kann ich mir bewusst werden über die emotionalen Wunden.

Aber für den eigentlichen Heilungsprozess wird es sicherlich notwendig sein, dass sie oder dass ich ausziehe.

Damit die alten Wunden nicht ständig wieder neu aufgerissen werden. Nachdem die Wunden gesäubert sind, brauchen sie Ruhe, um sauber verwachsen zu können.

Aber das werde ich dann sehen

Emotionale Wunden heilen lassen

Geiz und Gier

Geiz und Gier

Geiz und Gier

Die zwei Gs der dunklen Gefühle

Geiz und Gier gehören sicherlich zu den Gefühlen, die wir uns lieber nicht anschauen wollen. Und schon gar nicht darüber sprechen! Dabei tragen wir alle diese Form der dunklen Gefühle in uns, weil sie der Spezies „Mensch“ vor Jahrtausenden das Überleben gesichert haben. Die Frage ist nur, ob sie heute in unserer Überflussgesellschaft überhaupt noch notwendig sind? Wollen wir überhaupt wissen, dass wir selbst diese Gefühle in uns tragen?

Geiz und Gier, die zwei dunklen Gs der Gefühle

Inhaltsverzeichnis über „Geiz und Gier“

Die meisten Menschen haben „dunkle“ Gefühle

Es gibt Gefühle in uns, von denen wir nicht wissen, dass sie da sind. Oder sollte ich besser sagen: Die wir in uns nicht wahrhaben wollen.

Während wir sie bei anderen sehen, liegt bei unserer eigenen Persönlichkeit ein dunkler Fleck an der Stelle, an der diese zwei Gefühle sitzen.

Es ist, als ob unser Ego uns davor schützt, diese Gefühle wahrzunehmen, weil unser Ego glaubt, diese Gefühle zum physischen Überleben zu brauchen.

Aber erstmal zum Anfang

GEIZ ist das Gefühl etwas nicht hergeben zu wollen. Dieses Gefühl lässt einen an materiellen Dingen festhalten, weil man in dem Glauben ist, nur mit diesen Dingen das eigene Überleben zu sichern.

GIER wiederum ist das Gefühl, etwas dringend zu brauchen und es sich zu nehmen, manchmal ohne Rücksicht auf Verluste. Bei dem Gefühl der Gier steht das eigene Überleben im Vordergrund und man wird dafür sorgen, dass man überlebt, egal wie.

Geiz = Es gibt nicht genug
Gier = Ich habe nicht genug

Beide Gefühle basieren auf dem Glauben, dass es nicht genug gibt. Deswegen muss man an dem festhalten, was man bereits hat und man braucht noch mehr von dem, was man glaubt besitzen zu müssen.

Dabei haben beide gemeinsam, dass der Fokus immer auf dem eigenen Selbst liegt. Man scheint in seiner eigenen Welt gefangen zu sein und man kann (und will) nicht die Bedürfnisse von anderen sehen.

Eine Zeit des Geizes und der Gier

Eine Zeit, in der ich diese beiden Gefühle unglaublich stark wahrgenommen habe, war während Covid und dem danach folgenden Lebensmittelmangel wegen dem Krieg.

Ich war ungern in Supermärkten, weil viele Menschen von diesen zwei Gefühlen gesteuert wurden.

Auch ich habe diesen unglaublichen Drang verspürt, mir Mehl aus dem Regal zu nehmen, weil nur noch zwei Packungen da waren. Meine Gedanken haben mir erzählt, weswegen ich jetzt unbedingt Mehl brauche. Weil ich doch so gerne Brot esse und bestimmt bald die Bäckereien kein Brot mehr haben. Und Rapsöl brauchte ich auch ständig!

Und wenn ich mich gegen den Kauf entschieden habe, fing die Panik an, dass ich doch all diese Sachen ganz dringend brauchen werde!

Ich brauche das!

Und das ist das Problem mit Geiz und Gier: Dass sie für das einzelne Individuum tatsächlich nicht ersichtlich sind.

Ich als Individuum würde sagen: „Ich bin nicht geizig, ich bin sparsam. Und ich bin nicht gierig, ich brauche diese Dinge ganz dringend.“

Es ist wie das Auge, dass sich selbst nicht sehen kann

Wir nehmen diese Gefühle bei anderen wahr, aber bei uns selbst liegen sie so tief im Schatten verborgen, dass wir der festen Überzeugung sind, dass sie nicht da sind.

Wenn wir bei anderen beobachten und fühlen, wenn sie sich geizig oder gierig verhalten, lehnen wir diese Gefühle instinktiv ab. Von außen ist es klar wahrnehmbar, dass hinter einem bestimmten Verhalten bestimmte Gefühle verborgen liegen, die zu diesem Verhalten führen.

Bei uns selbst jedoch nehmen wir das nicht so einfach wahr. Wie ein Schutzmechanismus liegt ein Mantel über den Gefühlen Geiz und Gier. Nur so können wir das eigene Überleben sichern, erzählen uns unsere Gedanken.

Der Ursprung

Der Ursprung von Geiz und Gier beim Menschen liegt klar in der evolutionären Geschichte verborgen.

Als wir noch Jäger und Sammler waren und nicht wussten, wann es das nächste Mal etwas zu essen geben wird. Unsere Organismen mussten lernen, Dinge des täglichen Bedarfs einzuteilen, so dass auch in schwierigen Zeiten das physische Überleben gesichert war.

Gleichzeitig lernte der Mensch zu unterscheiden, wer ein Recht darauf hatte zu überleben und wer nicht. Zu allererst musste das eigene physische Überleben gesichert werden, danach kamen Abstufungen: Erst die engere Familie (das Überleben der eigenen Gene quasi), dann die eigene Gruppe. Fremde Personen mussten ausgeschlossen werden.

Und so bewahrte uns das Gefühl des Geizes davor, selbstlos mit anderen zu teilen, damit unser eigenes Überleben gesichert war. Und Gier sorgte dafür, dass wir immer mehr Überlebensgüter anhäuften, um auch in schwierigen Zeiten davon profitieren zu können.

Häufigkeit in unserer Gesellschaft

Obwohl jeder Einzelne in unserer deutschen Gesellschaft mittlerweile immer mehr materielle Güter besitzt, unser Lebensstandard weiter wächst und unser physisches Überleben eigentlich nie gefährdet ist, scheinen die Gefühle von Geiz und Gier immer weiter zuzunehmen. Jeder scheint Angst zu haben, den eigenen Lebensstandard zu verlieren und die eigenen Bedürfnisse nicht mehr befriedigen zu können.

Und darum geht es diesen zwei Gefühlen in Wirklichkeit: Die Bedürfnisse des Individuums zu befriedigen.

Es geht nicht mehr um das physische Überleben, wie noch vor Jahrtausenden. Stattdessen geht es um das Erfüllen von Bedürfnissen.

Und wie kleine Kinder scheint unsere Frustrationstoleranz sehr gering zu sein.

Wir wollen umgehende Bedürfnisbefriedigung

Schaffen wir es ein Bedürfnis zu befriedigen, setzt für einen kurzen Moment Ruhe ein bis das nächste Bedürfnis kommt, das befriedigt werden möchte.

Was tun

Können oder wollen wir uns über diese Gefühle nicht bewusst werden?

In den meisten Fällen wollen wir dem Gefühl des Geiz und dem Gefühl der Gier glauben. Wir wollen unsere Bedürfnisse befriedigen. Kann mir ja egal sein, ob der andere dann noch Gas hat, solange ICH und meine Lieben es im Winter warm haben.

Und am Ende kann sich nur jeder selbst bewusst machen, dass er oder sie aus dem Gefühl der Gier heraus handelt und dann die Wahl treffen, dem Gefühl nicht zu glauben. Die Wahl treffen, sich gegen eine Gesellschaft zu stellen, in der jeder Einzelne immer mehr hat, aber immer weniger teilen möchte. 

Wir sind nicht unsere Gene!

Der Glaube, wir wären unserer evolutionären Geschichte hilflos ausgeliefert und könnten überhaupt nichts dagegen tun, gilt inzwischen als stark umstritten. Wir sind nicht unsere Gene! Jeder trägt Bewusstsein in sich und kann erkennen, wann es notwendig ist dem Gefühl des Geizes und der Gier zu glauben und wann nicht.

Denn natürlich gibt es auch in unserer Überflussgesellschaft Momente, in denen es nötig sein kann, diesen Gefühlen nachzugeben und dementsprechend zu handeln. Man muss nur lernen zu unterscheiden, wann man den eigenen Gedanken und den damit einhergehenden Gefühlen glaubt und wann nicht. Aber dafür muss man wissen, dass man diese Gefühl in sich trägt.

Vielleicht ist es an der Zeit die dunklen Flecken in uns anzuschauen und zu erkennen, was da noch alles so in uns vorhanden ist.

Nur jeder Einzelne kann etwas gegen Geiz und Gier tun. Jeder Einzelne muss sich selbst anschauen und ehrlich mit sich selbst sein.

Und vielleicht kann sich unsere Gesellschaft irgendwann weiterentwickeln

Die Menschheit kann sich weiterentwickeln

Die weggeschlossene Vergangenheit – Trauma neu gedacht

Die weggeschlossene Vergangenheit – Trauma neu gedacht

Die weggeschlossene Vergangenheit

Trauma neu gedacht

„Trauma“ kann viele Bedeutungen haben. Menschen, die an Flashbacks und körperlichen Einschränkungen leiden, haben einen anderen Blick auf dieses Wort (und vor allem ein anderes Gefühl in Verbindung mit diesem Wort), als Professionelle das tun. Ich glaube, wir alle tragen traumatische Erlebnisse in unseren Körpern. Diese weggeschlossene Vergangenheit beeinflusst unser aller Leben positiv und negativ, in den meisten Fällen völlig unbewusst. Aber vielleicht ist es Zeit, ein bewusstes Leben zu führen?

Trauma: die weggeschlossene Vergangenheit

Inhaltsverzeichnis über „Die weggeschlossene Vergangenheit“

Die Vergangenheit liegt hinter uns, richtig?

Wir schließen unsere schmerzliche Vergangenheit gerne in unsere Körper ein. Weil wir die Vergangenheit nicht fühlen wollen. Weil wir sie nicht sehen wollen.

Wir wollen ganz fest daran glauben, dass die Vergangenheit hinter uns liegt und uns nichts mehr anhaben kann.

Aber in Wirklichkeit lebt sie als unangenehme Energie in unseren Körpern weiter und treibt uns voran, positiv wie negativ. Sie führt zu Perfektionismus, Narzissmus, Krankheiten, Depressionen, Ängsten. Wie in meiner Geschichte über den Schrank der unterdrückten Gefühle, so unterdrücken wir unangenehme Gefühle aus der Vergangenheit.

Trauma?

In unserer Vergangenheit gab es Ereignisse, die so schlimm waren, dass wir die dazugehörenden Gefühle lieber weggeschlossen haben, anstatt sie zu erleben. Und dabei meine ich nicht zwangsläufig die Ereignisse, die die Psychiatrie als „Trauma“ bezeichnet.

Bedeutung von „Trauma“ in der Psychiatrie

Tatsächlich ist Trauma ein Begriff, den man nirgends als Diagnose findet. In medizinischen Fachkreisen spricht man von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Als Diagnosekatalog wird dafür in Deutschland am häufigsten das ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) verwendet. Bis 2026 gilt hierbei die Fassung ICD 10, wobei eine aktualisierte Version, die ICD 11, bereits seit 2022 in Kraft ist.

In der ICD 10 wird eine Posttraumatische Belastungsstörung folgendermaßen definiert:
„Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.“ (https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2024/block-f40-f48.htm).

„[…] die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde“ ist ein kleiner Zusatz in der ICD 10, der verhindert, dass viele „psychiatrische Patienten“ keine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert bekommen.

Der Traumabegriff wurde inzwischen durch das ICD 11 neu definiert und erweitert

Was die Definition nicht zum Ausdruck bringt, ist, dass wir am Ende alle Individuen sind. Das bedeutet, nur weil jemand anderes kein Problem damit hat, wenn er angebrüllt wird, muss das für mich nicht gelten. Als Kind zum Beispiel werden wesentlich mehr Ereignisse als bedrohlich empfunden, weil Kinder abhängig sind von den Erwachsenen in ihrer Umgebung. Ein unabhängiger Erwachsener, der Medizin studiert und den Facharzt in Psychiatrie gemacht hat, sieht das wahrscheinlich anders.

Diagnosen sollten die Individualität eines jeden Einzelnen anerkennen, anstatt alle über einen Kamm scheren zu wollen.

Mir wurde zum Beispiel keine Posttraumatische Belastungsstörung zugesprochen, weil es nach Ansicht der Ärzte nicht ausreichend Belege dafür gab (weil ich diese Erinnerungen abgespalten hatte, das hat aber niemand in Erwägung gezogen). Erst seit drei Jahren steht, rein zufällig, in einem psychiatrischen Dokument PTBS.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon länger, dass meine „psychischen Probleme“ von Kindheitstraumata herrührten.

Aber ich hatte mich davon gelöst, Bestätigung bei Professionellen zu suchen und mir vom Außen anerkennen zu lassen, dass meine eigenen Gefühle stimmen. 

Keiner hat je mit mir über die Diagnose PTBS gesprochen

Mein Verständnis von „Trauma“ ist der, dass alle Ereignisse, die Gefühle in einem ausgelöst haben, die so schlimm waren, dass sie zum Zeitpunkt des Auftretens nicht erlebt werden konnten, zu einem Trauma führen können.

Oder vereinfacht gesagt: In dem Moment, wo ich mir wünsche, dass meine Kinder eine andere Kindheit erleben als ich selbst, kann man von Trauma sprechen. Ganz simpel.

„Trauma“ heißt für mich, dass Gefühle im Körper „weggeschlossen“ wurden und im Hier und Jetzt durch Krankheit, durch soziale Auffälligkeiten, durch Persönlichkeitsanteile zum Ausdruck kommen, ohne dass es dem einzelnen Individuum bewusst ist. Diese unterdrückten Gefühle beeinflussen die komplette Persönlichkeit.

Erinnerungen?

Wir wollen uns einfach nicht an die weggeschlossene Vergangenheit erinnern. Aus gutem Grund.

Ich will mich auch nicht erinnern. Aber dann zwingt mich mein Körper dazu.

Er wird immer schwächer, verkrampfter, schmerzhafter bis zu dem Punkt, wo ich die schlimme Energie aus der Vergangenheit zulasse.

Ich habe schreckliche Angst vor diesen Symptomen, aber wahrscheinlich ist meine wahre Angst die Angst vor den Erinnerungen, gar nicht so sehr die Angst vor den körperlichen Symptomen. Beides kann ich aber nicht voneinander trennen

Das körperliche Unwohlsein geht mit dem psychischen Unwohlsein Hand in Hand

Wenn ich der Energie erlaube da zu sein, schwappt sie über mich drüber wie eine Welle und reißt mich mit. Zurück in schlimme Gefühle, die mich im Hier und Jetzt heimsuchen. So musste ich lernen, die Kontrolle abzugeben.

Wenn ich die Symptome rationalisiere (d.h. mir einrede, dass das alles nicht so schlimm ist, dass das schon wieder weggehen wird, dass mir irgendwer helfen wird), werden sie lauter. Immer lauter, bis ich keine Kraft mehr habe dagegen anzukämpfen.

Und dann ist die Vergangenheit auf einmal nicht mehr weggeschlossen. Sie findet in der Gegenwart statt, weil sie immer noch in meinem Körper weiterlebt.

Nicht gehört werden

Gerade beschäftigt mich das Gefühl nicht gehört bzw. gesehen worden zu sein. Niemand wollte sehen, was in meiner Familie passierte und was das mit mir machte. Alle wollten nur meine Rolle sehen, die erzählte, dass ich alles im Griff hatte. Die Johanna brauchte nie Hilfe.

Ich war Perfektionistin, sozial, gut angezogen und hatte ordentlich gekämmte Haare.

Und alle waren froh, dass ich es im Griff hatte. So mussten sie selbst nicht aktiv werden. So mussten sie nicht in die dunklen Abgründe von jemand anderem eintauchen, obwohl sie noch nicht mal ihre eigenen dunklen Abgründe im Griff hatten.

Dieses Gefühl sucht mich am heutigen Tage heim.

Nie hat jemand zugehört. Selbst Therapeuten wollten nur das Therapieziel erreichen, mich sehen wollten sie nicht. Und so haben sie das eigentliche Problem übersehen: Dass die „Depression“ und die „Angststörung“ nur Hinweise auf etwas Tieferliegendes waren.

Dadurch habe ich gelernt, meine verletzten Persönlichkeitsanteile tief in mir zu verstecken. Sie waren unerwünscht.

Das hier geht an alle, die nicht gehört und nicht gesehen wurden:

Ich höre und ich sehe euch

Tiefe Tauchgänge

Mittlerweile tauche ich ungewollt tagtägliche in die dunklen Abgründe meiner Psyche ein, um jeden Rest meiner weggeschlossenen Vergangenheit ausfindig zu machen und die Energie zu lösen, so dass ich im Hier und Jetzt ein freies Leben führen kann. Ein Leben, dass nicht heimgesucht wird von der weggeschlossenen Vergangenheit.

Solange noch Reste da sind, werde ich weiter Vergangenes fühlen müssen. Ich hatte mir ein anderes Leben vorgestellt. Und jetzt ist es so.

Die Menschheit und ihre weggeschlossene Vergangenheit bzw. Trauma

Natürlich ist das meine persönliche Geschichte.

Trotzdem glaube ich aber, dass so gut wie alle Menschen auf diesem Planeten Gefühle aus der Vergangenheit ins sich weggeschlossen haben, nur wissen sie es nicht, oder wollen es nicht wissen.

Und diese vergangenen Gefühle beeinflussen das Leben im Hier und Jetzt. Positiv wie negativ. Unsere Gesellschaft wird gesteuert von unterdrückten Gefühle (ohne hier jetzt mit dem Finger zum Beispiel auf Politiker zeigen zu wollen).

Am Ende können wir vor der Vergangenheit nicht weglaufen, sie wird uns immer einholen, weil wir sie tagtäglich leben. Weil wir unsere Vergangenheit geworden sind.

Selbst wenn wir den Zusammenhang nicht erkennen, werden unsere Körper Symptome und Erkrankungen zeigen, die auf den ersten Blick nichts mit Emotionen zu tun haben. Die aber von der weggeschlossenen Vergangenheit verursacht werden.

Und das vielleicht Schlimmste ist, dass es nicht nur unsere eigene erlebte Vergangenheit ist. Wir tragen auch die weggeschlossene Vergangenheit unserer Eltern und Großeltern in uns. Die Epigenetik beschäftigt sich mit diesem Thema. Traumata, die andere erlebt haben, sitzen in unseren Körpern und wollen gefühlt werden.

Dabei hab ich schon genug mit meiner eigenen Vergangenheit zu tun!

Je länger wir uns wehren die weggeschlossene Vergangenheit zu fühlen, desto lauter wird sie werden. Desto mehr Krankheit wird es geben. Wie mein Körper es mir seit Jahren vorlebt. Je mehr ich mich wehre, desto unangenehmer wird es.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass jeder Einzelne den Mut hat, sich die eigene weggeschlossene Vergangenheit anzuschauen, bevor es zu physischen Symptomen kommt.

Und dann bewusst eigene Entscheidungen zu treffen, anstatt unbewusst ein Leben basierend auf traumatischen Kindheitserlebnissen zu führen

Die Menschheit kann sich weiterentwickeln