Frühe Kindheitserinnerungen

Frühe Kindheitserinnerungen

Frühe Kindheitserinnerungen

Frühe Kindheitserinnerungen treten laut aktueller Wissenschaft frühestens ab dem 3. Lebensjahr auf. Ich erlebe das aber tagtäglich anders. Mein Körper erinnert sich. Vor allem erinnert er sich an Gefühle. Zu manchen Gefühlen gibt es Bilder oder Filme dazu in meinem Kopf, zu anderen nicht. Aber mein Körper erinnert sich genau daran, wie es sich angefühlt hat, als ich nichts tun konnte. Als ich hilflos meinem Umfeld ausgeliefert war. Selbst, als ich meine Emotionen abgespalten hatte, schickte mir mein Körper Warnungen.

Frühe Kindheitserinnerungen können bis ins Säuglingsalter reichen

Inhaltsverzeichnis über „Frühe Kindheitserinnerungen“

! Hinweis !

Ich möchte keine Trigger setzen.

In keinem meiner Beiträge werde ich im Detail beschreiben, was ich erlebt habe. Das ist auch nicht notwendig, weil das Problem nicht das ist, was mir passiert ist, sondern das Problem sind die Gefühle, die ich dabei hatte.

Trotzdem kann der Beitrag Gefühle in einem auslösen, die man lieber nicht fühlen möchte. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er bereit dafür ist.

Gefühlserinnerungen

In diesem Beitrag soll es um diese Gefühlserinnerungen gehen.

Es sind keine Erinnerungen, wie sich die Wissenschaft das vorstellt: Bilder oder Videos im Kopf, die wie ein Film ablaufen.

Stattdessen scheint die Wissenschaft nicht bereit zu sein anzuerkennen, woran wir uns wirklich erinnern: an Gefühle.

Gefühle reichen bis zu unserer Geburt zurück, eine Zeit, in der wir kein sprachliches Konzept in unserem Kopf hatten, um das auszudrücken, was passierte. Aber trotzdem können sich unsere Körper daran erinnern.

Gefühle, die im Hier und Jetzt zu passieren scheinen, sind oft „nur“ gefühlte Erinnerungen aus früheren Zeiten. Es scheint keine klare Verbindung zwischen den Gefühlen heute und den Gefühlen aus der Vergangenheit zu geben. Aber trotzdem erinnert sich unser Organismus. All diese frühen Kindheitserinnerungen sind in unseren Körpern gespeichert und werden durch diese auch wieder zum Ausdruck gebracht.

Schrittweise Erinnerungen

Ich verwende für diesen Beitrag Worte und male damit Bilder, die einzige Möglichkeit auszudrücken, was in meiner Kindheit in mir vor sich ging. Aber in den wenigsten Fällen gibt es Bilder in meinem Kopf dazu.

Trotzdem können diese Beschreibungen triggern. Du allein entscheidest, ob du das lesen willst.

Du verpasst nichts, wenn du es nicht liest

Säugling

Ich liege da und starre an die Decke.

Ich kann mich nicht beschäftigen oder ablenken, ich bin komplett abhängig von erwachsenen Menschen.

Und dann höre ich die Schritte.

Oh Gott, diese Schritte.

Wenn diese Schritte kommen, bringen sie nichts Gutes. Niemals.

Und ich kann nicht weg. Ich kann nirgends hin. Ich kann nur hoffen, dass sie weiter gehen, nicht bei mir stehen bleiben.

Bitte, geht weiter.

Ich kann nichts tun. Ich kann nur beobachten und mit meinem Bewusstsein nicht mehr anwesend sein. Bitte sei nicht in deinem Körper anwesend.

Ich kann nichts tun

1 1/2 Jahre

Irgendetwas stimmt nicht. Ich krieg keine Luft mehr.

Oh Gott, ich krieg keine Luft mehr, was mach ich nur?

Bloß nicht zeigen, dass es dir nicht gutgeht, Johanna. Versteck dich, damit sie es nicht merkt. Bestimmt geht es von alleine wieder weg und sie merkt es erst gar nicht.

Versteck dich hinter der Couch, damit sie dich nicht sieht. Sonst flippt sie wieder aus und alles wird viel schlimmer. Sie wird es viel schlimmer machen. Wir kriegen das alleine hin, das geht bestimmt gleich wieder weg. Bestimmt geht es gleich wieder weg.

Da kommen ihre Schritte.

35 Jahre

Kaum liege ich abends im Bett, fängt sie unten an durchs Haus zu laufen. Ich spüre ihre Schritte körperlich durch meinen Körper hallen.

Und dann bin ich hellwach und kann nicht einschlafen. Ich kann nur noch auf diese Schritte lauschen und hören, wo sie sich hinbewegen. Jetzt sind sie in der Küche, dann im Bad.

Es nervt mich.

Und gleichzeitig geht es mit meinen Ängsten einher, was ich überhaupt nicht verstehe. Meine Gedanken erzählen mir, das all das Schreckliche passieren wird, wovor ich Angst habe.

Das ist total albern

Ich würde mir gern Ohrstöpsel in die Ohren machen, aber irgendwie sorge ich mich, dass ich dann nicht mitbekomme, was um mich herum passiert.

Als ob ein Einbrecher käme!

Ich liege in meinem Zimmer im ersten Stock im Haus meiner Eltern, wer soll da bitte kommen?

Erst nachdem ich meine Zimmertür abgeschlossen habe, kann ich mir Ohrstöpsel in die Ohren machen und mich soweit entspannen, dass ich einschlafen kann.

40 Jahre

Ihre Schritte wecken mich immer.

„Sie“ ist die Nachbarin aus der Wohnung nebenan und sie hat dieselben Schritte wie meine Mutter. Und da mein ganzer Organismus von klein auf gelernt hat, diese Schritte zu fürchten, geh ich mitten in der Nacht in eine Übererregung.

Ich weiß, dass es nicht die Schritte meiner Mutter sind. Ich weiß, dass diese Schritte, die ich höre, nichts mit mir zu tun haben.

Trotzdem reagiert mein Körper sofort und ich kann nichts dagegen tun.

Ich empfinde keine Panik oder Angst, mein ganzes System ist einfach in Alarmbereitschaft. So genau kann ich gar nicht beschreiben, was das bedeutet. Dann liege ich einfach hellwach in meinem Bett und kann nur diesen Schritten lauschen, bis die Nachbarin ins Bett geht.

Erst dann fährt mein System wieder runter und ich kann einschlafen.

Frühe Kindheitserinnerungen – War es wirklich so schlimm?

Es gibt Momente in meinem Leben, da frage ich mich, ob das mit meiner Kindheit wirklich so schlimm war.

In diesen Momenten kann ich den Horror einfach nicht spüren, ich bin komplett davon abgespalten. Dann ist es mir peinlich zu behaupten, ich wäre traumatisiert worden. Es gibt Menschen auf diesem Planeten, die haben viel schrecklichere Dinge erlebt!

Das war alles doch gar nicht so schlimm damals.

Das rede ich mir nur ein (Wortlaut meiner Eltern)

Und dann kommen Traumatage.

Tage, an denen ich Krämpfe im Rücken haben, kaum essen kann und nur im Überlebensmodus bin. Tage, an denen mir alles wehtut und ich kaum die Augen offen halten kann.

Und an diesen Tagen kommen frühe Kindheitserinnerungen, mit all den Gefühlen, die ich als Kind nicht fühlen konnte. Und ich erinnere mich wieder, wie schlimm ich meine Kindheit empfunden habe. Wie schrecklich das Gefühl der Abhängigkeit war und die damit einhergehende Hilflosigkeit.

Dabei möchte ich mich nicht erinnern.

Aber mein Körper scheint sich erinnern zu wollen. Als ob er all die engen Gefühle los werden möchte, die ihn davon abhalten ein freies Leben zu führen.

Die Schritte

Ich habe die letzten zehn Jahre im Haus meiner Eltern gelebt und wusste die meiste Zeit nichts von irgendwelchen Traumata.

Ihre Schritte haben mich genervt, aber ich hatte keinerlei Verbindung dazu, warum sie mich so unruhig werden lassen.

Jetzt weiß ich, dass die Schritte in meiner Kindheit angekündigt haben, wenn etwas Schlimmes passieren wird. Die Schritte waren die Warnung für meinen Organismus, dass ich mich jetzt besser schützen muss.

Selbst, als ich von den Traumata abgespalten war und nichts davon wusste, hat mein Organismus diese Schutzreaktion gezeigt. Und meine Gedanken haben versucht irgendeine Logik zu erkennen, warum ich so angespannt bin, wenn ich die Schritte höre. Ich habe tatsächlich geglaubt, ich hätte Angst vor Einbrechern, die mir etwas antun. Dabei war die Gefahr nicht außerhalb des Hauses, sondern innerhalb.

Und so erinnert sich mein Körper an Dinge, für die ich keine Bilder oder Filme im Kopf habe. Aber er weiß Bescheid und zeigt mir die emotionalen Baustellen in mir.

Nur, weil ich mich nicht erinnere, bedeutet das nicht, dass es nicht stattgefunden hat!

Am Ende ist es für mich auch nicht relevant, ob die Bilder, die ich gerade mit Worten gemalt habe, tatsächlich frühe Kindheitserinnerungen sind oder nicht. Sie transportieren einfach die Gefühle und erlauben es mir, das zu fühlen, was in meiner Kindheit zu schrecklich war, als dass ich es hätte fühlen können.

Meine aktuelle Wohnung

Wie lange ich noch in dieser Wohnung wohnen bleiben kann, mit den Schritten dieser Nachbarin? Keine Ahnung.

In manchen Zeiten fügt mir das Hören dieser Schritte physische Schmerzen zu. Gleichzeitig aber erlauben die Schritte meinem Organismus zu lernen, dass diese Schritte im Hier und Jetzt keine Bedrohung mehr sind. Wie in meiner Kindheit auch, kann ich nur dabei sitzen und nichts an den Schritten selbst ändern. Aber anders als in meiner Vergangenheit, bewegen sich die Schritte nie auf mich zu, um in eine Auseinandersetzung mit mir zu gehen.

Aktuell sehe ich diese emotionale Auseinandersetzung mit diesen Schritten als Chance meine emotionalen Wunden aus der Kindheit zu heilen. Dafür müssen sie aber erst gesäubert und gefühlt werden.

Die Schritte der Nachbarin geben mir aktuell die Möglichkeit mich zu erinnern. Erst durch die gefühlte Erinnerung kann ich mir bewusst werden über die emotionalen Wunden.

Aber für den eigentlichen Heilungsprozess wird es sicherlich notwendig sein, dass sie oder dass ich ausziehe.

Damit die alten Wunden nicht ständig wieder neu aufgerissen werden. Nachdem die Wunden gesäubert sind, brauchen sie Ruhe, um sauber verwachsen zu können.

Aber das werde ich dann sehen

Emotionale Wunden heilen lassen
Die YouTube-Prostitution

Die YouTube-Prostitution

Die YouTube-Prostitution

Gesehen werden

YouTube-Prostitution… Harte Worte, aber manchmal empfinde ich es genau so, wenn ich Videos bei YouTube hochlade: Als ob ich mich prostituieren würde für ein paar Likes und für mehr Follower. Die Plattform bietet die Möglichkeit einer schnellen Ablenkung vom Alltag. Aber ich möchte keine Ablenkung sein. Ich möchte etwas verändern. Ich möchte den Menschen helfen ihre eigenen Stärken wiederzufinden. Ist das vielleicht zu viel verlangt? Oder muss ich einfach lernen, wie ich den Umgang mit YouTube emotional besser verarbeite?

Meine YouTube-Prostitution

Inhaltsverzeichnis über „Die YouTube-Prostitution“

30.12.2023

Die Veröffentlichung meines ersten YouTube-Short-Videos

An diesem Tag hatte ich den Mut, mein allererstes Video auf YouTube hochzuladen. Niemand in meiner Welt wusste davon. Niemand hat sich das Video angeschaut, nur weil er sich emotional verpflichtet gefühlt hat.

Es gab nur mich und die große weite YouTube-Welt.

Und die Angst davor, was passiert, wenn ich es hochlade.

Wie es zur YouTube-Prostitution kam

Ich wollte nie irgendetwas bei Social Media machen.

Das sind garstige Orte, an denen viele emotional schwer verletzte Menschen anonym ihre emotionalen Schmerzen an anderen auslassen. Es geht um Status und sehr viel Fremdwert: Wie viele Likes hat ein Video? Ging es viral? Wie viele Follower hat der Kanal?

Jeder teilt ungefragt seine Meinung zu allem mit. Und oft geht es darum, ANDERER Meinung zu sein.

Viele Menschen scheinen nur darauf zu warten, dass endlich der richtige Trigger gesetzt wird, damit sie richtig ausrasten und all ihren emotionalen Schmerz aus längst vergangener Zeit an fremden Leuten auslassen können, in dem Glauben, es ginge ihnen danach besser.

Ich wollte nie ein emotionaler Punchingball sein

Und trotzdem saß ich nach einem schweren emotionalen Zusammenbruch in einer Ferienwohnung und hatte DAS GEFÜHL ein Video aufnehmen zu müssen.

Ein Video für YouTube.

Kaum war die Kamera an, war mein Gehirn komplett leer (ist es bis heute sobald die Kamera läuft 😂) und ich starrte wie ein Reh im Scheinwerferlicht in dieses kleine schwarze Loch an meinem Macbook. Dann fing ich an zu weinen.

Meine allererste Videoaufnahme war also nicht so der Bringer. Wenig überraschend hab ich es auch nie veröffentlicht.

Das war der Beginn. Unspektakulär und komplett ungeplant.

Keine Zukunftsvisionen von mir, wie ich mit viel Geld (was ich natürlich mit YouTube verdienen werde, wenn erstmal alle meine Videos viral gehen) und einem YouTube Creator Award in einer Villa im Grünen sitze.

Nur das Gefühl, dass ich einen YouTube-Kanal machen sollte

Ich habe über nichts nachgedacht: Keine Zielgruppenanalyse, keine Überlegungen über den Namen, worum es überhaupt in dem Channel gehen soll, welche Farben ich für mein Logo verwenden sollte. Nichts.

Ich habe einfach gemacht.

Und geboren wurde Gefühle-Fühlen.

Warum YouTube?

YouTube war mir ein treuer Begleiter in meinen dunkelsten Jahren.

Besser gesagt waren es all die unerschrockenen Menschen da draußen, die den Mut hatten und immer noch haben, ihr Gesicht in eine Kamera zu halten und allen Garstigkeiten zum Trotz ihren Content über Trauma, über Lebensweisheiten, über spirituelles Erwachen, über Psychologie, all ihre eigenen Wahrheiten zum Besten zu geben, damit andere denselben Weg gehen können.

Ihr wart mir eine große Stütze

Weil ihr mir eure Wahrheiten erzählt habt, konnte ich meine Wahrheit finden.

Durch YouTube konnte ich mein eigenes Weltbild hinterfragen, konnte mich informieren, konnte lernen mir selbst zu helfen, nachdem die Psychotherapie mich im Stich gelassen hatte.

Nachdem alles in meinem Leben zusammengebrochen war (inklusive meines Ich-Verständnisses), gab es immer noch YouTube. Mit kostenlosen Meditationen, Sportübungen, Musikvideos, Channelings, Chantings, Tanzübungen, Häkelanleitungen, DIYs, Makramees, wie schneide ich einen Apfelbaum richtig, netten Geschichten, harten Geschichten, Filmauschnitten, Kochrezepten, Tarotkartenreadings, wie mache ich aus Brennnesseln eine Schnur, Live-Spacewalks der NASA, SpaceX Falcon Launches, und, und, und.

Deswegen YouTube.

Warum YouTube-Prostitution?

„Prostituere“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Sich zur Schau stellen“ .

Nein, ich ziehe mich in meinen Videos nicht aus oder biete sexuelle Dienstleistungen an.

Ich rede nur. Über Gefühle und Emotionen. Nicht gerade ein beliebtes Thema in unserer Gesellschaft.

Und ich habe das Gefühl mich zur Schau zu stellen.

Die Ware „Johanna“ wird begutachtet und bewertet

Was natürlich daran liegt, dass ich mich persönlich einbringe. ICH BIN dieser Kanal.

Ich bin keine KI oder irgendeine Rolle. Sondern ich bin Ich und dieses Ich zeige ich ungeschminkt in meinen Videos.

Und genau das ist, was es für mich so herausfordernd macht. Es gibt mir ein Gefühl von Angreifbarkeit.

Durch die Identifikation mit diesem Kanal habe ich das Gefühl, dass *keine* Likes bedeutet , dass *ich* nicht gemocht werde. Dabei werden einfach die Videos nicht gemocht und in vielen Fällen hat das sicherlich nicht direkt etwas mit mir zu tun.

Seien wir ehrlich: Für die meisten Menschen sind Gefühle und Emotionen etwas, was man besser nicht hat und sich erst recht nicht damit beschäftigt!

Fakten zu meinem ersten YouTube-Video

Mein erstes YouTube-Video habe ich „A Year Ago“ genannt, es dauert 46 Sekunden und man sieht darin Bilder von mir aus dem Jahr 2023, hinterlegt mit einem Lied von Neffex „A Year Ago“.

Bis zum heutigen Tag hat es 82 Aufrufe, 5 Likes (eigentlich nur 4, weil der eine Like von mir selbst kommt) und die durchschnittliche Wiedergabedauer beträgt 24 Sekunden.

Das bedeutet, dass dieses YouTube-Short durchschnittlich 24 Sekunden angeschaut wurde. Bei einer Gesamtlänge von 46 Sekunden! 

Willkommen bei YouTube, Johanna. Dem Ort, an dem sich Menschen für ein paar Likes prostituieren

Unbegründete Sorgen und begründete Enttäuschungen

Um ehrlich zu sein, war ich immens erleichtert, als nach dem Hochladen rein gar nichts passierte 😂 Es gab keine Likes und keine Kommentare. Perfekt!

Bis ich mich daran erinnerte, dass ich das ja aber bei YouTube hochgeladen hatte, damit etwas passierte.

Es sollte der Welt sagen: Ich bin hier! Ich strecke meinen Kopf aus meiner Traumablase und werde gesehen, ungeschminkt, ohne eine Rolle, nur mein rohes Ich.

Und dann fing der innere Kampf in mir an, ob ich Likes wollte oder nicht. Ob ich Kommentare wollte oder nicht. Ob ich gesehen werden wollte oder nicht.

Gesehen werden

5 Monate und 84 Videos später habe ich immer noch Schwierigkeiten damit gesehen zu werden.

Weil viele nicht wohlwollend sind. Weil es Menschen gibt, die sich selbst von meiner eigenen Geschichte triggern lassen und das an mir auslassen. Dabei lassen sie es in Wirklichkeit nicht an mir aus, sondern an dem, was sie in mir sehen wollen.

Wir sehen die Welt nicht so, wie sie ist. Wir sehen sie so, wie wir sind

Prostitution bei YouTube - Mein Gefühl

Aber für mich fühlt es sich persönlich an, weil es meine Geschichte ist.

Die YouTube-KI ist inzwischen sehr gut darin geworden, diese Kommentare rauszufiltern. Vor ein paar Jahren konnte man noch Kommentare lesen wie „Leute, die solche Videos machen, gehörten euthanasiert!“.

In dieser Garstigkeit befinden sich meine Kommentare nicht.

Und trotzdem spüre ich eine Angst davor, so ganz ohne Schminke und ohne eine Rolle angreifbar zu sein.

Das ist eine Angst, die in vielen von uns sitzt.

YouTube-Statistiken

YouTube stellt einem Content Creator (so nennt man die Leute, die bei YouTube Videos veröffentlichen) Unmengen an statistischen Daten zur Verfügung. Und ich hasse diese Statistiken. Ich schaue sie mir nie an.

Weil ich mich dann fühle, als würde ich mich prostituieren. Für die meisten ist YouTube ein netter Zeitvertreib, der sie von ihrem eigenen Leben ablenkt. Bloß nicht zu viel fühlen. Also lässt man sich berieseln.

Die Aufrufzahlen, die man bei jedem Video sehen kann, sagen nichts darüber aus, wie lange das Video angeschaut wurde. Die meisten meiner Videos werden maximal ein paar Minuten angeschaut, nur die aller wenigstens Viewer halten 10 Minuten durch.

Und am beliebtesten sind die Videos, in denen ich über mich selbst rede. Als wäre mein Leben eine Soap Opera. Für mich ist es aber keine Soap Opera.

Das ist mein Leben.

Und ich erzähle meine Geschichte, weil ich Mut machen will. Nicht, weil ich die Bedürfnisse nach mentaler Ablenkung befriedigen möchte.

Ich möchte etwas bewirken. Etwas verändern.

Ich möchte zum Nachdenken anregen und dazu, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Zu seiner eigenen Autorität zu werden.

Aber vielleicht ist das zu viel erwartet?

Und dann gibt es Likes und herzerwärmende Kommentare

Und weitaus häufiger als garstige Kommentare bekomme ich Kommentare von fremden Menschen, die ich mit meinen Videos berühren konnte.

Die sich verstanden fühlen. Die sich wiederfinden in meiner eigenen Geschichte. Und die vielleicht merken, dass sie nicht alleine mit ihren Gefühlen und Erlebnissen sind. Sondern dass sich nur niemand traut darüber zu reden.

Und für diese Menschen mache ich diese Videos.

Ich selbst möchte nicht gesehen werden. Aber ich möchte, dass jeder Einzelne sich gesehen fühlt. Auch ohne das eigene Gesicht in eine Kamera halten zu müssen und sich zu prostituieren.

Es gibt immer mehrere Seiten einer Medaille

Schauen wir der Realität ins Auge: Natürlich gibt es eine Unmenge an Gründen, warum meine Videos nicht angeschaut werden. Vielleicht ist es Ablenkung, was Leute zu YouTube treibt. Dann sind sie bei mir an der falschen Adresse.

Oder vielleicht bin ich ihnen einfach nicht sympathisch.

Vielleicht erzähle ich einfach nicht IHRE Geschichte?

Oder vielleicht sind sie einfach noch nicht so weit, sich diese Dinge anzuschauen.

Und dann muss ich mich daran erinnern, bei mir zu bleiben und das zu machen, was ich IN MIR fühle. DAS ist meine Wahrheit.

Ich möchte keinen Zielgruppen hinterherrennen und psychologische Manipulationen einsetzen, nur damit ich mich besser fühle und ich zeigen kann, wie viele Follower ich habe.

Ich möchte berühren

Aber genauso werde auch ich berührt, angenehm wie unangenehm.

Ich möchte Menschen emotional berühren
Was wir von STAR WARS: Episode V über Angst lernen können

Was wir von STAR WARS: Episode V über Angst lernen können

Was wir von STAR WARS: Episode V über Angst lernen können

STAR WARS behandelt das Thema Angst in einem neuen Licht. Dieses epische Meisterwerk, das seit Jahrzehnten Menschen in seinen Bann zieht, erzählt die Geschichte eines Helden, der sich der Angst vor sich selbst stellen muss. Dabei geht es um die Auseinandersetzung zwischen der dunklen Seite der Macht und der hellen Seite der Macht. Und so wie Luke Skywalker haben auch wir alle helle und dunkle Anteile in uns, die es anzuschauen gilt.

Wie können bei Star Wars viel über Angst lernen

Inhaltsverzeichnis über „Angst bei STAR WARS“

STAR WARS: Episode V – Der Eisplanet Hoth vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis

Ich schaue gerade „STAR WARS: Das Imperium schlägt zurück“. Die Rebellen um Luke Skywalker befinden sich gerade auf dem Planeten Hoth und kämpfen gegen imperiale AT-ATs.

In Filmen dieser Art bedeutet „Angst“ sich im Angesicht einer realen Gefahr, einer physischen Gefahr, zu befinden. Etwas oder jemand bedroht gerade im Hier und Jetzt das eigene Leben. Das menschliche Nervensystem fährt in diesen Momenten hoch, alles macht sich bereit auf Kampf oder Flucht.

Was ich als ungemein befriedigend empfinde ist die Tatsache, dass die Protagonisten diese Angst auch physisch ausleben können. Es gibt etwas, gegen das sie kämpfen können. Sie können mit vollem Körpereinsatz in ihr Überleben gehen und alles daran setzen, dass nicht nur sie, sondern dass auch viele andere Menschen überleben.

Es herrscht eine Gemeinschaft, man kämpft gemeinsam als Gruppe gegen die Gefahr und man weiß, dass man nicht nur sein eigenes Leben riskiert, sondern auch das von anderen. Aber so, wie man sich selbst voll einbringt, so kann man sich auf seine Mitstreiter verlassen, dass auch sie sich mit vollem Einsatz einbringen werden.

Keiner scheint wirklich Angst zu haben

Die Rebellen spüren eine Unruhe in sich, bevor der Kampf losgeht, aber diese Unruhe verwandeln sie in Kampfgeist. Sie nutzen ihr hochgefahrenes Nervensystem genau für das, wofür es entworfen wurde: 

Eine reale Gefahr mit dem Körper zu bekämpfen

Und wie inzwischen bekannt ist, regulieren soziale Kontakte unser Nervensystem. Deswegen geht das Nervensystem der STAR WARS – Rebellen nicht in die Übererregung und führt auch zu keiner Lähmung, weil sie in einer sicheren Gemeinschaft kämpfen.

Und in dieser Gemeinschaft kann man auch dem Tod ins Auge sehen.

Kein STAR WARS – Irgendwo im überhitzten Deutschland in der heutigen Zeit

Was bedeutet Angst in unserer heutigen Zeit in einem reichen Land wie Deutschland?

Wenn wir Angst haben ist selten eine tatsächliche Bedrohung unseres Lebens vorhanden. Meistens haben wir Angst vor der Zukunft, vor dem Tod, vor Krankheit, davor nicht mehr den Lebensstandard zu haben, den man aktuell lebt. Aber wer von uns kennt eine wirkliche physische Bedrohung, die man bekämpfen kann?

Die größten physischen Bedrohungen unseres Daseins sind Krankheiten, aber wie will man gegen die physisch kämpfen?

Es gibt keine Möglichkeit das Adrenalin, das bei Angst durch unsere Adern pumpt, wieder los zu werden.

Ein paar Runden zu joggen kann man kaum mit einem richtigen physischen Kampf vergleichen

Und obwohl die westliche Zivilisation alles daran setzt, die Bedrohungen für ein physisches Überleben zu minimieren, erfahren immer mehr Menschen das Gefühl der Angst.

Gibt es einen Zusammenhang?

Je weniger physische Bedrohung es gibt, desto mehr fiktive Ängste entwickeln sich in uns

Als es jede Menge physische Bedrohungen gab, fuhr unser Nervensystem hoch, wir konnten kämpfen oder flüchten, und das Adrenalin wurde ganz natürlich wieder abgebaut. Dann ging der Körper in eine natürliche Ruhephase, bevor er sich selbst regulierte bis zur nächsten Bedrohung.

Inzwischen gibt es nur noch wenige akute Bedrohungen. Und unser Nervensystem fängt an, schon bei kleinsten eventuell möglichen Bedrohungen hochzufahren.

Vielleicht weil es seine Aufgabe verloren hat? Seine Aufgabe, unsere Körper vor physischen Bedrohungen zu schützen.

Also sucht es sich seine Aufgaben selbst. Dann werden schon kleinste Bedrohungen als riesiges Problem empfunden,

Oft nur durch unsere Gedanken ausgelöst

Aber inzwischen haben wir kaum noch Möglichkeiten das Adrenalin natürlich abzubauen.

Statt in den Kampf oder in die Flucht zu gehen, setzen wir uns auf unsere Couch und lassen uns von einem technischen Gerät berieseln. Oder nehmen Pillen, die die Angstreaktion unterdrücken.

So kann auch die natürliche Entspannungsreaktion nicht einsetzen, weil der natürlich Rhythmus des Körpers unterbrochen wurde.

Anspannung, Entspannung.

Gemeinschaft in unserer Zivilisation

Und eine weitere Frage ist die Frage, ob wir noch als Gemeinschaft kämpfen? Setzt sich jemand für mich genauso stark ein, wie ich mich für diese Person einsetze? Kann ich mich auf andere verlassen, dass diese Personen dieselbe Vision haben wie ich und im Angesicht des drohenden Todes weiterhin an den gemeinsamen Werten festhalten?

Außerdem ist man inzwischen mit seiner Angst alleine. Man teilt die Angst nicht mehr mit anderen, weil sie in den meisten Fällen fiktiv ist.

Somit kann man sich nicht gegenseitig Mut machen und ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln, was das Nervensystem regulieren würde.

Stattdessen kämpfen wir alleine auf einsamer Flur gegen fiktive Bedrohungen, die meistens nur in unseren Köpfen real sind.

In STAR WARS gibt es eine Gemeinschaft, die vor Angst schützt

Wieder STAR WARS – Der Kampf gegen die Angst vor sich selbst

Auf Dagobah dann stellt sich Luke seiner Angst. Eine Angst, von der er dachte, er hätte sie nicht.

In der Konfrontation mit der dunklen Seite der Macht geht er in einen imaginären Kampf mit Darth Vader, dem er den Kopf abschlägt. Als sich der Helm auflöst, erkennt Luke darin sein eigenes Gesicht.

Man könnte jetzt meinen, dass das ein Hinweis darauf sei, dass Darth Vader sein Vater ist.

Aber in Wirklichkeit ist es ein Hinweis darauf, dass Skywalker gegen sich selbst kämpft. Er trägt die dunkle Seite der Macht ins sich und indem er diesen Teil in sich bekämpft, kann er niemals gewinnen. Denn die dunkle Seite der Macht besteht aus Hass und Ablehnung.

Nur im Akzeptieren von dem, wer Luke ist (nämlich mit hellen und dunklen Anteilen), kann er Frieden finden und den Kampf aufgeben

Und so geht es uns allen: Vor diesen dunklen Anteilen haben wir alle am meisten Angst.

Und genau diese Anteile sind es, die wir physisch nicht bekämpfen können.

Unser Nervensystem schaltet regelmäßig auf Anspannung, weil der Feind IN uns ist. Und unser System sucht sich im Außen Objekte und Situationen, die die Anspannung in uns rechtfertigen.

Dabei liegt das Problem nicht im Außen, sondern die Herausforderung liegt in uns selbst. Im Annehmen von den Menschen, die wir selbst sind.

Was wir also von STAR WARS und Luke lernen

In unserer Gesellschaft gibt es kaum noch physische Bedrohungen, deswegen findet unser Nervensystem materielle Gefahren, auf die es reagieren kann. Nur so kann es einen natürlichen Anspannungs-Entspannungs-Rhythmus aufrecht erhalten.

Das bedeutet, dass wir unser Nervensystem regelmäßig in Aufregung versetzen sollten, um ihm so seine Aufgabe zurückzugeben. Vielleicht das, was Adrenalinjunkies gerne tun.

Und ihm dann erlauben in eine natürliche Ruhephase zu gehen. Auch das gehört dazu.

Runterfahren und abschalten

Zusätzlich ist es wichtig zu erkennen, dass wir den größten Kampf immer gegen uns selbst führen. Gegen den Feind IN uns, den wir nicht wahrhaben wollen. Gegen unsere dunklen Anteile, die aber genauso Teil von uns sind, wie die hellen Anteile.

Nur, indem wir diese Anteile sehen, können wir sie beeinflussen. Solange wir sie in uns verstecken, werden SIE immer unser Leben beeinflussen. Auch die Dunkelheit ist Teil des menschlichen Lebens.

Vielleicht ist es an der Zeit, die Gesamtheit von sich selbst zu sehen und so

seine Macht wieder zurück zu gewinnen.

Möge die Macht mit euch sein

Die Macht ist nicht nur in Star Wars sondern in uns allen

Das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Das Bild eines Minenfeld der unangenehmen Gefühle steht stellvertretend für das, was ich erlebe, wenn ich aus dem System der Diagnosen und Medikamente aussteige. Diese Welt des Scheins ist umgeben von unzähligen Minen. Und ich arbeite mir einen Weg hindurch, Schritt für Schritt. Weil ich tief in mir weiß, dass es etwas hinter diesem Minenfeld gibt. Etwas weitaus Größeres, als mein Verstand es sich vorstellen kann.

Unangenehme Gefühle verbergen sich im Minenfeld

Inhaltsverzeichnis über das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Die Welt, wie ich sie bis dahin kannte

Meine Welt ist von einem Minenfeld aus unangenehmen Gefühlen umgeben.

Egal, in welche Richtung ich laufe, irgendwann hört die Welt, wie ich sie kenne, auf und das Minenfeld beginnt.

Wenn ich die Grenze zu diesem Feld überschreite, treten Symptome in mein Leben, physischer und/oder psychischer Natur, die mich quälen.

Immer wieder stoße ich gegen diese unsichtbare Grenze und werde mit meinen tiefsten Ängsten aus Schmerz und Unwohlsein konfrontiert.

Ich schrecke jedes Mal davor zurück.

In diesem Minenfeld scheint meine persönliche Hölle auf mich zu warten.

Ich habe es mit Medikamenten versucht, bin brav von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik gezogen, aber nichts hat dauerhaft das Minenfeld verschwinden lassen. Die Pillen haben mir nur die Sicht darauf vernebelt, aber es war immer da.

Egal, wohin ich wandere, irgendwann stoße ich auf das Minenfeld. Die Symptome unterscheiden sich, je nach Lage des Feldes, aber im Grunde bleibt das Unangenehme gleich, in Form von Krankheit, Verlust, Ängsten, Traurigkeit.

Es ist schwierig bei den unterschiedlichen Symptomen einen roten Faden zu entdecken, und zu erkennen, dass all diese Erscheinungen im Grunde dasselbe sind: Ein Ruf von jenseits des Minenfeldes. Eine Einladung, verpackt in hässlichem Geschenkpapier, an dem ich mich schneide, sobald ich versuche es zu öffnen.

Mein Weg durch das Minenfeld

Ich stehe am Rande des Feldes und spüre seine Anziehungskraft. Weder kann ich sehen wie weit das Feld reicht, noch was dahinter liegt. Ich gehe einen Schritt in das Feld hinein …

Kawumm, die erste Mine geht hoch, reißt mich in tausend Stücke, lässt kein Atom meines physischen Körpers an seinem Platz. Schmerzen und Verzweiflung treten aus den entstandenen Wunden aus. Und ANGST. Jede Menge ANGST. Wo kommt die ganze Angst nur her? Seit Jahrzehnten in meinem Körper eingeschlossen bahnt sie sich jetzt ihren Weg in mein Bewusstsein.

Die Ärzte nennen es Depression und Angststörung. Verordnen Medikamente und Klinikaufenthalte. Aber das Minenfeld und die Wunden bleiben. Irgendetwas zieht mich immer wieder zu dem Minenfeld.

Ich hasse es … und gleichzeitig kann ich mich der Anziehungskraft des Minenfelds nicht erwehren.

Kawumm, die nächste Mine geht hoch, Multiple Sklerose, Kawumm, emotional-instabile Persönlichkeitsstörung, Kawumm, Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung. Inzwischen bin ich mitten im Minenfeld und es gibt kein Zurück mehr.

Irgendetwas ist dort in der Ferne. Wie eine Fata Morgana entzieht es sich meiner Aufmerksamkeit sobald ich näherkomme, aber ich weiß, dass dort etwas existiert jenseits meiner Vorstellungskraft.

Manchmal kann ich hinter die Minen schauen, wie ein Gravitationslinseneffekt biegt sich das Licht und zeigt mir eine Welt ohne Angst, ohne Leid und ohne Schmerz. Es gibt kein Zurück mehr.

Wenn die unangenehmen Gefühle zu schlimm werden

Gelegentlich, wenn alles zu schlimm wird und ich glaube, es nicht weiter ertragen zu können, hole ich eine der Pillen von damals heraus. Aber diese haben ihre Anziehungskraft auf mich verloren. Dort, wo sie herkommen, gibt es nichts mehr für mich.

Ich schaue nach vorne und sehe ein unendlich scheinendes Feld vor mir liegen. Ich bin ganz allein. Allein wandere ich durch dieses Minenfeld. Es ist MEIN Minenfeld, kein anderer kann es für mich oder mit mir durchqueren.

Manchmal treffe ich andere Personen, weiß aber, dass sie auf einem anderen Pfad als ich unterwegs sind. Manche grüßen freundlich, andere sind mürrisch.

Ich laufe weiter, ohne zu wissen, wo mein Weg mich hinführt oder wo die nächste Mine auf mich wartet. Und die Mine wird kommen. Sie sind gut versteckt und treffen mich oft unvorbereitet, obwohl ich längst wissen sollte, dass sie irgendwo im Boden schlummern. Dann breche ich für einen Moment zusammen, alle Kraft weicht aus meinem Körper und ich kann keinen Schritt mehr vor den anderen setzen. Wenn mich die Detonationswelle durchlaufen hat, rappel ich mich wieder auf und gehe weiter.

Einem unbekannten Ziel entgegen, ohne eine Karte.

Hinter dem Minenfeld der unangenehmen Gefühle liegt ein großes Ziel

Reise durch die Angst

Reise durch die Angst

Reise durch die Angst

Die Angst scheint uns mitzunehmen auf eine Reise, um die wir nicht gebeten haben. Eine Reise tief in unsere dunkelsten Abgründe hinein. Aber auch die Angst kündigt sich an. Selten kommt sie uneingeladen ins Haus gepoltert, um uns mitzureißen. Stattdessen schleicht sie sich in Form von Gedanken in unser Leben, durch die Hintertür. Durch die Tür, von der wir glauben, dass sie nur die Wahrheit zeigt.

Eine Reise zu sich selbst führt immer durch die Angst

Inhaltsverzeichnis über die Reise durch die Angst

Eine normale Reise

Die meisten Reisen plant man. Man überlegt sich, wo es hingehen soll, wie lange die Reise geht, ob man alleine reist oder mit anderen, All-Inclusive oder Individualreise, welche Ausweisdokumente man braucht…. Die Liste nimmt kein Ende. Bevor es überhaupt losgeht, gibt es schon viel zu bedenken, zu recherchieren und zu organisieren.

Nicht jedoch bei dieser ganz besonderen Reise. Die Reise durch die Angst. Selten ist es eine geplante Reise, durchorganisiert, bei der man schon vorher versucht alles zu bedenken, damit man gerüstet ist für den Fall X. Dabei fällt mir das Stichwort „Kontrolle“ ein. Das ist, was uns und unserem System Sicherheit gibt: Je mehr wir bedenken, je mehr wir planen, je mehr wir organisieren, desto mehr wiegen wir uns in einer scheinbaren Sicherheit.

Die Angst kommt jedoch selten geplant.

Die Angst scheint uns von hinten zu überfallen. Dann, wenn wir gerade nicht aufpassen, nicht achtsam sind, greift sie an und zerrt uns mit auf eine tiefe Reise in ihre dunklen Abgründe.

Meine Reise mit der Angst

Ich habe viel Zeit mit der Angst verbracht, habe mich mit ihr angefreundet, habe mit ihr gemeinsam gelebt, und nach und nach die Muster in ihrem Auftauchen erkannt. Sie kommt gerne in den stillen Momenten als leiser Gedanke, schleicht sich ein an Tagen, an denen ich sehr vulnerabel bin, besucht mich an Tagen, an denen ich mich „gestresst“ fühle. In diesen Momenten stoße ich meine emotionale Tür für die Angst auf und sie findet einen wunderbaren Nährboden in mir. Und ich höre sie an.

Wenn dieser leise Angst-Gedanke auftaucht, gerät mein Körper in Aufregung und mein ganzes System geht in Verteidigungsposition. Das ist genau das, was meine Gedanken gerade brauchen: Ganz offensichtlich hat dieser leise Gedanke der Angst Recht, mein Körper merkt es doch auch, dass etwas nicht in Ordnung ist! Mit dieser physischen Bestätigung fängt das Gedankenkreisen an. Meine Gedanken drehen sich nur noch um dieses angstauslösende Thema und darum, wie ich die Angst aufhalten kann. Nichts anderes ist mehr wichtig, der berühmte Tunnelblick. Es geht nur noch darum, die vermeintliche Bedrohung abzuwehren. Inzwischen weiß ich, dass diese Gedanken selten der Realität entsprechen.

Mein Denken ist nur so wahr, wie ich es für wahr halte.

Es liegt an mir einen STOPP in das Gedankenkreisen zu bringen. Das macht aber erstmal meine Gedanken noch lauter: Nur, weil es das letzte Mal nicht schlimm war, heißt es nicht, dass es diese mal auch so sein muss. Dieses Mal ist es bestimmt anders! Dieses Mal ist es ernsthaft! Auch das ist ein Muster, das ich inzwischen kenne.

Früher war ich mir all dessen nicht bewusst. Früher kam die Angst laut krachend in mein Leben gepoltert, alles mit sich mitreißend. Da konnte ich keine Muster erkennen, nichts ergab einen Sinn. Auf einmal war sie da und schrie mich lauthals an. Und ich konnte nur schreiend davon rennen. Mit dem einzigen kleinen Problem, dass die Angst nichts ist, wovor man wegrennen kann, weil sie IN einem ist. Wo soll man noch hin?

Wenn uns jemand eine Reise aufzwingt, auf die wir keine Lust haben, können wir davon rennen. Aber die Reise der Angst führt uns in uns selbst hinein, in die dunklen Tiefen unseres Unterbewusstseins, wo sie Zuhause ist. Dort haben wir sie selbst begraben in der Hoffnung, dass sie nie wieder den Weg ans Tageslicht findet.

Aber die Angst findet immer einen Weg! Man kann nicht vor ihr davon laufen. Und wenn sie einmal einen Fuß in der Tür hat, wird sie als uneingeladener Gast erstmal bleiben und ganz ohne unser Planen wird sie uns immer wieder mitnehmen auf die Reise durch sie hindurch.

Die eigene Wahrheit finden

Was tun, wenn die Reise durch die Angst beginnt?

Ich habe gelernt die Muster der Angst zu erkennen, habe mich mit ihr auseinandergesetzt. Ich zwinge mich zu nichts, ich habe ihr den Raum gelassen, den sie braucht. Und so habe ich Schritt für Schritt mich selbst kennen gelernt, meine Gedanken, meine körperlichen Reaktionen, meine Gefühle.

Inzwischen poltert die Angst nicht mehr so schnell einfach in mein Leben, weil ich bereits beim Denken eines angstauslösenden Gedanken mir darüber bewusst bin, dass ich gerade einen angstauslösenden Gedanken gedacht habe, der die Spirale der Angst in mir zum Laufen bringt: Mein Körper schüttet Adrenalin und Cortisol aus, deswegen pocht mein Herz schneller und lauter, Hitzewellen steigen auf und ich schwitze, mein Magen-Darm-Trakt wird unruhig, ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Und mit dem Einsetzen dieser Spirale werden auch die Gedanken lauter. Sie werden durch das Adrenalin angeheizt, was wiederum die Angst verstärkt, was die körperlichen Reaktionen verstärkt, was die Gedanken verstärkt und so weiter und so fort.

Mit dem Einsetzen der Angstspirale werden die Gedanken lauter.

In jedem Moment dieses Kreislaufs habe ich die Möglichkeit einzugreifen und mich anders zu entscheiden: Hänge ich weiter diesen angstauslösenden Gedanken nach? Will ich weiter auf der Couch sitzen bleiben, während in meinem Körper ein Sturm tobt oder gehe ich lieber raus spazieren, um die Hormone abzubauen? Es gibt Zeiten, in denen klappt das besser und es gibt Zeiten, da lasse ich mich in die Angst fallen und werde von ihr mitgerissen.

Fazit

Nur in uns selbst können wir uns selbst finden. Diese Reise durch die Angst ist eine Reise fürs Leben. Wenn man den Mut hat, diese Reise anzutreten, auch wenn man das nicht geplant hat, sich nicht darauf freut, wird man verändert davon zurückkehren. Man wird nie wieder der- oder dieselbe sein. Und das ist nichts, was uns Angst machen sollte. Im Gegenteil: Wir sollten voller Ehrfurcht und Dankbarkeit darauf blicken.

Zieht eure Sicherheitsgurte fest, das wird ein sehr ungemütlicher Ritt werden. Ein Ritt ohne Kontrolle, ohne Organisation, ohne Planen. Nur wir und das Gefühl der Angst in seiner Vollkommenheit.

Diese Reise braucht Mut, aber IN der Angst liegen unsere größten Schätze verborgen!

Die Komplexität der eigenen Gefühle kennen lernen