Das Gefühl der Überforderung – Anzeichen und Hilfen
Wie fühlt sich das Gefühl der Überforderung an? Kann man das überhaupt genau benennen? Ist es eine Emotion oder passiert Überforderung rein auf physischer Ebene? In diesem Beitrag lernst du die Anzeichen für eine akute Überforderung kennen und bekommst Vorschläge, wie du dir selbst helfen kannst.
Inhaltsverzeichnis über das Gefühl der Überforderung
Ich kann einfach nicht mehr!
Mein Lieblingssatz während der Überforderung
Ein Leben in ständiger Überforderung zu führen ist eine große Herausforderung, weil man ganz alltägliche Dinge kaum noch oder gar nicht mehr erledigen kann. Auf einmal muss man lernen, auf seinen Körper zu hören und ihm das zu geben, was er in diesem Moment braucht. Und das unterscheidet sich oft von dem, was die eigenen Gedanken in dem Moment gerade wollen. Ein Bewusstsein für dieses Gefühl zu entwickeln ist das A und O, um weiterhin ein Leben in Balance leben zu können. Aber auch das ist möglich!
Wie das Gefühl der Überforderung meinen Alltag beeinflusst
Momentan bin ich mit allem überfordert. Die kleinsten Kleinigkeiten stürzen mich in eine tiefe Verzweiflung, lassen mich in Tränen ausbrechen, lassen mich klein und hilflos werden. Ich möchte mich in einer Ecke zusammenrollen, die Ohren zuhalten und von der Außenwelt nichts mehr mitbekommen, weil alles zu viel ist. Hier hat der neue Teppich Fusseln in der Waschmaschine hinterlassen, dort ist die Duschhalterung runtergefallen. Kleinigkeiten, über die ich mir in stabilen Zeiten keinen Kopf zerbreche. Die Fusseln sammle ich wieder aus der Waschmaschine raus und die Halterung braucht nur neues Klebeband. Viele Sachen würde ich in normalen Zeiten als Herausforderung sehen: Wie kann ich selbst eine Lösung für das Problem finden und das dann umsetzen. Eine Lösung für ein Problem zu haben gibt mir ein gutes Gefühl, lässt mich entspannen.
Aber nicht momentan. Momentan gibt es keine Herausforderungen, es gibt nur Probleme! Denn momentan schreit mich die Überforderung an!
Das Gefühl der Überforderung lässt einen hilflos zurück, lässt einen klein werden.
Anzeichen für eine akute Überforderung
Ich bin nicht in der Lage Entscheidungen zu treffen
Jede Entscheidung geht mit dem Gefühl einher, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Ich kann mich niemals richtig entscheiden. Und diese Entscheidung, und sei sie auch noch so klein, wird schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen. Alles wird ganz schrecklich werden. Das erzählen mir nicht nur meine Gedanken, sondern auch meine Gefühle.
Ich schlafe unruhig.
Nachts werde ich denkend wach. Meine Gedanken laufen einfach durch, scheinen nie eine Pause zu machen. Und je mehr ich nachts denke, desto wacher werde ich.
Es gibt keine Freude.
Nichts bereitet mir Freude. Alles ist zur Bürde geworden: Die Menschen um mich herum, die neuen Sachen für meine Wohnung, der Haushalt.
Planen fällt mir schwer
Planen bedeutet über eine mögliche Zukunft nachzudenken und jetzt eine Entscheidung darüber zu treffen, was in dieser möglichen Zukunft passiert.
Ich kann mich kaum konzentrieren
Besonders beim Einkaufen ist das sehr anstrengend. Ich habe einen Einkaufszettel in meiner Hand, ich schaue darauf und lese „Shampoo“. Dann schaue ich auf und sehe im Drogeriemarkt drei Gänge vor mir. In dem Moment weiß ich schon nicht mehr, was ich holen wollte. Also wieder auf den Zettel sehen: Shampoo. Ok, Johanna, wo ist der Shampoogang? Ah, da… Vor mir eine Reihe mit lauter bunten Tuben und ich fange an „Shampoo“ vor mich hinzumurmeln, weil ich merke, wie ich den Faden wieder verliere. So ein Einkauf kann sich ziemlich ziehen.
Ich bin durchgehend angespannt
Mein System ist in Alarmbereitschaft, wartet regelrecht auf die nächste Bedrohung. Besonders meine Rückenmuskulatur ist ständig verkrampft.
Ich bin erschöpft
Einfach so. Und obwohl ich froh bin, wenn ich einen weiteren Tag geschafft habe, möchte ich abends nicht einschlafen, weil die lange Nacht vor mir liegt.
Ich kann mich nur um überlebenswichtige Funktionen kümmern
Essen und ruhen. Fertig. Und selbst die Sachen funktionieren nicht besonders gut.
Ich bin gereizt und bin schnell genervt
Jeder Blick, jeder Kommentar, jeder Handlung von jemand anderem lässt mich aus der Haut fahren. Und obwohl ich den Grund für meine Genervtheit kenne, fällt es mir extrem schwer, diese Genervtheit nicht einfach an dem anderen auszulassen.
Ich weine ständig
und meine Gefühle und Gedanken erzählen mir, wie schlimm und schrecklich mein Leben ist.
Was passiert im Körper beim Gefühl der Überforderung?
Mein autonomes Nervensystem ist übererregt, in Alarmbereitschaft. Mein System glaubt also, dass es eine Bedrohung gibt, auf die mein Körper schnell reagieren muss. Fight, flight, freeze. Diese drei möglichen Reaktionsmöglichkeiten stehen meinem System zur Verfügung. Also entweder gehe ich in den Kampf (ich bin genervt, werde schnell wütend), ich laufe davon (besonders aus sozialen Situationen, deswegen gehe ich am liebsten direkt morgens einkaufen) oder ich erstarre (ich kuschel mich auf meine Couch).
Warum weine ich so viel?
Weinen bringt dem Körper Erleichterung und bringt das Nervensystem ganz natürlich wieder in die Balance. Durch das Weinen wird all die Anspannung abgelassen und mein System reguliert sich wieder. Mein Körper heilt sich selbst. Gähnen hat den selben Effekt.
Du kannst dir immer selbst helfen, wenn das Gefühl der Überforderung dich zu überwältigen scheint.
Hilfsmaßnahmen beim Gefühl akuter Überforderung
1. Erkennen, dass ich überfordert bin und mir erlauben überfordert zu sein.
2. Die Ursache finden. Die Fusseln in der Waschmaschine und die Halterung sind nicht das Problem. Sie sind nur die Tropfen, die das Faß zum Überlaufen bringen. Habe ich einen Termin, vor dem ich unbewusst Angst habe? Gibt es einen Konflikt mit jemandem und ich habe Angst mich damit auseinanderzusetzen? Schon die Erkenntnis bringt Erleichterung!
3. Mir bewusst werden, dass die Überforderung wieder vorbeigeht, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt.
4. Langsam machen. Den Druck komplett rausnehmen. Meistens ist es der eigene Druck, der einen verrückt macht und die Überforderung noch verschlimmert.
5. Die Situation, die mich überfordert, verlassen. Ja, gerade mit anderen Menschen kann das merkwürdig sein, aber ich helfe niemandem, wenn ich dabei bleibe.
6. Draußen spazieren gehen. Und dabei ganz bewusst *nicht* über die Probleme nachdenken, die mich überfordern. Ich konzentriere mich auf den Wind, der mein Gesicht streift. Dabei höre ich den Vögeln beim Zwitschern zu und nehme das Knirschen unter meinen Füßen wahr.
7. Laut weinen. Alles richtig rauslassen.
8. Kopfhörer auf, Lieblingsmusik im Stream und tanzen.
9. *Niemals* über das Problem, das mich überfordert, nachdenken. Ich kehre dorthin zurück, wenn ich mich stabilisiert habe und sehe dann alles in einem neuen Licht.
10. Eine Balance finden zwischen Entspannung und Bewegung.
11. Ich habe einen Ort in meiner Wohnung, in der ich mich so wohl fühle, dass mein System sich regulieren kann.
Es gibt einen Weg aus der Überforderung heraus. Du musst dir nur bewusst darüber werden, dass du überfordert bist.
Fazit zum Gefühl der Überforderung
Ich weiß, dass das Gefühl der Überforderung wieder vorbeigehen wird, so wie es alle Gefühle tun. Meine Hauptaufgabe besteht darin, dieses Gefühl vorbeiziehen zu lassen. Je weniger ich mich wehre, je weniger Druck ich auf mich selbst ausübe, desto schneller geht es vorbei und ich kann die Arbeiten, die liegen bleiben mussten, in voller Leistung erledigen. Aber dafür ist es notwendig, all die unerledigten Aufgaben für einen Moment ruhen zu lassen bis mein System wieder in der Balance ist.
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