Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen, ist mein familiäres Umfeld. Dort wurden all die emotionalen Wunden angelegt, die ich bis heute in mir trage und mit denen ich mein erwachsenes Leben teile. Vor allem meine Eltern sind dafür verantwortlich, dass ich allein bei dem Gedanken daran Emotionen zu zeigen, Scham und Angst empfinde. Und dann darf ich erkennen, dass ich aber nicht mehr die Scham und die Angst bin. Ich bin Ich. Und ich bin erwachsen.

Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

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Der unsicherste Ort, um Emotionen zu zeigen

Der unsicherste Ort in meinem Leben, an dem es mir enorm unangenehm ist jegliche Form starker Emotionen zu zeigen, ist meine Familie.

Schon allein die Vorstellung, sie wüssten hier von diesem Blog oder von meinem YouTube-Kanal bereitet mir physische Schmerzen.

Es zwingt mich in eine Spirale aus Scham und Angst

Die Scham

Vor meiner Familie muss ich mich für meine Emotionen schämen, weil sie sich in meiner Kindheit immer darüber lustig gemacht haben. Meine Mutter, mein Vater und mein Bruder. Es wurden Witze darüber gerissen, ich wurde nachgeahmt.

Für sie war es „doch nur Spaß„. Ich bin selbst dran Schuld, wenn ich das so ernst nehme (Über das Gefühl immer Schuld zu haben).

Wenn ich wütend war, weil ich mich aus ihrer Abhängigkeit befreien wollte, weil ich mich wehren wollte, wurde ich als trotzig betitelt.

Zornickel“ war ein beliebtes Wort, mit dem ausgedrückt wurde, dass ich ein kleines wütendes Etwas war (hier mehr zu kindlicher Wut).

Ihrer Meinung nach hatte ich kein Recht wütend zu sein.

Ich sehe das anders

ICH wurde nie gesehen in dieser Familie. Es wurde nur das gesehen, was sie sehen wollten und das waren meistens „schlechte“ Sachen, die es auszumerzen galt.

Das Gefühl der Scham kommt genau da her: Dass andere sich über einen lustig machen (mehr in diesem Video: Was Scham mit uns macht).

Und als Kind IST man seine Emotion, d.h. es wurde sich über MICH lustig gemacht. Und so findet eine Verknüpfung statt von

Verspotten der Emotion = Verspotten von mir als Person

Scham hinterlässt ein Gefühl von nichts wert sein. Scham erzeugt Ekel. Ekel vor sich selbst und vor dem, was und wer man ist.

Die Angst

Die Angst wiederum wurde durch dysfunktionale Erziehungsmethoden erreicht.

Wenn ich wütend war, musste ich befürchten, dass zurück geschlagen wurde. Ich habe schnell gelernt, niemals wütend zu sein, weil ich immer unterlegen war.

Wie hätte ich mich wehren sollen?

Ich wusste, wenn ich der Wut nachgab, würde alles nur noch schlimmer werden. Wenn ich versuchte, mich gegen die Ungerechtigkeiten zu wehren, würde ich es doppelt und dreifach zurück bekommen.

Also zeige keine Wut, Johanna

Als Kind war es jedoch nicht möglich, keine Wut zu zeigen. Sie kam angerauscht und hat mich übernommen. Weil ich mich unfair behandelt gefühlt habe. Ich hatte immer das Gefühl mich frei kämpfen zu müssen.

Also habe ich indirekt gelernt, wie ich der Wutenergie in meinem Körper verhelfe, sich abzubauen: Indem ich weine.

Im Erwachsenenalter kamen mir immer die Tränen, sobald eine Autoritätsperson ihre Macht gegen mich verwendet hat und ich mich nicht wehren konnte bzw. durfte. Anstatt wütend zu werden, habe ich geweint und mich klein gemacht, „Schwäche“ gezeigt.

Wie ein Junghund, der dem Alphatier die Schnauze leckt, anstatt in den Kampf gegen es zu gehen.

So habe ich mich selbst beschützt

Die Verbindung verlieren

Was ich als Kind als besonders schlimm empfunden habe, war die fehlende Verbindung, sobald ich starke Emotionen gezeigt habe.

D.h. die emotionale Verbindung zu den Erziehungsberechtigten ging verloren. Auf einmal stand man als Rudeltier „Mensch“ alleine da.

Das passiert, wenn die Erwachsenen ein Problem mit Emotionen haben und selbst nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Wenn das Kind dann eine unerwünschte Emotion zeigt, geht für einen Moment die Liebe/die emotionale Verbindung verloren und das ist fast noch schlimmer, als physische Erziehungsmethoden.

Für ein Rudeltier ist eine fehlende emotionale Verbindung das Todesurteil

Also muss der Organismus Strategien entwickeln, wie er diese emotionale Verbindung aufrecht erhält. Z.B. in dem der Organismus die Emotionen abspaltet (wie ich, mehr dazu in diesem Video).

Was ist mit „positiven“ Emotionen?

Auch ausgelassene Freude kann ich der Familie gegenüber nicht zeigen.

Selbst darüber wurde sich lustig gemacht oder ich wurde gerügt, weil es meiner Mutter gerade nicht gut ging und ich deswegen kein Recht hatte, fröhlich zu sein!

Ganz simpel: Mutter schlecht gelaunt –> passe dich an

Was das aus Erwachsenen macht

Jetzt schauen wir uns diese Welt an: Wie viele emotional reife Erwachsenen gibt es wohl?

Ich kenne keinen Einzigen, muss ich gestehen.

Alle wurden mit Scham und/oder Härte erzogen, bis zu einem Punkt, an dem sie sich nicht mehr daran erinnern, wie sich die dysfunktionalen Erziehungsmethoden für sie angefühlt haben. Wie bei meinen Eltern, bei meinen Großeltern und sicherlich auch alle vorherigen Generationen.

Und wegen dieser emotionalen Amnesie (mehr über emotionale Amnesie in diesem Video) erziehen emotional unreife Erwachsene ihre Kinder genauso.

Wie ich als Erwachsene damit umgehe

Inzwischen bin ich (meistens) erwachsen.

Selbst wenn meine Familie diesen Blog und den YouTube-Kanal finden würden, wäre das eben so.

Die Angst davor ist eine kindliche Angst in mir. Mein inneres Kind fürchtet sich davor. Und das darf sie auch. Aber ICH muss mich nicht mehr fürchten.

Das bin ich!

Ich gehe in keine Auseinandersetzungen mehr mit meinen Eltern. Einen Kampf mit ihnen zu führen, damit sie mich als die anerkennen, die ich bin, ist nicht mehr notwendig.

Seit ich meine erwachsenen Anteile in mir gefunden habe, sind auch meine Eltern erwachsener geworden. Konflikte sind nicht mehr notwendig.

Außerdem weiß ich jetzt, wer ich bin.

Und das ist am wichtigsten.

Ich bin die, die ich bin
Das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Das Bild eines Minenfeld der unangenehmen Gefühle steht stellvertretend für das, was ich erlebe, wenn ich aus dem System der Diagnosen und Medikamente aussteige. Diese Welt des Scheins ist umgeben von unzähligen Minen. Und ich arbeite mir einen Weg hindurch, Schritt für Schritt. Weil ich tief in mir weiß, dass es etwas hinter diesem Minenfeld gibt. Etwas weitaus Größeres, als mein Verstand es sich vorstellen kann.

Unangenehme Gefühle verbergen sich im Minenfeld

Inhaltsverzeichnis über das Minenfeld der unangenehmen Gefühle

Die Welt, wie ich sie bis dahin kannte

Meine Welt ist von einem Minenfeld aus unangenehmen Gefühlen umgeben.

Egal, in welche Richtung ich laufe, irgendwann hört die Welt, wie ich sie kenne, auf und das Minenfeld beginnt.

Wenn ich die Grenze zu diesem Feld überschreite, treten Symptome in mein Leben, physischer und/oder psychischer Natur, die mich quälen.

Immer wieder stoße ich gegen diese unsichtbare Grenze und werde mit meinen tiefsten Ängsten aus Schmerz und Unwohlsein konfrontiert.

Ich schrecke jedes Mal davor zurück.

In diesem Minenfeld scheint meine persönliche Hölle auf mich zu warten.

Ich habe es mit Medikamenten versucht, bin brav von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik gezogen, aber nichts hat dauerhaft das Minenfeld verschwinden lassen. Die Pillen haben mir nur die Sicht darauf vernebelt, aber es war immer da.

Egal, wohin ich wandere, irgendwann stoße ich auf das Minenfeld. Die Symptome unterscheiden sich, je nach Lage des Feldes, aber im Grunde bleibt das Unangenehme gleich, in Form von Krankheit, Verlust, Ängsten, Traurigkeit.

Es ist schwierig bei den unterschiedlichen Symptomen einen roten Faden zu entdecken, und zu erkennen, dass all diese Erscheinungen im Grunde dasselbe sind: Ein Ruf von jenseits des Minenfeldes. Eine Einladung, verpackt in hässlichem Geschenkpapier, an dem ich mich schneide, sobald ich versuche es zu öffnen.

Mein Weg durch das Minenfeld

Ich stehe am Rande des Feldes und spüre seine Anziehungskraft. Weder kann ich sehen wie weit das Feld reicht, noch was dahinter liegt. Ich gehe einen Schritt in das Feld hinein …

Kawumm, die erste Mine geht hoch, reißt mich in tausend Stücke, lässt kein Atom meines physischen Körpers an seinem Platz. Schmerzen und Verzweiflung treten aus den entstandenen Wunden aus. Und ANGST. Jede Menge ANGST. Wo kommt die ganze Angst nur her? Seit Jahrzehnten in meinem Körper eingeschlossen bahnt sie sich jetzt ihren Weg in mein Bewusstsein.

Die Ärzte nennen es Depression und Angststörung. Verordnen Medikamente und Klinikaufenthalte. Aber das Minenfeld und die Wunden bleiben. Irgendetwas zieht mich immer wieder zu dem Minenfeld.

Ich hasse es … und gleichzeitig kann ich mich der Anziehungskraft des Minenfelds nicht erwehren.

Kawumm, die nächste Mine geht hoch, Multiple Sklerose, Kawumm, emotional-instabile Persönlichkeitsstörung, Kawumm, Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung. Inzwischen bin ich mitten im Minenfeld und es gibt kein Zurück mehr.

Irgendetwas ist dort in der Ferne. Wie eine Fata Morgana entzieht es sich meiner Aufmerksamkeit sobald ich näherkomme, aber ich weiß, dass dort etwas existiert jenseits meiner Vorstellungskraft.

Manchmal kann ich hinter die Minen schauen, wie ein Gravitationslinseneffekt biegt sich das Licht und zeigt mir eine Welt ohne Angst, ohne Leid und ohne Schmerz. Es gibt kein Zurück mehr.

Wenn die unangenehmen Gefühle zu schlimm werden

Gelegentlich, wenn alles zu schlimm wird und ich glaube, es nicht weiter ertragen zu können, hole ich eine der Pillen von damals heraus. Aber diese haben ihre Anziehungskraft auf mich verloren. Dort, wo sie herkommen, gibt es nichts mehr für mich.

Ich schaue nach vorne und sehe ein unendlich scheinendes Feld vor mir liegen. Ich bin ganz allein. Allein wandere ich durch dieses Minenfeld. Es ist MEIN Minenfeld, kein anderer kann es für mich oder mit mir durchqueren.

Manchmal treffe ich andere Personen, weiß aber, dass sie auf einem anderen Pfad als ich unterwegs sind. Manche grüßen freundlich, andere sind mürrisch.

Ich laufe weiter, ohne zu wissen, wo mein Weg mich hinführt oder wo die nächste Mine auf mich wartet. Und die Mine wird kommen. Sie sind gut versteckt und treffen mich oft unvorbereitet, obwohl ich längst wissen sollte, dass sie irgendwo im Boden schlummern. Dann breche ich für einen Moment zusammen, alle Kraft weicht aus meinem Körper und ich kann keinen Schritt mehr vor den anderen setzen. Wenn mich die Detonationswelle durchlaufen hat, rappel ich mich wieder auf und gehe weiter.

Einem unbekannten Ziel entgegen, ohne eine Karte.

Hinter dem Minenfeld der unangenehmen Gefühle liegt ein großes Ziel
Die Verarbeitung von Emotionen

Die Verarbeitung von Emotionen

Die Verarbeitung von Emotionen

Emotionsverarbeitung ist ein harter Job, der härteste Job auf dieser Welt. Es gibt wohl kaum etwas, was so vielen Menschen Angst macht, wie die eigenen Emotionen. Und es gibt wohl auch kaum etwas, worüber weniger gesprochen wird. Um jedoch an tiefere Bewusstseinsschichten zu gelangen, um die eigene Intuition zu finden oder einfach nur um ein sozialerer Mensch zu werden, kommt man um die Verarbeitung der eigenen Emotionen nicht herum.

Verarbeitung von Emotionen

Inhaltsverzeichnis über die Verarbeitung von Emotionen

Wenn keine Verarbeitung von Emotionen stattfindet…

Unterdrückte Emotionen sind die Monster unter dem Bett eines jeden Menschen. Keiner kann sie sehen, nur der oder die Betroffene spürt ihr Dasein. Nicht immer, nicht ununterbrochen. Aber irgendwo ist dieses Monster in einem und es bricht einfach hervor, besonders dann, wenn es nicht erwünscht ist.

Es gibt Menschen, die tragen dieses Monster mit sich herum und wenn man in die Nähe dieser Menschen kommt, spürt man ihr Monster. Meist sind es garstig erscheinende Verhaltensweisen, die ein Spotlight auf das Monster richten. Solche Menschen scheinen sich immer betrogen zu fühlen, sind passiv-aggressiv, launisch (nennen wir es mal emotional ambivalent), sind immer das Opfer und Schuld haben eh die anderen.

Aber die meisten von uns haben gelernt, das Monster gut zu verstecken. Wenn überhaupt kommt es Zuhause in einem sicheren Rahmen zum Vorschein. Oder wir brüllen beim Autofahren andere Autofahrer an. Auch im Auto sind wir sicher, bekommt doch der andere Autofahrer selten unsere Aggression direkt zu spüren und noch seltener kann dieser sich wehren oder sich gar rächen.

Unterdrückte Emotionen werden zu riesigen Monstern in uns

Es scheint jedoch, als ob die Monster mit dem Alter immer lauter werden. Kein Wunder, packt man doch immer mehr unterdrückte Emotionen dazu, weil bei der neuen Arbeit bestimmte Emotionen nicht erwünscht sind oder der neue Partner möchte, dass man sich ändert. Also passt man sich an und das Monster der emotionalen Unterdrückung wird größer und lauter.

Viele alte Menschen zeigen ein besonderes Ausmaß an Garstigkeit, als ob sie ihre eigenen Monster nicht mehr unterdrücken könnten und sie ungefiltert an das Außen abgeben. Immer in dem Glauben, sie hätten Recht und die anderen seien Schuld.

Die Auswirkungen unserer Emotions-Monster

Bei manche kommen die Monster nur selten zu Besuch und bleiben meistens unter dem Bett, nur um einmal kurz hervorzuhuschen. Und das auch nur unter kontrollierten Bedingungen.

Bei anderen wiederum scheinen die Monster immer lauter zu werden, je weniger man sie beachtet. Sie fangen an im Körper zu wüten, führen zu Entzündungen in bestimmten Organen, lassen Bandscheiben aus den Wirbelzwischenräumen flutschen oder nisten sich im Kopf ein. Sie scheinen einem ständig etwas ins Ohr zu flüstern: Wie dumm oder wie fett man ist; kein Wunder, dass niemand einen mag, so wie man ist. Niemand will hören, was man zu sagen hast, flüstern sie einem ein.

Und wenn man sie weiter ignoriert, schicken sie einem Angst und Panik, Wut und Raserei. Die Monster scheinen einen Umweg über den Körper zu nehmen, bevor sie sich als das präsentieren, was sie tatsächlich sind: Unterdrückte Emotionen. Und sie werden einen Weg finden, dass man sie nicht mehr ignorieren kann. Sie werden uneingeladen zum Vorschein kommen und einen selbst und alle anderen drum herum anbrüllen.

Das Ignorieren der Emotions-Monster lässt sie nur lauter werden

Was tun, um Emotionen zu verarbeiten?

Wie Beppo Straßenkehrer in Momo, so ist auch die Emotionsverarbeitung eine Schritt-für-Schritt-Aufgabe.

Wenn man die ganze lange Straße vor sich sieht, überkommt einen die Angst. Die Gedanken fangen an zu rasen und man beginnt sich zu beeilen. Man steht durchgehend unter Druck, es nicht zu schaffen und dieser ganze Druck raubt einem die Kraft, macht einen müde. Aber die lange Straße vor einem scheint kein Ende zu nehmen. Also beeilt man sich noch mehr, setzt sich noch mehr unter Druck. Und verbraucht noch mehr Energie.

Am Ende der Energie ist noch viel Straße übrig

Und wie Beppo das ganz richtig erkannt hat, ist es notwendig, sich Stück-für-Stück vorwärts zu arbeiten, anstatt das große Ganze zu sehen.

Bei der Emotionsverarbeitung darf man nie an die ganzen Emotionen auf einmal denken. Man muss nur an den Schritt denken, den man gerade macht. Und dann denkt man an den Atemzug, den man gerade macht. Und dann an die Emotion, die man gerade fühlt. Punkt.

So arbeitet man sich Schritt-für-Schritt durch eine Emotion nach der anderen. Und am Ende merkt man gar nicht, dass man sich durch etliche unterdrückte Emotionen gearbeitet hat. Man ist auch nicht so erschöpft und ausgelaugt.

Am Ende des Weges ist dann noch viel Energie übrig

Energie, die man für andere Dinge verwenden kann.

Emotionen in der Verarbeitung kosten viel Energie
Der Schrank der unterdrückten Gefühle

Der Schrank der unterdrückten Gefühle

Der Schrank der unterdrückten Gefühle

In jedem von uns gibt es einen Schrank. Einen Schrank, in den wir alles Emotionale hineinstopfen. Alles, womit wir uns nicht auseinandersetzen wollen, was uns Angst macht. Es ist nicht nur eine Büchse, sondern ein riesiger, fest eingebauter Wandschrank in unserem Selbst, der all die Dinge beherbergt, die uns prägen und die unsere Persönlichkeit ausmachen. Bis nichts mehr in den Schrank hineingeht…

Kindliche Wut erleben

Stell es dir vor…

Stell dir einen riesigen Schrank vor, der vollgestopft ist mit allem möglichen Krimskrams: alten Spielen, Nähmaterialien, Büchern, Stoffen und, und, und. All diese Dinge stehen für dein Leben. Sie repräsentieren dich selbst, deine Erfahrungen, Konditionierungen, Überzeugungen, alles, was du bis jetzt erlebt und erfahren hast.

Und in diesen Schrank stopfst du immer mehr Dinge hinein, so dass es immer schwieriger wird die Türen zu schließen. Je mehr Erfahrungen du machst, desto voller wird der Schrank, bis er bis zum Rand mit all dem gefüllt ist, was du dir nicht anschauen magst: Als dein Mann sich von dir getrennt hat, als du in der Schule gemobbt wurdest, als deine Eltern dir immer wieder eingebläut haben, dass du ein braves Mädchen sein musst, und, und, und.

Viele dieser Sachen machen dir Angst und du bist froh um den Schrank und seine Türen, die du immer fest hinter dir abschließt. So musst du dich nicht jeden Tag mit diesen angstmachenden Sachen auseinandersetzen, sondern kannst „ein ganz normales Leben“ führen. Durch diesen Schrank ist es dir möglich dir einzureden, dass alles gut ist, dass es dir doch gut geht, dass es keine Probleme gibt.

Immer mehr Sachen kommen hinzu

Aber mit der Zeit purzeln immer wieder Sachen aus dem Schrank, die du aufheben und dir anschauen musst, um dann zu entscheiden, ob du das Ding, was rausgepurzelt ist, behältst oder lieber wegwirfst. Wenn du den Schrank öffnest, um was Neues hinein zu stopfen (z.B. als du so verletzt warst, als deine Freundin deinen Geburtstag vergessen hat), kommen immer wieder alte Verletzungen zu Tage, die du aber schleunigst wieder im Schrank verstaust.

Du machst nie eine große Aufräumaktion. Du redest dir ein, dass du grad keine Zeit hast, das machst du, wenn die Kinder aus dem Haus sind oder dein Mann gestorben ist, irgendwann in der Zukunft. Aber in Wirklichkeit sind das nur Ausreden. Du möchtest die Dinge in diesem Schrank belassen. Dort sollen sie für immer bleiben, so dass du tun kannst, als gäbe es sie nicht. All diese Dinge darin repräsentieren dich selbst und deinen Wert in der Welt.

Der Schrank der unterdrückten Gefühle ist wie das Monster unter deinem Bett: Niemand sonst kann es sehen, nur du kannst seine Anwesenheit fühlen.

Aber eines Tages passiert etwas und als du den Schrank öffnest, um etwas Neues hineinzustopfen, kommt dir all der Krimskrams entgegen, verteilt sich im ganzen Zimmer. Heraus kommen auch jede Menge Dreck, Staub, du glaubst zu ersticken. Der Berg an Dingen begräbt dich unter sich, macht dich bewegungsunfähig. Die Schwere und die Dunkelheit drücken dich nieder, lassen dich versteinern.

Dein erster Impuls ist es wegzurennen. Einfach alles so liegen zu lassen, all den Dreck und das Chaos. Bloß nicht hinschauen, nicht wahrnehmen, wovor du all die Jahrzehnte Angst hattest.

Du hast von Pillen gehört, die dir helfen über diesen Krimskrams hinwegzuschauen. Die helfen dir, dich nicht mehr darum zu kümmern, so dass du wieder dein „ganz normales Leben“ weiterführen kannst. Die Erinnerung an den Schrank soll durch diese Pillen komplett ausgelöscht werden und du musst dich nicht mit seinem Inhalt auseinandersetzen.

Aber der Schrank wird dadurch nicht weggehen. Vielleicht wirst du dir noch einen zweiten Schrank kaufen, den du mit neuen Erfahrungen vollstopfen kannst. Bis auch der voll ist. 

Die Pillen regeln das schon!

Kindliche Wut beim Spielen erleben

Aber eigentlich weißt du tief in dir drin, dass es Zeit ist aufzuräumen.

Die Aufräumaktion beginnt

Aufräumen bedeutet, jedes Ding einzeln in die Hand zu nehmen, es dir anzuschauen, es zu fühlen, noch einmal in diese ganz bestimmte Erinnerung einzutauchen und dann zu entscheiden, ob du es behältst oder es wegwirfst. Und alles, was du behältst wirst du schön ordentlich in den Schrank einsortieren.

Manche dieser Erinnerungen liegen so weit zurück, dass du keinerlei Bilder in deinem Kopf mehr davon hast. Aber das Gefühl, das du in dem damaligen Moment nicht fühlen wolltest, ist im Schrank verblieben und reißt dich jetzt in eine Vergangenheit zurück, die du hinter dir lassen wolltest. Aber diese Vergangenheit konnte niemals hinter dir bleiben, weil du sie in deinem Schrank der Gefühle eingeschlossen hattest. Diese Vergangenheit war immer bei dir, hat dich nie verlassen.

Aber jetzt ist der Moment, in dem du Licht und Luft daran lässt. Dies ist der Moment, in dem du bereit bist, dich dem unangenehmen Gefühl zu stellen und zu erkennen, dass du nicht dieses Gefühl bist. Du bist nicht der Krimskrams aus deinem Schrank. Diese Dinge haben dich geformt, haben dich zu der gemacht, die du jetzt bist, aber sie definieren dich nicht mehr länger.

Und so beginnen Jahre des Aufräumens. Jahre, in denen du in jede Erinnerung eintauchen musst, weil sie sich aufdrängen. Alles, was du lieber in dem Schrank begraben hättest, kommt ans Licht und möchte gesehen werden. Und deine Aufgabe ist es, den Erinnerungen erlauben da zu sein, sich nicht von ihnen mitreißen zu lassen, nicht deine gesamte Gegenwart von ihnen einnehmen zu lassen. Und dann zu entscheiden, ob du sie behalten oder liebevoll in einen Karton räumen möchtest.

Jetzt, da alles aus dem Schrank gefallen ist, kannst du endlich selbst die Wahl treffen, wie dein Leben weitergehen soll ohne all diese Dinge aus der Vergangenheit, die dein Leben beschatten.

Alles ist ein Teil von dir und hat seine Daseinsberechtigung.

Im Tageslicht deines Bewusstseins sind die Schatten nicht mehr ganz so dunkel, sind die Abgründe nicht mehr ganz so tief. Und du kannst eine bewusste Wahl aus freier Entscheidung heraus treffen wie sich dein weiterer Lebensweg gestalten soll. Und die Dinge hinter den Schranktüren können dir keine Angst mehr machen, weil du sie gesehen hast und du weißt, dass du immer die Wahl hast.

Was ist, wenn „Depression“ nur das Zeichen unseres Körpers ist, dass unser Schrank der unterdrückten Gefühle voll ist und aufgeräumt werden muss?

Kindliche Wut bedeutet für die Erwachsenen einen achtsamen Umgang mit den eigenen Gefühlen lernen
Emotionsunterdrückung im Kindesalter

Emotionsunterdrückung im Kindesalter

Emotionsunterdrückung im Kindesalter

Beobachtung einer Erwachsenen

Emotionsunterdrückung im Kindesalter hat enorme Auswirkungen auf die späteren Erwachsenen! Kinder sind verletzliche Lebewesen, deren physisches Überleben vom Rudel, in dem sie leben, abhängt. Wie fühlt es sich an, wenn man als Kind immer wieder zu spüren bekommt, dass die eigenen Gefühle nicht der Wahrheit entsprechen und man für Emotionsäußerungen entweder direkt bestraft oder lächerlich gemacht wird? Was bedeutet es, wenn man als Kind mit seinen Emotionen alleine gelassen wird?

Wie sich Emotionsunterdrückung auf Kinder auswirkt

Inhaltsverzeichnis Emotionsunterdrückung im Kindesalter

Die eigene Kindheit nochmal erleben

Mit Anfang 30 zog ich wieder bei meinen Eltern ein. Ich galt als selbstgefährdend, ein distanziertes Wort der Psychiatrie um ausdrücken, dass ich dieses Leben nicht weiterführen wollte. Also kündigte ich meinen Mietvertrag, packte alle meine Habseligkeiten ein und zog nach zehn Jahren Eigenständigkeit wieder zurück in ein Zimmer im Haus meiner Eltern. Tief in mir spürte ich, dass ich sobald nicht mehr ausziehen würde. Fast zehn weitere Jahre sollten ins Land gehen, bevor es soweit war.

In diesen letzten zehn Jahren erlebte ich meine Kindheit erneut. Mit allen Emotionen, die in meinen Kindertagen so schlimm waren, dass ich sie nicht ertragen konnte und tief in mir weggeschlossen habe. Alle Gefühle kamen ans Licht und ich verstehe, warum ich sie als Kind nicht fühlen konnte.

Ich frage mich oft, wie ich das überlebt habe.

So hatte ich jedoch die Möglichkeit mir als Erwachsene anzuschauen, wie es sich als abhängiges Kind anfühlt, wenn man immer und immer und immer wieder zu hören bekommt, dass das, was man fühlt, nicht wahr ist. Und während ich keine Wut zeigen durfte, weil es von Seiten meiner Mutter sofort mit Wut bestraft wurde und mein Vater sich von mir distanzierte, waren auch kaum andere Emotionen erwünscht. Ich durfte mich nicht zu laut freuen, das störte. Weinen führte zu einer Genervtheit. Meine Ängste wurden als Waffe gegen mich eingesetzt, wenn ich unter Kontrolle gebracht werden musste.

Ich weiß jetzt, wie es sich als Kind angefühlt hat, wenn Erwachsene meine Grenzen überschritten und ich mich nicht wehren durfte. Aber Erwachsene sind immer am längeren Hebel. Als Kind ist das eigene Überleben abhängig von der Kernfamilie. Wenn diese einen ablehnt, kann man sich gleich das Leben nehmen. Oder man passt sich an. Das ist, was alle Kinder tun müssen und Erwachsene erwarten das auch. So, wie die Erwachsene sich selbst als Kinder anpassen mussten.

Die Aufgabe von Wut: Unsere Grenzen zu schützen, damit sie niemand überschreitet.

Kinder haben ein Recht auf ihre Emotionen!

Emotionsunterdrückung im Kindesalter führt zu nichts!

Es gibt einen Grund, warum Kinder wütend sind! Und sie mit der Wut alleine zu lassen, ist nicht besser als sie dafür zu bestrafen. „Die stille Treppe“ oder „der stille Stuhl“ sind für ein Rudeltier, wie der Mensch eins ist, das Todesurteil. „Du zeigst eine unerwünschte Emotion? Dann hast du in unserem Rudel nichts mehr verloren!“, das ist, was die Kinder indirekt gesagt bekommen. Stattdessen sollte es Aufgabe des Caretakers sein, das Kind anzuleiten, wie man Emotionen erleben kann ohne sie an anderen auszulassen. Wie soll das Kind lernen, wie es mit Emotionen umgehen soll, wenn die Erwachsenen in seinem Leben ihm nicht zeigen, wie das geht?

Hier liegt natürlich der Hase im Pfeffer: Die Erwachsenen wissen meist selbst nicht, wie das geht. Auch sie haben nur gelernt, Emotionen zu unterdrücken, anstatt sie zu verarbeiten.

Mit den eigenen Emotionen allein gelassen werden

Das empfand ich am allerschlimmsten: Alleingelassen zu werden mit all der Wut und der Verzweiflung. Abends ins Bett zu müssen in ein dunkles Zimmer, kein Spielen oder Lesen war erwünscht, ich musste ja bestraft werden. Welcher Erwachsene würde das aushalten? Wir würden sofort zu unseren Handys greifen und uns bei YouTube oder TikTok berieseln lassen, um diese schlimmen Emotionen nicht spüren zu müssen. Aber Kinder lassen wir damit allein! Gerne werden dann auch Sachen gesagt wie: „Denk darüber nach, was du getan hast!“. Und dann werden sie mit all diesen unangenehmen, schrecklichen Gefühlen allein gelassen und sollen in der Lage sein, das, was Erwachsene noch nicht mal ertragen können, auszuhalten oder besser noch, zu verarbeiten?

Wenn der Erwachsene zum Kind werden würde:

Der Chef hat einen so wütend gemacht heute auf der Arbeit, aber man darf das ja nicht am Chef auslassen, weil man von der Anstellung und somit vom Chef abhängig ist. Also schluckt man seine Wut herunter bis man Zuhause ist und sich beim Partner oder der Partnerin richtig über den Chef auslassen kann. Vielleicht haut man auch irgendwo dagegen. Oder man schaut Fernsehen, um nicht mehr darüber nachdenken zu müssen.

Was wäre, wenn man stattdessen gezwungen wird, sich ruhig hinzusetzen in eine dunkle Ecke, ohne Ablenkung oder einen sozialen Kontakt und einfach mit der Wut zu sein? „Nein, du darfst dich nicht bewegen, um die sich anstauende Energie rauszulassen. Du sollst auch nicht weinen oder schreien, das will keiner hören. Ach, diese Unruhe in dir macht dir Angst? Ja, mir auch, deswegen will ich nicht, dass du sie raus lässt.“, „Aber was soll ich denn dann damit machen?“, „Denke darüber nach!“.

Irgendetwas läuft hier ziemlich schief.

An alle Mamas, Papas und Caretaker:

Viele von euch haben es selbst nicht anders gelernt, als die eigenen Gefühle zu unterdrücken, zu ignorieren und gegen sie zu kämpfen. Aber ihr könnt jetzt etwas ändern. Setzt euch mit den Emotionen eurer Kinder auseinander. Dafür müsst ihr selbst lernen, wie sich diese Gefühle anfühlen und wie man sie verarbeiten kann. Ihr müsst zu euren Experten werden, um für eure Kinder die Experten im Fühlen zu werden! Emotionen können enorm unangenehm sein. Stellt euch vor, wie das für unschuldige, abhängige Kinder ist. Nur durch euch können sie sehen, dass es ok ist zu fühlen.

Kinder brauchen Erwachsene, um ihnen zu helfen, Gefühle zu spüren

Ihr seid die Veränderung, die diese Welt braucht!

Fazit zur Emotionsunterdrückung im Kindesalter

Wir alle tragen unzählige unterdrückte Emotionen und Gefühle aus unserer Kindheit mit uns. Aber das müssen wir so nicht weitergeben. Kinder haben ein Recht darauf zu lernen, wie sie ihre Gefühle und Emotionen spüren und erleben können, ohne gegen sie zu kämpfen. Gerade weil sie von den Erwachsenen abhängig sind!