Das Gefühl der Sehnsucht

Aktuell fühle ich das Gefühl der Sehnsucht in mir. Sehnsucht nach anderen Menschen, nach anderen Lebensumständen, nach anderen Erfahrungen. Und dieses Gefühl geht mit einem Gefühl der Hilflosigkeit einher, weil ich aktuell nichts daran ändern kann. Sehnsucht kommt dann auf, wenn ich die Umstände nicht kontrollieren kann, die dazu führen würden, dass ich keine Sehnsucht mehr empfinden würde. Stattdessen ist mein Leben wie es ist und ich bin, wie ich bin.

Das Gefühl der Sehnsucht fühlen

Inhaltsverzeichnis über „Das Gefühl der Sehnsucht“

Sich nach etwas sehnen… oder nach jemandem…

Die „Krankheit des schmerzlichen Verlangens“ ist eine Leere in unseren Organismen, die uns erzählt, dass wir nicht vollständig sind. Etwas oder jemand fehlt, um uns vollständig zu machen.

Dabei geht es selten um kurzfristige Bedürfnisbefriedigung, Sehnsucht ist ein langfristiges Gefühl des Vermissens.

Wenn ich Lust auf etwas zu Essen habe, aber es gerade nicht da ist, empfinde ich keine Sehnsucht danach. Es ist ein meist körperliches Verlangen, das schnell gestillt werden kann. Und das genauso schnell wieder ersetzt wird durch ein neues Bedürfnis.

Sehnsucht geht tiefer, sitzt tiefer

Sehnsucht kann einen aufzehren, bis man sich mit nichts anderem mehr beschäftigen kann, als mit dem Gefühl nicht vollständig zu sein.

Bis es zu einer Sucht wird. Einer Sucht danach sich zu sehnen. Wer ist man ohne dieses Gefühl der ungestillten Sehnsucht?

Wonach sehnt man sich?

Interessanterweise kann dieses Etwas oder Jemand, nach dem man sich sehnt, alles Mögliche sein.

Vielleicht habe ich Sehnsucht nach einem bestimmten Land auf der Erde, das ich gerne bereisen würde?

Oder ich sehne mich nach einem bestimmten Menschen. Oder ich sehne mich nach IRGENDEINEM Menschen, einer Person, die mir nahe ist.

Vielleicht empfinde ich Sehnsucht nach einer bestimmten längst vergangenen Zeit. Oder einer Zeit, die hoffentlich noch kommt.

Oder ich sehne mich danach Mutter oder Vater zu sein oder eine bestimmte Rolle im Leben zu haben.

Wie in dem Lied „Something just like this“ von Coldplay:

„Just something I can turn to,
somebody I can miss“

Ganz allgemein sehne ich mich.

Irgendetwas oder -jemand fehlt in meinem Leben und dieses Bedürfnis lässt sich nicht so schnell befriedigen.

Sehnsucht schwelt langsam in unseren Organismen heran und wir Menschen sind Spezialisten darin dieses Gefühl weit wegzudrücken, wenn wir es nicht direkt befriedigen können.

Wir Menschen wollen nämlich die Leere in uns nicht fühlen müssen

Egal, ob es etwas zu Essen ist, die Einsamkeit, weil man keinen nahestehenden Menschen an seiner Seite hat oder das Gefühl in seinem eigenen Alltag gefangen zu sein: Wir möchten diese Leere nicht spüren. Wir möchten uns vollständig fühlen. Wir wollen ein Ganzes sein.

Und jeder Mensch ist ein Individuum und hat seine und ihre eigene Vorstellung davon, was es braucht um sich selbst vollständig zu fühlen.

Aber woher kommt dieses Gefühl der Leere?

Um sich nach etwas zu sehnen, muss man eine Vorstellung von diesem Gefühl haben.

Tatsächlich ist es nicht die Sehnsucht nach einem Objekt, einer Zeit oder einer Person, die wir empfinden.

Stattdessen ist es das Bedürfnis nach dem GEFÜHL, was man mit dem jeweiligen Objekt verbindet. Man sehnt sich nach diesem Gefühl, man sehnt sich nach diesem Anteil in einem, der nur da zu sein scheint, wenn das begehrte Objekt da ist.

Besonders ausgeprägt ist das im Bezug auf einen engen Partner oder Partnerin. Dieses Bedürfnis nach physischer und emotionaler Verbundenheit, was einem nicht mehr einsam sein lässt.

Mit dieser einen Person bekommt man ein Gefühl der Vollständigkeit. Bis es wieder nachlässt, weil man in seinem Alltag gefangen ist und man die emotionalen Untiefen der anderen Person kennen lernt.

So wie man seine eigenen Untiefen kennen lernt.

Wir Menschen scheinen ein natürliches Bedürfnis nach Vollkommenheit zu haben

Und wir glauben, diese Vollkommenheit in einer anderen Person zu finden. Jemand, der uns oberflächlich betrachtet für eine gewisse Zeit vollkommen macht.

Kommt das Gefühl der Sehnsucht wirklich aus einer nicht vollständigen Vollkommenheit?

Wenn das Gefühl der Sehnsucht gestillt wurde durch ein Objekt oder eine andere Person, setzt erstmal Ruhe ein.

Bis sich die Sehnsucht wieder in einem regt. Die Sehnsucht nach Mehr. Als ob wir unser Mehrsein verloren hätten und es versuchen wieder zu bekommen. Als ob Menschen immer mehr haben wollten.

Aber die Leere in einem scheint unersättlich zu sein

Wenn eine geliebte Person dann endlich da ist, möchte man vielleicht reisen. Oder man sehnt sich nach einem anderen Job. Oder nach mehr Kindern. Vielleicht kauft man sich dann einen Hund, um die Leere zu füllen.

Vielleicht fehlt uns gar nichts im Außen, sondern fehlen wir uns selbst? Unser wahres Selbst, das sich versteckt unter Konditionierungen und Glaubenssätzen aus unserem Leben.

Die Vollkommenheit in sich selbst finden

Ist es möglich diese Vollkommenheit in sich selbst zu finden und so die Sehnsucht hinter sich zu lassen?

Zu erkennen, dass ich vollständig bin, so wie ich bin. Dass ich nichts brauche, um ein Gefühl der Gemeinsamkeit zu haben.

Dann wäre ich überall auf der Welt Zuhause, egal, welche Menschen, welche Kulturen oder welche Sprachen mich gerade umgeben. Weil Zuhause IN MIR wäre.

Dann gäbe es keinen Grund mehr sich zu sehnen und immer darauf zu hoffen, dass etwas oder jemand in mein Leben tritt, der dieses Leben besser macht.

Dann mache ICH mein Leben besser

Ich selbst fülle die Leere in mir mit mir selbst.

Nachtrag 28.05.2024

Und am Ende ist auch Sehnsucht nur ein Gefühl, das weiterzieht, wenn man es lässt.

Die Sehnsucht nach mir selbst

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