Gefühle nicht fühlen wollen

Gefühle nicht fühlen wollen

Gefühle nicht fühlen wollen

Gefühle zu fühlen kann unangenehm sein. Nicht nur das Gefühl selbst, auch die körperlichen Reaktionen auf das Gefühl und vor allem das, was an diese Gefühle geknüpft wurde, wie Scham und Schuld. Jeder Mensch hat seine eigenen Strategien entwickelt, wie er oder sie mit Gefühlen umgeht, die er oder sie nicht fühlen will. Ein Einblick in die Gefühlswelt eines sogenannten „Borderliners„.

Borderline heißt emotional-instabile Persönlichkeitsstörung

Inhaltsverzeichnis über Gefühle nicht fühlen wollen

Ablehnung von Gefühlen

Die meisten werden die Ablehnung und die Anspannung kennen, wenn man Gefühle ablehnt. Da blubbert etwas hoch und wir fangen automatisch an uns dagegen zu wehren. Das wurde von klein auf einprogrammiert: Dieses Gefühl möchte ich nicht fühlen und noch weniger darf ich es zum Ausdruck bringen. Die wenigstens werden es sich eingestehen, aber dahinter steckt Angst. Eine tiefsitzende Angst vor einem Gefühl.

Das ist so stark in unseren Organismus einprogrammiert, dass wir es in den meisten Fällen noch nicht mal mitbekommen, dass überhaupt ein Gefühl da ist und dass wir es direkt wegdrängen. Diese Abwehrfunktion wurde tief ins Unterbewusstsein eingebrannt.

Aber diese Gefühle finden einen Weg. Sie finden einen Weg durch unsere Gedanken und vor allem durch unsere Körper. Hier bringen sie sich zum Ausdruck, durch Krankheit, Gedankenkreisen, nicht-zur-Ruhe-kommen. Unsere Medizin ist jedoch immer noch so stark auf das rein Physische konzentriert, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis sie auch Gefühle in ihre Behandlungen miteinbeziehen und vor allem als Ursache anerkennen.

Ursache vieler physischer Erkrankungen sind unterdrückte Gefühle

Extreme Ausdrucksform des „Gefühle-Nicht-Fühlen-Wollen“s

Eine extreme Ausdrucksform ist die Selbstverletzung. Anstatt ein Gefühl zu fühlen, fügen sich Betroffene selbst Verletzungen zu. Diagnostiziert wird dann gerne Borderline, die offizielle Diagnose lautet emotional-instabile Persönlichkeitsstörung.

Das sind Menschen, die ihren Gefühlen und Emotionen so nahe stehen, dass diese immer kurz unter der Oberfläche herumblubbern. Gleichzeitig aber empfinden Betroffene eine enorme Abwehr gegen diese Emotionen. Und diese Abwehr ist berechtigt! Diese unangenehmen Emotionen haben nämlich selten etwas mit dem Hier und Jetzt zu tun, auch wenn sie gerade in diesem Moment ausgelöst werden. Stattdessen sind es alte Emotionen, aus der eigenen Kindheit, aus einer Zeit, in der diese Emotionen nicht da sein durften.

Die aus der Unterdrückung entstehende Wutenergie musste damals irgendwo hin. Also richtet man diese Wut gegen sich selbst, weil man gelernt hat, wenn man sie an anderen (Erwachsenen und vor allem Autoritätspersonen) auslässt, wird man immer den Kürzeren ziehen. Man kann niemals gewinnen. Alles wir viel schlimmer werden, wenn man die Wut rauslässt. Also richtet man sie gegen sich selbst, als letzter Akt der Verzweiflung.

Diese Emotionen wurden mit aller Vehemenz unterdrückt, mussten unterdrückt werden, um sich anzupassen.

Sich selbst zu verletzen kann sehr befriedigend sein.

Erstmal lenkt der Schmerz die eigene Aufmerksamkeit weg von dem unangenehmen Gefühl, auf das man sonst panischst fokussiert ist (obwohl man am liebsten davor wegrennen möchte). Es muss ein sehr lauter Reiz sein, um in diesen Ausnahmesituationen die Aufmerksamkeit zu lenken. Der Fernseher reicht da oft nicht aus.

In diesen panischen Ausnahmesituationen wird der ganze Körper taub. Man fühlt so gut wie nichts mehr, nur noch dieses extrem unangenehme Gefühl ist in einem vorhanden. Und dieses Gefühl nimmt alles ein. Das autonome Nervensystem ist so überfordert, dass es in die Freeze-Stellung geht, eine Art Totstellen. In der Natur kann man das bei Beutetieren beobachten, die von einem Jäger gefasst werden. Hat der Löwe die Antilope gerissen, schaltet sich das autonome Nervensystem der Antilope ab, so dass sie keine Panik und keinen Schmerz mehr spürt. Auch bei Menschen geschieht das in extremen Ausnahmesituationen. In diesen Situationen glaubt der Körper, physisch nicht zu überleben.

Welch ein Segen unser autonomes Nervensystem sein kann!

Der eigene Körper interpretiert also gerade dieses unangenehme Gefühl als überlebensbedrohend (und als abhängiges Kind war solch eine Situation mit Sicherheit lebensbedrohend). Daraufhin schaltet er sich ab und fährt die Organtätigkeiten herunter. Die Schwierigkeit ist nun, dass man aber gerade nicht stirbt, sondern als Mensch irgendwie weiter funktionieren muss (man braucht zum Beispiel Essen und Trinken, nichts, was der Körper in der Freezestellung bewerkstelligen kann). Die Selbstverletzung lässt einen den eigenen Körper wieder spüren, man lenkt seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Ziel und das autonome Nervensystem hat Zeit wieder in Gang zu kommen.

Außerdem nimmt die Selbstverletzung einem die Anspannung, gibt einem das Gefühl von Selbstwirksamkeit zurück und lässt einen wieder im Hier und Jetzt ankommen. Definitiv ein Skill! Dieser wird jedoch von der Medizinwelt nicht gerne gesehen. Betroffene werden für dieses Verhalten eher verurteilt, als dass anerkannt wird, dass die Betroffenen selbst in der Lage sind, solche Ausnahmesituationen zu regulieren. Ganz ohne Medikamente oder Hilfe von außen (die sie in Kindertagen mit Sicherheit auch nicht bekommen haben).

„Gefühle-Nicht-Fühlen-Wollen“ im Alltag

Die meisten werden im Laufe ihres Lebens irgendwelche Strategien entwickelt haben, um Gefühlen aus dem Weg zu gehen oder wenn sie dann da sind, sie zu ignorieren. Ganz vorne mit dabei sind Scrollen durch Social Media, Fernsehschauen, Alkohol oder anderer Drogenkonsum, essen, sich mit Freunden treffen, Shoppen, Videospiele und, und, und. Unsere Welt ist voll von Möglichkeiten nicht fühlen zu müssen. Menschen scheinen Meister darin zu sein, Dinge zu erfinden, um nicht fühlen zu müssen und diese dann bis zum Exzess zu verwenden. Meistens total unbewusst darüber, dass es dabei darum geht, dass sie nicht fühlen wollen.

Die richtige Richtung

Gibt es einen Ausweg?

Jede Menge Bewusstsein ist notwendig, um sich selbst einzugestehen, dass man nicht fühlen will. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt, um etwas zu ändern. Denn in dem Moment, in dem man seine Gefühle annehmen kann, hört der innere Kampf auf und man ist nicht mehr auf Ablenkungen angewiesen. Dann kann man sein Leben selbst in die Hand nehmen, ganz ohne Social Media und Co. Ganz ohne Energieverschwendung.

Nimm dein Leben wieder selbst in die Hand

Das Gefühl etwas zurücklassen zu müssen

Das Gefühl etwas zurücklassen zu müssen

Das Gefühl etwas zurücklassen zu müssen

Beim Gefühl etwas zurücklassen zu müssen, scheint eine unglaubliche Schwere den Körper und die Psyche zu befallen. Das Gefühl der Traurigkeit steigt in Form von Tränen auf. Einfach so, wie aus dem Nichts. Vielleicht hat man eine Gegenstand gesehen, den man mit seiner Vergangenheit verbindet? Oder es ist ganz unbewusst ein Gedanke in einem aufgepoppt: Das kommt nie wieder. Das ist jetzt vorbei.

Das Gefühl etwas zurück zu lassen

Inhaltsverzeichnis über das Gefühl etwas zurücklassen zu müssen

Der Sand der Zeit

Der Sand der Zeit fließt unaufhörlich durch die eigenen Finger, immer weiter nach vorne treibend und man weiß, man kann nicht mehr da hin zurück, wo man hergekommen ist.

Manchmal ist das ein sehr erleichternder Gedanke: Wenn man vor der eigenen grausigen Vergangenheit geflohen ist, geht das Gefühl, etwas zurücklassen zu müssen eher mit der Angst einher, die Vergangenheit könnte einen wieder einholen.

Die Unausweichlichkeit der verrinnenden Zeit

Bei dem Gefühl etwas zurücklassen zu müssen geht es darum, etwas loslassen zu müssen, mit dem man so eng verbunden war, dass es einen hilflos zurücklässt, wenn es gegangen ist. Das kann ein geliebter Mensch gewesen sein oder ein geliebtes Haustier. Möglicherweise ist man umgezogen und man muss diesen alten Teil von sich in der alten Wohnung zurücklassen.

Diese Form des Verlustes, ob nun selbst herbeigeführt oder erzwungen, trägt jede Menge Trauer in sich. Man muss trauern, um jene Dinge, die man verloren hat. Trauern, um jene eigenen Anteile, zu denen man nicht mehr zurück kann. Das Leben geht unausweichlich weiter. Der Zeitpfeil, der Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet und auf den wir Menschen aktuell keinen Einfluss nehmen können, zeigt gnadenlos in die Zukunft.

Das kommt nicht wieder. Niemals mehr.

Wie unterscheidet sich das Gefühl, etwas zurücklassen zu müssen von Trauer?

Trauer ist ein lautes, alles einnehmendes Gefühl. Es tritt mehr oder weniger direkt nach einem Verlust auf. Man kann nicht mehr essen, nicht mehr richtig schlafen. Man lebt wie unter einer dunklen Glocke, die Zeit bleibt für einen Moment stehen.

Im Gegensatz dazu ist das Gefühl, etwas zurücklassen zu müssen, leiser. Es ist eine Art Untergefühl von Trauer. Es kann Monate, Jahre, Jahrzehnte nach dem eigentlichen Verlust auftreten und nimmt nicht ganz so viel des eigenen Organismus ein. Kleine Momente im Alltag sind es, die durch dieses Gefühl beeinflusst werden. Und so schnell wie es gekommen ist, geht es auch wieder.

Was also tun gegen das Gefühl etwas zurücklassen zu müssen?

Ihm erlauben da zu sein, so schwer das auch fallen mag.

Je mehr man sich gegen dieses Gefühl der Trauer wehrt, desto lauter wird es und desto länger hält es einen gefangen.

Man darf um all das Vergangene trauern, so lange es notwendig ist. Unsere Psyche und unsere Körper brauchen die Zeit des Trauerns, um liebevoll das Alte zu lösen und in der Gegenwart anzukommen.

Deswegen ist es notwendig wahrzunehmen, wenn das traurige Gefühl etwas zurücklassen zu müssen, auftaucht und ihm einen Moment Zeit zu schenken. Es muss mich und meinen Alltag nicht bestimmen.

Durch das Lösen von dem, was wir zurücklassen, schaffen wir Platz für neue Erfahrungen, neue Eindrücke, neue liebevolle Menschen und Tiere.

Die richtige Richtung
Das Gefühl von Hunger und das Gefühl von Durst – Unerlässlich?

Das Gefühl von Hunger und das Gefühl von Durst – Unerlässlich?

Das Gefühl von Hunger und das Gefühl von Durst – Unerlässlich?

„Hunger“ und „Durst“ sind als essentielles Gefühl in unserem Körper, um uns darauf aufmerksam zu machen, dass der Körper Nahrung und Flüssigkeit braucht, um physisch zu überleben. Aber ist das wirklich so? Worin liegt dann die Unterscheidung von einem Hungergefühl zu einem Durstgefühl und den tatsächlichen Bedürfnissen unseres Körpers? Besonders im Hinblick auf sogenannte „Essstörungen“ wäre es hilfreich diese Annahme zu hinterfragen und neue Ansätze zu finden.

Hunger- Durstgefühl

Inhaltsverzeichnis über das Gefühl von Hunger und das Gefühl von Durst

Gefühl „Durst“ vs. physische Empfindung

Heute Nacht erwachte ich mit einem trockenen Gefühl im Mund. Ich hatte Schwierigkeiten zu schlucken, weil man Hals total ausgetrocknet schien. Dabei empfand ich jedoch keinerlei Gefühl von Durst, während ich die Nächte davor mit einem totalen Durst aufgewacht bin ohne jedoch ein Trockenheitsgefühl im Mund zu verspüren.

Hä? Es sollte doch wohl klar sein, dass das Gefühl des Durstes das Signal meines Körpers ist zu sagen, dass ich etwas trinken soll, damit er die benötigte Flüssigkeit bekommt, die er zum Überleben braucht. Stattdessen wurde mir klar, dass das Gefühl „Durst“ nicht zwangsläufig etwas mit dem Bedürfnis meines Körpers nach Flüssigkeit zu tun haben muss.

Ist das verrückt? Vermutlich.

Ist das Gefühl des Durstes gleichbedeutend mit einem Mangel an Flüssigkeit in meinem Körper?

Gefühl „Hunger“ vs. physische Empfindung

Mit Hunger ist das ähnlich. Ich habe selten Hunger. Ich spüre, wenn mein Körper Energie braucht, er wird dann kraftlos, erschöpft, die Muskeln haben kaum noch Energie. Das ist mein Signal ihm Nahrung zuzuführen. Oder ich spüre, dass mein Magen leer ist. Aber das sind alles rein physische Empfindungen, kein Gefühl.

Das Gefühl „Hunger“ übersetze ich gerne mit dem Wort „Appetit“ . Es ist ein Gefühl, dass sagt: „Oh, ich habe jetzt Lust etwas zu essen und zwar genau das!“. Aber dieses Gefühl hat nicht unbedingt etwas zu tun mit der Notwendigkeit meinem Körper Essen zuzuführen.

Natürlich bedingen sie sich alle gegenseitig. Das physische Bedürfnis nach Flüssigkeit und Nahrung geht einher mit dem Gefühl „Durst“ oder „Hunger“, genauso wie das Gefühl „Durst“ oder „Hunger“ einher geht mit dem Bedürfnis nach Flüssigkeit und Nahrung. Als Menschen lernen wir früh, all diese Empfindungen in einen Topf zu werfen. Irgendwann sind wir nicht mehr in der Lage zu unterscheiden, ob das Signal auf rein physischer Ebene stattfindet oder ob dahinter das Gefühl von „Durst“ oder „Hunger“ steckt.

Diese Tatsache ist besonders für Menschen interessant, die das Gefühl haben, dass ihr Hunger unstillbar ist. Dabei sollte die Frage im Mittelpunkt stehen:

Woher kommt mein Gefühl des Hungers tatsächlich?

Ein Leben ohne das Gefühl „Hunger“

Das Gefühl „Hunger“ motiviert uns etwas zu essen. Im Gegensatz zu dem physischen Empfinden will dieses Gefühl gestillt werden. Ein unglaubliches Befriedigungsgefühl setzt ein, wenn man seinen Hunger stillt. Zu essen, wenn man hungrig ist, macht viel Spaß, es berauscht richtig. Gerade in der westlichen Zivilisation ist dieses Spaßgefühl ein wenig verloren gegangen, weil wir zu jeder Zeit auf jede Art von Nahrung zugreifen können. Trotzdem wird Essen als Belohnung eingesetzt: Wenn man eine schwierige Aufgabe erledigt hat, belohnt man sich hinterher mit etwas Essbarem. Oder wenn man traurig ist, gibt es „Soul-food“ , Essen, das die Seele streichelt.

Diese Form der Befriedigung ist jedoch kurzfristig. Bis „der nächste kleine Hunger“ kommt, der wieder befriedigt werden möchte. Und so weiter und so fort. Erinnert irgendwie an klassisches Suchtverhalten.

Studien zeigen, dass selbst Menschen, denen der Magen entfernt wurde, ein Hungergefühl haben. Schon allein das zeigt, dass das Gefühl „Hunger“ nicht zwangsläufig etwas mit dem Bedürfnis nach Nahrung zu tun hat.

Indigene Völker in Südamerika kauen Kokablätter, um das Hungergefühl zu unterdrücken. Dabei ist klar, dass es hierbei nicht darum geht, dem Körper Nahrung zuzuführen oder so zu tun, als ob er Nahrung bekäme. Sondern es geht dabei darum, das Gefühl des Hungers zu unterdrücken, also den eigenen Geist davon zu überzeugen, dass das Gefühl des Hungers nicht gestillt werden muss.

Ohne Hunger fehlt die Motivation zu essen.

Ohne Hunger fehlt mir oft die Motivation zu essen oder wenn ich esse, zu wissen, was ich essen soll. Grob kann ich sagen, ob es etwas Süßes oder Salziges sein soll, aber alle anderen Entscheidungen erweisen sich als schwierig. Und auf das physische Signal meines Körpers zu warten, dass er Nahrung braucht, kann auch kontraproduktiv sein, weil Essensbeschaffung eine gewisse Zeit benötigt. D.h. konkret: Wenn ich jetzt das Signal meines Körpers nach Nahrung bekomme, muss ich erstmal kochen und Essen zubereiten, es dauert also bestimmt noch ne halbe Stunde bis zur Nahrungsaufnahme. Aber mein Körper braucht JETZT etwas.

Ist in diesem Fall das die Aufgabe des Gefühls? Mir zu helfen eine Entscheidung zu treffen in einer Welt, in der ich viele Entscheidungsmöglichkeiten habe? Mithilfe des Hungers werde ich motiviert, mich auf Nahrungssuche zu begeben, BEVOR mein Körper keine Energie mehr hat. Das Gefühl unterstützt mich darin physisch zu überleben. Aber es ist nicht NOTWENDIG, um physisch zu überleben. Denn ich WEIß, dass mein Körper Nahrung und Flüssigkeit braucht, unabhängig vom Gefühl. Das Gefühl unterstützt mich „nur“.

Manipulation des Gefühls von Hunger

Was passiert, wenn dieses Gefühl bereits in jungen Jahren manipuliert wird? Vielleicht werden Erlebnisse an dieses Gefühl geknüpft, positive wie negative, und das wiederum beeinflusst das Hungergefühl als Erwachsener?

Wenn ich als Säugling nur Geborgenheit und Nähe empfunden habe, wenn ich gestillt wurde und sich dieses Gefühl der Geborgenheit an das Hungergefühl geknüpft hat? Noch schwieriger: Das Hungergefühl überlagert das eigentliche Bedürfnis nach Geborgenheit und als Erwachsener versucht man durch Essen dieses Geborgenheitsgefühl wieder herzustellen ohne sich bewusst zu sein, dass man nach dem Gefühl Geborgenheit hungert, anstatt nach physischem Essen?

Vielleicht wurde auch absichtlich durch Caretaker manipuliert? Essenentzug als Strafe eingesetzt, so dass das Kind lernen musste, das eigene Hungergefühl zu kontrollieren, weil es sonst wahnsinnig geworden wäre, vor vollen Küchenschränken zu verhungern? Im Erwachsenenalter muss man dann erst lernen, was der Körper braucht und seine Signale richtig zu verstehen, weil man in der Kindheit aus einem Überlebenstrieb heraus gelernt hat, diese Signale zu missachten?

Gerade Durst- und Hungergefühle zu unterscheiden ist ein großes Thema. Wenn Eltern ihrem Kind verbieten etwas zu trinken, wenn es Durst hat, weil es gleich Essen gibt. Oder umgekehrt: Das Kind muss trinken anstatt essen, weil die Eltern mit dem Gewicht des Kindes unzufrieden sind.

Es gibt viele „Erziehungsmethoden“ , die die Gefühle von Hunger und Durst manipulieren. Da ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Erwachsenen keinen ausgeglichenen Umgang mit Essen und Trinken haben und die Signale ihres eigenen Körpers nicht richtig deuten können. Unter den Gefühlen von Durst und Hunger stecken meist einige Erfahrungen aus der Kindheit, die ans Licht kommen müssen, damit man einen ausbalancierten Umgang mit Durst und Hunger finden kann.

Wie gehe ich damit um?

Mein Blick auf Hunger und Durst ist „anders“ , das ist mir durchaus bewusst. Ich weiß, dass ich das Gefühl „Hunger“ von meinem physischen Bedürfnis nach Nahrung getrennt habe, das geht auf Kindheitserfahrungen zurück, die das notwendig gemacht haben. Das ist ok so. Ich muss das nicht kontrollieren. Vielleicht ändert sich das irgendwann wieder. Vielleicht nicht. Ich bin mir einfach darüber bewusst, dass es das Gefühl „Hunger“ und das Gefühl „Durst“ gibt, diese aber nicht unbedingt mit einer physischen Nahrungsaufnahme einher gehen müssen. Mit diesem Wissen (und mit diesem Gefühl) ist es mir möglich eine Entscheidung zu treffen.

Ich habe die Wahl, ob ich dem Gefühl „Hunger“ nachgehen möchte oder nicht.

Ich kann meinem System vermitteln, dass wir trotzdem überleben werden, auch ohne den kleinen Hunger.

Die Wahl haben, wie man mit dem Gefühl Hunger umgehen möchte
Die Unendlichkeit der Trauer

Die Unendlichkeit der Trauer

Die Unendlichkeit der Trauer

Das Gefühl der Trauer ist eines dieser Gefühle, die einen für den Rest des Leben begleiten. Auch wenn die Intensität und die Häufigkeit des Gefühls über die Zeit abnimmt, überfällt sie einen von hinten, wenn man es gerade am wenigsten erwartet. Worin liegt der Unterschied zu Trauer um einen Verstorbenen und Trauer bei einer Trennung?

Die Hand, die ich nach dem Verstorbenen ausstreckt

Inhaltsverzeichnis über die Unendlichkeit der Trauer

Verlust endet niemals

Das Gefühl der Trauer in Verbindung mit dem Tod eines geliebten Lebewesens scheint niemals wirklich zu vergehen. Während andere Gefühle, wie Angst oder Wut, weiterziehen, begleitet einen die Trauer für den Rest des Lebens, da der Verlust niemals beendet werden kann.

Es ist das Gefühl der Unendlichkeit, das mit dem Tod einher geht.

Wenn man sich von einem Partner oder einer Partnerin trennt, geht auch das mit dem Gefühl des Verlustes und der Trauer einher. Trotzdem scheint sich diese Art der Trauer schneller zu regenerieren, der eigene Organismus überwindet diese Form des Verlustes rascher, als es der Tod mit sich bringt. Vielleicht liegt das daran, dass der Tod endgültig ist.

Die Zeiten, die man gemeinsam mit dem geliebten Menschen oder Lebewesen verbracht hat, werden unumstößlich nie mehr wiederkehren. Bei der Trennung eines Partners ist immer ein Hintertürchen offen. Der Partner ist irgendwo immer noch in der physischen Realität vorhanden, selbst wenn er oder sie ans andere Ende der Welt gezogen und verheiratet ist, das Hintertürchen, dass die alten Zeiten wiederkehren könnten, bleibt. Hilft das, den Verlust einer Partnerschaft schnell zu überwinden? „Schnell“ ist selbstverständlich relativ, das kann auch Jahre bedeuten, aber irgendwann kommt bei den meisten Menschen der Moment, an dem sie ein Bild des verlorenen Partners sehen und nichts mehr fühlen. Manchmal fragt man sich auch, wie man überhaupt etwas für diese Person empfinden konnte.

Die Trauer bei Tod jedoch ist anders. Da gibt es kein Hintertürchen, da gibt es kein hin und her und vielleicht doch nochmal: Es gibt nur den endgültigen Verlust, ein Für-Immer. Der Sand der Zeit rinnt einem unaufhaltsam durch die Finger, ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten und Wünsche.

Der Prozess der Trauer

Direkt nach dem Tod kommt eine Zeit des Erstarrens, als würde die Zeit stillstehen, nichts geht mehr vorwärts. Wie soll das Leben auch vorwärts gehen ohne diese geliebte Präsenz um einen? Ein dicker Nebel scheint einen einzuhüllen, dämpft alle Sinneseindrücke, macht einen taub für die Außenwelt. Aber wir wissen, das Leben geht weiter. Unaufhaltsam rinnt die Zeit weiter, während man sich selbst fragt, wie das denn gehen soll. Und all die Erlebnisse, all die geteilte Zeit mit dem geliebten Lebewesen sind unausweichlich beendet.

Es gibt kein Zurück mehr, nur ein Vorwärts.

Die Zeit heilt alle Wunden … Ist das so? Die Unendlichkeit der Trauer ist so unendlich, dass sie nie mehr zu verschwinden scheint. Die Trauer tritt in den Hintergrund, man schafft neue Erlebnisse, neue Erinnerungen, aber dann überfällt sie einen rücklings von hinten, wenn man es am wenigsten erwartet.

Vielleicht hat man einen kurzen Blick auf ein Bild geworfen oder die eigenen Gedanken haben einen zu der liebevollen, vergangenen Präsenz getragen und da ist er wieder: Dieser tiefe Schmerz um den Verlust und das Gefühl, nichts ändern zu können, für immer das Gefühl des Vermissens in sich tragend. Und egal, wie lange der Verlust her ist, wenn man in die Trauer eintaucht, spült sie einen mit sich hinfort und lässt einen einsam zurück.

Das Gefühl der Trauer: Was am Ende bleibt

Das Gefühl der Trauer wird leiser werden, es wird nicht mehr laut polternd über einen herfallen, es wird seltener kommen. Es wird zu dem Gefühl, etwas zurücklassen zu müssen. Es wird einen aber für den Rest des Lebens begleiten, vielleicht nur als kleiner Stich in der Herzgegend, aber es wird einen daran erinnern, dass man mal mehr war.

Deswegen lade ich die Trauer ein, mit mir hier sein zu dürfen. Sie wird mich für immer begleiten, es wäre ein sinnloser Kampf gegen sie. Sie ist jetzt ein Teil meines Lebens und es werden mit Sicherheit noch mehr Trauergefühle im Laufe meines Lebens hinzukommen.

Sei mir willkommen.

Nun begleitet uns das Gefühl der Trauer, anstatt das geliebte Lebewesen.

Ich vermisse dich

Für meinen kleinen Mann Trosky

Reise durch die Angst

Reise durch die Angst

Reise durch die Angst

Die Angst scheint uns mitzunehmen auf eine Reise, um die wir nicht gebeten haben. Eine Reise tief in unsere dunkelsten Abgründe hinein. Aber auch die Angst kündigt sich an. Selten kommt sie uneingeladen ins Haus gepoltert, um uns mitzureißen. Stattdessen schleicht sie sich in Form von Gedanken in unser Leben, durch die Hintertür. Durch die Tür, von der wir glauben, dass sie nur die Wahrheit zeigt.

Eine Reise zu sich selbst führt immer durch die Angst

Inhaltsverzeichnis über die Reise durch die Angst

Eine normale Reise

Die meisten Reisen plant man. Man überlegt sich, wo es hingehen soll, wie lange die Reise geht, ob man alleine reist oder mit anderen, All-Inclusive oder Individualreise, welche Ausweisdokumente man braucht…. Die Liste nimmt kein Ende. Bevor es überhaupt losgeht, gibt es schon viel zu bedenken, zu recherchieren und zu organisieren.

Nicht jedoch bei dieser ganz besonderen Reise. Die Reise durch die Angst. Selten ist es eine geplante Reise, durchorganisiert, bei der man schon vorher versucht alles zu bedenken, damit man gerüstet ist für den Fall X. Dabei fällt mir das Stichwort „Kontrolle“ ein. Das ist, was uns und unserem System Sicherheit gibt: Je mehr wir bedenken, je mehr wir planen, je mehr wir organisieren, desto mehr wiegen wir uns in einer scheinbaren Sicherheit.

Die Angst kommt jedoch selten geplant.

Die Angst scheint uns von hinten zu überfallen. Dann, wenn wir gerade nicht aufpassen, nicht achtsam sind, greift sie an und zerrt uns mit auf eine tiefe Reise in ihre dunklen Abgründe.

Meine Reise mit der Angst

Ich habe viel Zeit mit der Angst verbracht, habe mich mit ihr angefreundet, habe mit ihr gemeinsam gelebt, und nach und nach die Muster in ihrem Auftauchen erkannt. Sie kommt gerne in den stillen Momenten als leiser Gedanke, schleicht sich ein an Tagen, an denen ich sehr vulnerabel bin, besucht mich an Tagen, an denen ich mich „gestresst“ fühle. In diesen Momenten stoße ich meine emotionale Tür für die Angst auf und sie findet einen wunderbaren Nährboden in mir. Und ich höre sie an.

Wenn dieser leise Angst-Gedanke auftaucht, gerät mein Körper in Aufregung und mein ganzes System geht in Verteidigungsposition. Das ist genau das, was meine Gedanken gerade brauchen: Ganz offensichtlich hat dieser leise Gedanke der Angst Recht, mein Körper merkt es doch auch, dass etwas nicht in Ordnung ist! Mit dieser physischen Bestätigung fängt das Gedankenkreisen an. Meine Gedanken drehen sich nur noch um dieses angstauslösende Thema und darum, wie ich die Angst aufhalten kann. Nichts anderes ist mehr wichtig, der berühmte Tunnelblick. Es geht nur noch darum, die vermeintliche Bedrohung abzuwehren. Inzwischen weiß ich, dass diese Gedanken selten der Realität entsprechen.

Mein Denken ist nur so wahr, wie ich es für wahr halte.

Es liegt an mir einen STOPP in das Gedankenkreisen zu bringen. Das macht aber erstmal meine Gedanken noch lauter: Nur, weil es das letzte Mal nicht schlimm war, heißt es nicht, dass es diese mal auch so sein muss. Dieses Mal ist es bestimmt anders! Dieses Mal ist es ernsthaft! Auch das ist ein Muster, das ich inzwischen kenne.

Früher war ich mir all dessen nicht bewusst. Früher kam die Angst laut krachend in mein Leben gepoltert, alles mit sich mitreißend. Da konnte ich keine Muster erkennen, nichts ergab einen Sinn. Auf einmal war sie da und schrie mich lauthals an. Und ich konnte nur schreiend davon rennen. Mit dem einzigen kleinen Problem, dass die Angst nichts ist, wovor man wegrennen kann, weil sie IN einem ist. Wo soll man noch hin?

Wenn uns jemand eine Reise aufzwingt, auf die wir keine Lust haben, können wir davon rennen. Aber die Reise der Angst führt uns in uns selbst hinein, in die dunklen Tiefen unseres Unterbewusstseins, wo sie Zuhause ist. Dort haben wir sie selbst begraben in der Hoffnung, dass sie nie wieder den Weg ans Tageslicht findet.

Aber die Angst findet immer einen Weg! Man kann nicht vor ihr davon laufen. Und wenn sie einmal einen Fuß in der Tür hat, wird sie als uneingeladener Gast erstmal bleiben und ganz ohne unser Planen wird sie uns immer wieder mitnehmen auf die Reise durch sie hindurch.

Die eigene Wahrheit finden

Was tun, wenn die Reise durch die Angst beginnt?

Ich habe gelernt die Muster der Angst zu erkennen, habe mich mit ihr auseinandergesetzt. Ich zwinge mich zu nichts, ich habe ihr den Raum gelassen, den sie braucht. Und so habe ich Schritt für Schritt mich selbst kennen gelernt, meine Gedanken, meine körperlichen Reaktionen, meine Gefühle.

Inzwischen poltert die Angst nicht mehr so schnell einfach in mein Leben, weil ich bereits beim Denken eines angstauslösenden Gedanken mir darüber bewusst bin, dass ich gerade einen angstauslösenden Gedanken gedacht habe, der die Spirale der Angst in mir zum Laufen bringt: Mein Körper schüttet Adrenalin und Cortisol aus, deswegen pocht mein Herz schneller und lauter, Hitzewellen steigen auf und ich schwitze, mein Magen-Darm-Trakt wird unruhig, ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Und mit dem Einsetzen dieser Spirale werden auch die Gedanken lauter. Sie werden durch das Adrenalin angeheizt, was wiederum die Angst verstärkt, was die körperlichen Reaktionen verstärkt, was die Gedanken verstärkt und so weiter und so fort.

Mit dem Einsetzen der Angstspirale werden die Gedanken lauter.

In jedem Moment dieses Kreislaufs habe ich die Möglichkeit einzugreifen und mich anders zu entscheiden: Hänge ich weiter diesen angstauslösenden Gedanken nach? Will ich weiter auf der Couch sitzen bleiben, während in meinem Körper ein Sturm tobt oder gehe ich lieber raus spazieren, um die Hormone abzubauen? Es gibt Zeiten, in denen klappt das besser und es gibt Zeiten, da lasse ich mich in die Angst fallen und werde von ihr mitgerissen.

Fazit

Nur in uns selbst können wir uns selbst finden. Diese Reise durch die Angst ist eine Reise fürs Leben. Wenn man den Mut hat, diese Reise anzutreten, auch wenn man das nicht geplant hat, sich nicht darauf freut, wird man verändert davon zurückkehren. Man wird nie wieder der- oder dieselbe sein. Und das ist nichts, was uns Angst machen sollte. Im Gegenteil: Wir sollten voller Ehrfurcht und Dankbarkeit darauf blicken.

Zieht eure Sicherheitsgurte fest, das wird ein sehr ungemütlicher Ritt werden. Ein Ritt ohne Kontrolle, ohne Organisation, ohne Planen. Nur wir und das Gefühl der Angst in seiner Vollkommenheit.

Diese Reise braucht Mut, aber IN der Angst liegen unsere größten Schätze verborgen!

Die Komplexität der eigenen Gefühle kennen lernen